Bundesheer oder Berufsheer

07. Dezember 2012

 

Am 20. Jänner fällt die Entscheidung - Bundesheer oder Berufsheer? Andere Magazine lassen Militärexperten oder Politiker zum Thema fachsimpeln. Wir geben zwei Frauen, einem Schüler und einem Ex-Soldaten das Gewehr, ähm das Wort. Lasst das Feuergefecht beginnen!

 

Lieber ein Arsch voll Eiter als Bundesheer-Gefreiter

 

In meinem Artikel „ Stillgestanden“ (biber/Oktober/2010) schrieb ich über meine weniger lustigen Erinnerungen an die Bundesheerzeit, welche ich zu 80% in der Küche des Heeresspitals verbrachte. Pseudoautoritäre Küchengehilfen und unsinnige Beschäftigungstherapien der Offiziere sind nach wie vor Punkte, die dringend reformiert werden sollten, aber die Wehrpflicht darf trotzdem nicht fallen! Nicht, weil ich den jungen Männern die stundenlangen Exerziereinheiten so sehr wünsche. Auch nicht, weil ich will, dass sie in ihren ABC-Schutzanzügen Liegestütze machen müssen. Dennoch sollten sie einmal in ihren Leben Militärluft schnuppern. Mein Vater sagt immer: „Du bist erst ein Mann, wenn du beim Heer warst.“ Es ist rückblickend ein absoluter Gewinn, wenn man einmal im Leben einen Marsch mit viel zu kleinen Stiefeln gegangen ist, den ganzen Spindinhalt am Rücken getragen hat oder wenn der Zugsführer das mühevoll gemachte Bett wegen einer klitzekleinen Falte komplett zerstört hat. All jene Sachen sind genau die Dinge, über die sich Männer unterhalten können, ohne sich zu kennen oder gemeinsame Interessen zu haben. Deshalb ist das Bundesheer immer wieder ein großes Thema, wenn ich neue Leute kennenlerne. Es beginnt mit den Erzählungen über die erste Tagwache und zieht sich bis zur Abschlussfeier. Das Bundesheer sozialisiert und was passiert mit dem Zivildienst, welcher auch wegfallen würde, wenn die Wehrpflicht abgeschafft wird.

 

Damit würden neben tausenden Rekruten beim Katastrophenschutz, auch noch tausende Jugendliche beim roten Kreuz, in Behinderteneinrichtungen oder Altenheimen fehlen. Die Alternative „Berufsheer“ plus bezahltes „freiwilliges Sozialjahr“ finde ich lahm. Das untergräbt den Sinn von Ehrenamt. außerdem sollte das Bundesheer nicht so bürgerfern sein, sonst rennen beim Profiheer in 20 Jahren nur noch Rambos in den Kasernen herum, die blind Befehle entgegen nehmen und jeglichen Bezug zur Realität verloren haben. Das ist übrigens der Grund, warum beim Aufstand in Ägypten (arabischer Frühling) das Militär nicht auf die eigenen Leute geschossen hat. Mein Rang ist übrigens Gefreiter.

 

Teoman Tiftik, Journalist, 25.

tiftik@dasbiber.at

 

 

Alkoholkonsum für Ego-Shooter-Fans

Nun soll es also tatsächlich zu einer Volksbefragung über die Wehrpflicht kommen! Im Allgemeinen sollte es vollkommen klar sein, dass eine Abschaffung des Präsenzdienstes in einem Land, welches von notorisch aggressiven Schurkenstaaten wie der Schweiz und Liechtenstein umgeben ist, einer lebensbedrohlichen Katastrophe gleichkommt. Jahrzehntelang hat das Modell Wehrpflicht funktioniert: Hunderten schwer in die Gesellschaft integrierbaren, gemeingefährlichen Primaten konnten krisensichere Jobs vermittelt werden, in denen diese sich sogar noch an der frischen Luft austoben konnten. Durch innovative Methoden wie etwa dem nächtlichen Kriechen durch Dreck oder dem stundenlangen Stillstehen in voller Kampfesmontur, konnte das Bundesheer tausenden jungen Männern die grundsätzlichen, lebensnotwendigen Kenntnisse der Männlichkeit vermitteln. Nun wollen einige grasrauchende, langhaarige Linkslinke diese urösterreichische Institution auslöschen?

