Bin ich wirklich dumm?

06. Oktober 2014

Schlechte Schüler, laute Lehrer und langweiliger Lernstoff. Wie die Schule es schafft, einen Menschen jahrelang an seiner Intelligenz zweifeln zu lassen und Angst vorm Versagen das Ergebnis ist.

Stille in der Klasse. Ich sitze weinend da, tröstende Hände streichen mir über die Schulter. Das war ich, vor ein paar Jahren. Meine Lehrerin hat mich damals gefragt, ob ich dumm bin. Auf die Frage gab es meinerseits nur eine Antwort: Tränen. Noch heute kann ich mich genau an das Gefühl erinnern. Das Gefühl, wie sich mein Magen umgedreht, mein Herz schneller klopft und mein Gesicht rot anläuft. 

Wir hören immer wieder von Statistiken über Schüler, die in ihren Heften in „Nicht Genügend“ versinken oder von Migranten, die die Schule abbrechen. Kaum einer merkt, dass aus solchen Statistiken Menschen mit geringem Selbstbewusstsein resultieren. Grund dafür ist oft die Schule. Sie ist der Ort, an dem Schüler als „schlecht“ und „gut“ kategorisiert werden. Ich war in der schlechten Kategorie. 

All die Fächer, die in österreichischen Schulen angeboten werden, sind für niemanden unmöglich zu erlernen. Vielleicht ist manch einer besser als der andere, aber zu schaffen sind sie alle. Unser Problem liegt darin, dass der Stoff immer so weitergeführt wird wie bisher. Der bereits bestehende Stoff wird meist in monotoner Stimme heruntergerattert und die Schüler müssen mitschreiben. Die Neugierde eines jungen Menschen, die Begeisterung für Neues und seine Lernbereitschaft wird durch endlose, langweilige Monologe des Lehrers verdrängt. Der Grad an Intelligenz wird an den unzähligen Wiederholungsprüfungen gemessen. Wer die Prüfungen konsequent besteht, ist der kluge Schüler, wer nicht, ist ein Problemfall. Auf die soziale Intelligenz wird in Schulen komplett vergessen. Die Fähigkeit mit fremden Menschen ein langes Gespräch zu führen, Menschen zu trösten und Freundschaften zu schließen, sind Aspekte, denen keine Beachtung geschenkt wird. Lehrer verwenden jahrelang denselben Stoff bei unterschiedlichen Klassen. Der Lehrplan wird nicht an die Klasse angepasst. Im Gegenteil, die Klasse hat sich an den Lehrplan anzupassen. Das Wissen wird regelrecht in all die Köpfe gestopft und wer es nicht versteht, der ist auf sich selbst gestellt.  

Sehr gut = intelligent

Lehrer prägen das Leben eines Schülers. Ich merke wie Klassenkollegen, die ständig gelobt werden, selbstbewusst sind und keine Zweifel an ihrer Intelligenz haben. Dabei ist die Fünf doch gar nicht das Problem. Es sind die Lehrer, die unsere Intelligenz anhand von Noten messen. Das führt nur zu einem: Auch Schüler fangen an, ihre Intelligenz an Noten zu messen. Diese Gedanken bleiben nicht nur im Schulgebäude, sondern begleiten einen das gesamte Leben. Bewerbungen, Freunde, der Beruf, die Ausbildung… Aspekte, die das geringe Selbstbewusstsein und die Angst vorm ewigen Versagen schlussendlich zum Vorschein bringen. Und das alles nur wegen einer Fünf.

Kommentare

 

Vor Allem bei dem Aspekt der sozialen Kompetenz hast du vollkommen recht. So habe ich das noch nie gesehen...

Deine Lehrerin wird sich noch wundern, wenn du dann biber- Chefredakteurin bist ;) 

 

haha ja du bist lustig smiley

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