Das starke Geschlecht

05. März 2015

Breite Oberschenkel statt Thigh Gap, Eiweiß statt Salat und Protein-Shakes statt Entschlackungstee – immer mehr Frauen bevorzugen Muskelmasse statt Magerwahn und setzen damit ein Zeichen: Starke Frauen braucht die Welt.

Von Melisa Erkurt

Powerfrauen
Foto: Marko Mestrovic
Gibt man auf Facebook oder Instagram „Fitness Girls“ ein, erscheinen tausende Fotos von durchtrainierten Frauen: breiter Rücken, feste Oberarme, ein Sixpack von dem Christiano Ronaldo nur träumen kann und dann noch dieser knackige Hintern. Keine Spur von Fett, Cellulite oder Knochen – hundert Prozent reine Muskelmasse. Neben den Fotos finden sich Ernährungstipps und Fitnesspläne für den Weg zum neuen Körperideal. Was aber auch auffällt, sind die abwertenden Kommentare unter den Fotos der durchtrainierten Frauen. Es sind häufig Männer, die sie verfassen: „Wäh, die sieht aus wie ein Kerl!“, „Das ist doch nicht mehr weiblich“, schreiben sie. Lusy Skaya kennt solche Kommentare nur zu gut. Die 24-jährige Athletin hat auf ihrer eigenen Facebook-Seite fast 22.000 Likes. Dort postet sie Fotos von ihren Mahlzeiten, ihren Sport-Outfits und ihrem durchtrainierten Körper und der sorgt stets für Gesprächsstoff: „Früher warst du viel hübscher!“, „Nimmst du Steroide? Das ist nicht mehr weiblich!“ - das ist nur ein kurzer Auszug der Kommentare, die Lusy erreichen. Die gebürtige Russin lässt das jedoch kalt: „Die Männer, die das schreiben, sind einfach nur eingeschüchtert von mir“, weiß sie.


Außerdem gibt es ja auch genug positives Feedback. Täglich erhält Lusy zahlreiche Nachrichten von Frauen, die sie um ihren Körper beneiden und Lusy um Fitness- und Ernährungstipps bitten. Die berät Lusy gerne in ihrem eigenen Fitness-Shop. Im Oktober 2014 eröffnete sie nach eigenen Angaben als erste und bisher einzige Frau in Österreich einen eigenen Shop für Fitnesspräparate. In der „Bodybaustelle“ im fünften Wiener Bezirk bietet die 24-Jährige auch spezielle Produkte für Frauen an und schließt damit eine Marktlücke. „Frauen brauchen beispielsweise hochwertigere Eiweißprodukte und mehr Vitamine als Männer“, weiß die ausgebildete Fitnesstrainerin. In ihrem Shop erhält man neben diesen Produkten auch spezielle Zutaten fürs Backen ohne Kohlenhydrate, stylische Sportklamotten und persönliche Tipps von Lusy. Sie selbst hat vor vier Jahren begonnen intensiv Fitness zu betreiben, davor hat sie in der Bank gearbeitet. Dann schulte Lusy zur Fitnesstrainerin um, begann Videos mit Sportübungen auf YouTube hochzuladen und spielte im Musikvideo von Nazar mit. Mittlerweile hat sie einen eigenen Sponsor und ist ein bekanntes Gesicht in der Fitness-Szene.
„Muskelmonster!“