Nährboden für Homosexualität

Diese Wirrköpfe nehmen damit in Kauf, dass Österreich seine beliebte Rolle als verteidigungspolitischer EU-Klassenclown verliert und dass tausenden Jugendlichen die einmalige Möglichkeit verwehrt bleibt, die Tugenden des guten alten Deutsch….äh Österreichs kennenzulernen! Außerdem bietet der Grundwehrdienst eine Chance, Versäumnisse im Bereich des Alkoholkonsums nachzuholen und bietet zudem begeisterten Ego-Shooter-Fans die seltene Gelegenheit, ihre Fantasien in einem geeigneten Umfeld ausleben zu können. Wie soll sich ein junger Mann entwickeln, der nie in Kontakt mit einer scharfen Waffe gekommen ist? Diese Unerfahrenheit bietet guten Nährboden für Verweichlichung und die damit einhergehende Homosexualität! Und was soll aus den Jungen werden, die nie die wärmende Hand eines vaterländischen Offiziers auf ihren Geschlechtsteilen gespürt haben? Ein Akt der immerwährenden Verbindung mit dem Heimatland wäre für immer passé!

Als vernunftbegabter Mensch bitte ich Sie, für die Beibehaltung dieser Tradition einzutreten. Die hochqualifizierten Ausbildner brauchen auch weiterhin unsere steuerlichen Spenden, um ihre Arbeit fortzuführen!

 

Thomas Kitz, Schüler, 17.

Redaktion@dasbiber.at

Gesellschaftsdienst muss her!

Die Jungs, die ich immer lässig fand, waren Zivildiener. Relaxte Typen mit einem gesunden Autoritätsproblem. Auch mein Vater, in Indien groß geworden, kennt Wehrpflicht nicht. Im Gandhi-Land gibt es so was nicht. Er findet, statt Wehrpflicht sei "Gesellschaftsdienst" besser - und zwar für beide Geschlechter, Männer und Frauen. Etwas tun für das Land, bevor man die eigene Ego-Karriere startet.

 

Ungesunde Waffen

Jungs, die sich derzeit für die Wehrpflicht entscheiden, tun genau das. Völlig altruistisch lernen sie alles, was es braucht, ihr Land zu verteidigen. Zu Zeiten des kalten Krieges mag das sinnvoll gewesen sein. Heute fragt man sich: Wofür und gegen wen? Nun gut, für die persönliche Entwicklung sind Dinge wie Disziplin, Rumbrüllen, Betten machen und neben der Waffe ruhig schlafen können sicherlich lebensnützlich. Als zarter Bursche rein, als harter Mann raus. So läuft das. Aber abgesehen vom männlichen Feinschliff: Wofür braucht Österreich jährlich über 20.000 einsatzfähige Soldaten? In einem Land, das neutral ist, sich nicht an Kriegen beteiligt und beim besten Willen keine internationale Bedrohung darstellt, ist das Modell der Wehrpflicht schlichtweg überholt. Echte Männer gehen hier jetzt in Karenz. Und das ist gut so. Überhaupt, dieser ganze Waffenkram, muss das sein? Waffen sind tendenziell „ungesund“ – vor allem, wenn sie hochdosiert an Jungs mit Hormonschüben verabreicht werden. Und hier nur am Rande erwähnt, ich bin jetzt schon gespannt, wie die globale Kriegslandkarte sich verändern wird, wenn zunehmend Frauen in Politik und Wirtschaft mitmischen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass eine Frau die Nostalgie des österreichischen Nationalfeiertags versteht: Da werden die Panzer rausgeholt, die ja sonst einrosten würden, da werden die Eurofighter stolz präsentiert und eine Soldatenpuppe wird meterhoch aufgeblasen – was für eine Symbolik.

