DIE „CORONA MATURA“ – NICHT GLEICH VIEL WERT?

04. Juni 2021

„2021 wird die Matura eh nur hergeschenkt.“ „Das ist ja nicht mal ein richtiger Schulabschluss.“ „Ihr habt’s so ein Glück, heuer zu maturieren. So einfach wird’s in eurem Leben nicht mehr.“ Einen dieser Sätze hat man als Maturant:in des Jahrgangs 2021 sicherlich schon mal gehört. Verständlich: Im Vergleich zu den Jahrgängen davor mussten wir nicht so oft in die Schule, durften Tests streichen und Deadlines verlängern. Doch war alles so einfach? Das Leben durch den Bildschirm zu betrachten, allein zu sein, das Fehlen sozialer Kontakte, innere Leere und Angst. Man fühlt sich hoffnungslos, haltlos – nein, die vergangenen zwei Schuljahre waren nicht nur einfach. Für mich waren die Erleichterungen für Maturant:innen mehr als nachvollziehbar: Viele Jugendliche leiden und litten an psychischen Krankheiten, kämpften mit den Folgen der Einsamkeit und hatten Existenzängste. Stundenlanges Arbeiten vor dem Bildschirm und das Selbststudium ganzer Themengebiete waren keine Seltenheit: Das Arbeitspensum erhöhte sich, die Selbstmotivation schwand. Vergangenes Semester hörte ich dann folgenden Satz im Präsenzunterricht: „Machts jetzt a g‘scheite Matura, macht’s die Mündliche freiwillig. Strengt euch an, dass ihr einen halbwegs echten Abschluss bekommt, dann kann euch später niemand sagen, dass ihr nur die „Corona Matura“ gemacht habt.“

Ein minderwertiger Schulabschluss, verursacht durch einen Zustand, der außerhalb meines Einflussbereiches lag und liegt? Die Schulzeit nichts mehr wert? Nur zu retten, wenn ich nicht zwingend notwendige Prüfungen doch mache, um stolz mein „Extrapickerl“ auf dem Zeugnis herzuzeigen? Kein Maturaball, keine Klassengemeinschaft, wahrscheinlich auch kein „typischer“ Studienalltag im Herbst – alles halb so wild. Doch niemand sollte auf das Recht, zukünftig gleich behandelt zu werden, verzichten müssen. Ist die Matura 2021 genauso viel Wert wie die „Normale“? Ja. In meinen Augen sogar viel mehr. Mit Stolz werde ich mir den Stempel „Corona Matura“ aufdrücken, während einer Pandemie maturiert zu haben und dabei, obwohl mir oft die Luft weggenommen wurde, nie aufgegeben zu haben.

Bernadette Danklmayer ist 18 Jahre alt und Maturantin des BG/BRG Stainach in der Steiermark.

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