Powerfrauen
Christian Kellner

"Lusy kennt jeder“, sagt auch Pantea. Die 24-Jährige ist Gewichtheberin. 120kg hebt sie, doch schon bald will sie das toppen, ihr Ziel ist es sich eines Tages für die Europameisterschaft im olympischen Gewichtheben zu qualifizieren. Die gebürtige Iranerin will auch ein Vorbild für Frauen sein: „Wenn du körperlich stark bist, macht dich das auch innerlich stärker. Durch die Rückenmuskeln und die breiten Schultern habe ich eine aufrechte, starke Haltung. Ich bin ausgeglichener und selbstbewusster“, sagt Pantea. Das, obwohl sie wegen ihres muskulösen Körpers häufig beleidigt wird: „Muskelmonster, Steroidfotze – die Männer haben doch nur Angst vor mir“, so die 157cm große Sportlerin. Damit sich auch Frauen, die sich nicht trauen mit Männern zu trainieren, auspowern können, hat sie das „Bootcamp – Women Strength“ ins Leben gerufen. Von Mai bis September trainiert Pantea jeden Sonntag im Vienna City Beachclub mit anderen Frauen. Das Ziel ist es, das Bild von der hilflosen, schwachen Frau hinter sich zu lassen. Trotzdem haben es Frauen in der Fitness-Szene noch immer nicht leicht, deswegen ist der weibliche Anteil in dem Sport vergleichsweise gering. Pantea kennt zehn Frauen in ganz Wien, die wirklich intensiv trainieren, die meisten sind Österreicherinnen, es gibt eher weniger Migrantinnen in dem Gebiet. Frauen werden hier häufig nicht ernst genommen: „Zu Beginn wird man für seine Ziele ausgelacht und wenn man sie dann erreicht hat, wird man beleidigt – dann ist man plötzlich männlich und schirch“, sagt sie. Pantea ist Muslima, für sie hat Sport nichts mit Religion zu tun, trotzdem wird sie oft von Männern beleidigt, die sie als Schande für den Islam sehen, weil sie in kurzen Sportklamotten im Männerbereich des Studios trainiert.

„Dabei ist mein Bizeps größer als der von den meisten Männern.“


Doch die gebürtige Iranerin trainiert dort nur, weil ihr die Gewichte im Frauenbereich nicht ausreichen. Auch ihre Freundin Bianca, die bei Bodybuilder-Shows auftritt, stört es, dass Frauen in der Szene unterschätzt werden: „Kaum betritt man als Frau ein Fitnesscenter, wird einem gleich der Frauenbereich gezeigt. Dort gibt es aber viel weniger Geräte und eher mehr für Ausdauer, statt für Muskeln. Dabei ist mein Bizeps größer als der von den meisten Männern.“ Die 22-jährige Medizinstudentin ist seit einem Jahr in der Bodybuilding-Szene. Sie kennt den Ruf, der Frauen aus dieser Szene verfolgt und weiß, dass Bodybuilderinnen oft als männlich gelten und sich viele Frauen auch deshalb nicht trauen, mit dem Sport anzufangen. Doch sie gibt Entwarnung: „Solange du dir nichts spritzt oder illegale Präparate zu dir nimmst, kannst du gar nicht so aussehen wie ein Mann.“ Die 22-Jährige muss es wissen, schließlich ist Bodybuilding ihr Leben. Sie ist beim IFBB (International Federation of Bodybuilding & Fitness) und gibt dort tausende von Euros für Vorbereitungen und Bühnenshows aus. Bräunungsspray, Glitzerbikini, Haare, Make-Up, Präsentationsseminare – all das ist teuer, doch Bianca ist es das wert - der Sport ist alles für sie.

Stahlstarke Frauen
Michael Baumgartner

Armdrücken beim ersten Date
Pantea pflichtet ihr bei. Auch sie lebt für den Sport, macht weder Party, noch trinkt sie Alkohol. Ihr Alltag dreht sich nur um das Training und die richtige Ernährung, Zeit für Freunde bleibt wenig. Die beiden Frauen können sich auch nicht vorstellen mit einem Mann zusammen zu sein, der sich nicht in der Fitness-Szene bewegt. „Das würde auch gar nicht funktionieren, der würde sich unmännlich neben mir fühlen“, sagt Bianca. Früher wurden die beiden Freundinnen von Männern auf Dates eingeladen, heute heißt es: „Lass uns Armdrücken oder gemeinsam trainieren gehen.“ Doch den beiden gefällt das, sie werden endlich als gleichwertig und stark wahrgenommen. Pantea bringt es auf den Punkt: „Der Trend geht in die richtige Richtung, Frauen wollen stark sein – das Bild von der zarten, zerbrechlichen Frau könnt ihr ein für alle Mal vergessen.“


 

 

 