Starke ??

Gut, für Katastrophenschutz braucht es fähige Kerle: stark, ausgerüstet, die Hubschrauber fliegen können und in der Gruppe gut organisiert sind. Auch ein tüchtiges Berufsheer ist trotz all meiner Waffenantipathie sinnvoll, für den Fall der Fälle und für internationale Einsätze – z. B. für humanitäre. Warum also nicht die Unsummen, die unnötig für das Wehrpflichtsystem ausgegeben werden, effektiver verteilen? Für topausgerüstete Katastrophenteams, für ein leistungsfähiges Berufsheer, für den Gesellschaftsdienst, den mein Papa einfordert. Das kann dann Zivildienst, „Heerdienst“ – oder eben noch viel mehr sein. Wobei Frauen da auch mitmachen sollten – verpflichtend! Gleiches Recht für alle. Und wer weiß, vielleicht irre ich mich am Ende auch und es heißt bald: Echte Frauen gehen zum Heer?!

 

Delna Antia, Journalistin, 29.

antia@dasbiber.at

 

Her mit dem Heer!

 

„Du musst zum Heer, sonst bist du kein richtiger Mann.“ Das muss sich so mancher Jugo oder Türke von seinem Vater sagen lassen. Die Väter haben noch an der Heimatfront ihren Präsenzdienst geleistet, die Söhne gehen jetzt für Österreich zum Heer. Was passiert nun, wenn das Heer vielleicht abgeschafft wird? Wo sollen dann Papis Söhne Disziplin, Ordnung, Anstand und Pünktlichkeit lernen? Was geschieht mit all den pubertierenden Bubis, die manchmal einfach einen Tritt in den Hintern brauchen, um ihre Aufgaben im Leben ernst zu nehmen?

Sechs Monate in der Kaserne verändern einen jungen Menschen. Die Rekruten kommen verändert nach Hause zurück, sie werden erwachsen. Warum? Während der Zeit im Heer gibt es kein ständiges vergessen. Man hat Aufgaben, muss früh aufstehen hat keine Zeit stundenlang im Internet zu surfen, Computerspiele zu spielen oder Fußball zu schauen. Beim Heer entwickelt man eine soziale Ader – ja, das habt ihr richtig gelesen –eine soziale Ader. Der Kamerad im gegenüberliegenden Stockbett wird zum Verbündeten, er wird zum Freund fürs Leben. Er hat dasselbe durchgemacht und verbrachte die harte Bundesheer-Zeit genauso wie die anderen Wehrdiener in der Kaserne. Er robbte, er schrubbte, er machte Liegestütz, er salutierte. Der Kamerad ist real, der Gegenspieler bei „Call of Duty“ im Internet ist es nicht.

 

Qual der Wahl

Im Jänner entscheidet sich bei der Volksbefragung, was mit dem österreichischen Bundesheer geschieht. Lösungsvorschläge vom Herrn Darabos:  1. Entweder der Wehrdienst wird ganz abgeschafft, so wie in Bosnien, Serbien oder Bulgarien. 2. Er läuft auf freiwilliger Basis ab, so wie in Kroatien oder 3. Die jungen Rekruten müssen weiterhin sechs Monate lang ihrem Land dienen.  Nach dem EU-Beitritt Österreichs, bei dem der Mythos der Neutralität sowieso zu Grabe getragen wurde, braucht Österreich junge Rekruten. Wer soll sonst in Krisengebiete fahren und für Frieden und Stabilität sorgen? Überteuerte Offiziere sicherlich nicht.

 

Amra Dučić, Journalistin, 24.

ducic@dasbiber.at

 

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