Das Schwiegermonster

14. Mai 2012

 

Trennungsgrund Nr. 1 am Balkan ist nicht ihr schlecht geführter Haushalt, nicht sein Alkoholproblem, nicht ein Seitensprung – sondern die Schwiegermutter. Ein Best-of Schwiegermonster.

 

 

 

 

Die Stalkerin

Die Stalkerin verbringt die gesamte Zeit ihres Lebens damit, zu erforschen, ob ihr Söhnchen im Fitnesscenter ist, mit welchem Kumpel es um die Häuser zieht, was es gerade in der Arbeit tut. Fünf Telefonate pro Tag stehen auf der Tagesordnung. Ist der Sohnemann bereits mit seiner Geliebten von daheim ausgezogen, verdoppelt sich die tägliche Zahl an Telefonaten. Beim Candle-Light-Dinner will die Stalkerin genau wissen, welcher Gang als nächstes serviert wird. Er gibt ihr besser Auskunft, auch wenn jegliche Romantik längst verflogen und seine Freundin kurz vorm Durchdrehen ist. Denn ein Schwiegermonster Typ „Stalkerin“ kann auch ganz anders. Wird sie zu lange ignoriert, steht sie auf der Matte des Pärchens und dann bleibt sie auch drei Tage.

Vor ihren Verfolgungskünsten muss sich am meisten die Freundin des Sohnes hüten. Das Schwiegermonster lauert hinter jeder Ecke. „Sie hat mich verfolgt, verfolgt!!! Und mich vor meinem Freund als Betrügerin abgestempelt, weil ich mit einem Arbeitskollegen zur U-Bahn gegangen bin“, erzählt Anela kopfschüttelnd.

Ja, sowas gibt’s.

 

Die Blutsaugerin

Die Blutsaugerin saugt der Beziehung ihres Sohnes das Blut aus – durch permanente Anwesenheit. So passiert es schon einmal, dass sie die beiden ungefragt auf ein U2-Konzert begleitet, beim ersten Romantikurlaub mitf.hrt und auch nicht davor zurückschreckt, sich zum Valentinstag mindestens das gleiche Geschenk zu wünschen, das der Sohn seiner Freundin macht. Wenn ihr Schätzchen gerade nicht anwesend ist, saugt sie allen, die ihr Söhnchen kennt, das Blut aus, indem sie ohne Pause von ihm schwärmt. Dabei kann es jeden treffen: den Ehemann, den Nachbarn, den Arbeitskollegen, die Kassakraft im Supermarkt.

So erfährt jeder, dass ihr Sohn der beste Fußballer Österreichs ist – auch wenn er in der letzten Liga Wiens spielt. Er hatte natürlich immer die besten Noten, auch wenn er zwei Ehrenrunden hinter sich hat. Er fährt den neuesten BMW, selbst, wenn er monatlich einen 20.000 Euro Kredit zurückzahlt. „Ich liebe ihn wirklich, ganz, ganz ehrlich, aber sie geht sogar mir am A**** mit dem Gerede über ihn“, schnauft Marija böse. „Jedes ihrer Gespräche beim Mittagessen mit der Familie oder beim Einkaufen handelt von ihm – ich mein, hat die kein Leben?“

Die Gefängniswärterin

Die Gefängniswärterin wendet fiese psychische Tricks an, um den Sohn an sich zu binden. Sie macht ihn derart abhängig, dass er nur schwer ohne sie auskommt. Wenn sein Auto stehen bleibt, ruft er nicht seinen Vater an, sondern holt sie zur Hilfe. Bei einer Diskussion mit seiner Freundin holt er seine Mami dazu, die als Richterin entscheidet, wer im Recht ist – natürlich völlig objektiv.

Für die Ehefrau wirkt das Ganze so, als würde er hinter Mamas selbst genähten schwedischen Gardinen sitzen. Dass er vor seinem 30. Lebensjahr auszieht, ist unmöglich, denn sonst würde er seiner Mutter das Herz brechen. Falls er mit einem Freund zu Mc Donald’s Burger essen will, verbietet sie es ihm, da das Essen dort ungesund ist und ihre Mahlzeiten sowieso die besten für ihn sind. Nach einem Date mit seiner Geliebten fragt ihn seine Gefängniswärterin so aufdringlich nach jedem Detail, bis ihm die Lust auf weitere Dates vergeht.

Sie hat Einblick auf sein Konto und überprüft seine Telefonrechnungen. Für den Fall, dass sie ihm doch gestattet, eine Freundin zu haben, beschränken sich die Treffen auf höchstens zwei Mal pro Woche.

„Teilweise konnte ich echt nur noch lachen. Sie hat ihm verboten, wegzugehen, weil er drei Tage vorher verkühlt war“, erzählt Anita kopfschüttelnd. „Ab und zu dachte ich mir echt, dass sie ihn einsperrt und den Wohnungsschlüssel schluckt, zutrauen würde ich es ihr.“

Der Bodyguard

Das Schwiegermonster, Typ Bodyguard, beschützt ihr Schätzchen rund um die Uhr – mit ihr an der Seite darf er sich alles erlauben. Wenn er seine Ehefrau betrügt, befriedigt sie ihn zu wenig und ist deswegen selbst schuld. Wenn er betrunken nach Hause kommt, ist die Ehefrau schuld, weil sie ihn daheim zu sehr einengt. Wenn er das ganze Geld verspielt, ist sie schuld, weil er ohne ihre Shopping-Touren noch genügend Geld übrig hätte. Ein richtiger Mann muss sich schließlich vergnügen. „Meine Schwiegermutter hat es gestört, dass er nicht mit seinen Jungs auf Aufriss war. Das musst du dir vorstellen“, sagt Marijana. „Ich würde ihn zu sehr einsperren und ihm den ganzen Spaß verderben“, warf sie mir vor. Und gnade Gott, die Schweigertochter wagt es, den geliebten, unfehlbaren Sohn in aller Öffentlichkeit zu kritisieren – Bodycheck! Ein Erdbeben ist harmlos dagegen. Dann erfahren alle, dass die Freundin vom Sohn „angeeeeblich“ schon zwei Mal abgetrieben hat.

 

 

 

von Alexandra Stanić und Michele Pauty (Foto)

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