Ernährungsplan
Mittwoch, Samstag: 200g Protein, 150g KH
7.30 Uhr: 30g Wheyprotein, 20g Protein
10.00 Uhr: 2 Eier + 200ml Eiklar + 50g Schinken, 100g Roggenbrot, 46g Protein, 40g KH
12.30 Uhr: 150g Fisch (Tilapiafilet), 50g Reis, 33g Protein, 38g KH
15.00 Uhr: 150g Hühnerfleisch, 300g Kartoffeln, 33g Protein, 45g KH
17.30 Uhr: 150g Hühnerfleisch, 50g Reis, 33g Protein, 38g KH
20.00 Uhr: 100g Hühnerfleisch, 150g Broccoli, 22g Protein
22.00 Uhr: Proteinshake 30g, 20g Protein
Dienstag, Donnerstag, Sonntag: 170g Protein, 250g KH
7.30 Uhr: 30g Wheyprotein (Muscle Whey), 20g Protein
Training: 60g Malto+10gBCAA+10gGlutamin, 60g KH
11.30 Uhr: 100g Reisflocken + 40g Wheyprotein, 30g Protein, 75g KH
13.30 Uhr: 150g Fisch (Tilapiafilet), 50g Reis, 33g Protein, 38g KH
15.30 Uhr: 100g Hühnerfleisch, 50g Dinkelnudeln, 33g Protein, 38g KH
17.30 Uhr: 100g Hühnerfleisch, 50g Reis, 22g Protein, 38g KH
20.00 Uhr: 100g Hühnerfleisch, halbe Gurke, 22g Protein
22.00 Uhr: 30g Wheyprotein, 20g Protein
Montag, Freitag: 150g Protein, 350g KH
7.30 Uhr: 30g Wheyprotein (Muscle Whey), 20g Protein
Training: 60g Malto+10gBCAA+10gGlutamin, 60g KH
12.00 Uhr: 100g Reisflocken + 40g Wheyprotein, 30g Protein, 75g KH
14.00 Uhr: 100g Fleisch, 100g Reis, 22g Protein, 75g KH
16.00 Uhr: 100g Fleisch, 100g Reis, 22g Protein, 75g KH
18.30 Uhr: 100g Fleisch, 100g Dinkelnudeln, 22g Protein, 75g KH
20.30 Uhr: 100g Schinken, 130g Roggenbrot, 20g Protein, 52g KH
22.30: 30g Wheyprotein, 20g Protein
Kann immer dazu gegessen werden: Champignons, Himbeeren, Blaubeeren, Gurken, Broccoli, Delikatessgurken, Paprika, Tomaten.
Fleisch kann auch mit magerem Rinderfaschiertem, Shrimps, Thunfisch, Fisch, Steak ersetzt werden (Proteinmenge beachten!)

Trainingsplan

Montag: Legs/Calves

Squats 4x 10 superset with

Walking Lunges 4x 20

Beinpresse eng 3 x 8-12

Leg Extensions 3 x 12-15

Beincurls liegend  4 x 8-10

Hip Bridges 4 x 12 superset with

Froggys 4x10-20

Abduktoren 3x12-15

Dienstag: Chest/Shoulders/Abs

Incline Dumbbell Bench Press 4 x 12 superset with

Standing Cable Fly’s 4 x 12

High Pull with rope 3×15

Standing Shoulder Press 4×12

Lateral Raises 8 x 8

Crunches 3 x 15

1 min Plank

Donnerstag: Back/Biceps

Wide Grip Pull Ups 4 x 8

Cable Row Machine eng 3 x 10

Bent Over Cable Rows 3 x 12 superset with

Lat Pull Downs eng 4 x 12

KH-Rudern 3x10-12

Weight Hyper Extensions 4 x 15

Alternating Seated Dumbbell Curls 4 x 8

EZ Barbell Curls 4 x 12

Freitag: Hamstrings/Glutes/Calves

Leg Curls 4 x 15 superset with

1 min weighted Step Ups on bench

Stiff Leg Deadlifts 4x 12 superset with

Platte 3x15-20

Kettlebell 3x15-20

Smith Langhantel 3x15-20

Froggys 4x8x12

Wadenheben Beinpresse 3x6-12,

Wadenheben sitzend 3x15-25

Sonntag: Shoulder/Triceps/Abs

Dumbbell Shoulder Press 4 x 10

Wadenheben Beinpresse 3x6-12

Wadenheben sitzend 3x15-25

 

 

 

 

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halt ich heutzutage bei so vielen veganen Bodybuildern doch etwas bedenklich

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