Du fastest in August? Nein, ich faste in Ramaddan!

26. August 2011

Heute war es heiß, verdammt heiß. Wir schreiben den 25. August 2011, ein Tag der mir auf beschränkte Zeit in Erinnerung bleiben wird. An heißen Tagen suche ich meistens ein stilles und kühles Ort um mich besser zu fühlen und lande dabei immer in der Küche, genauer gesagt vor dem Kühlschrank. Doch nicht so heute. Und auch nicht gestern. Und den Tag davor auch nicht. Eigentlich den ganzen Monat nicht, denn es ist schließlich Ramaddan und ich faste. "Och, ist doch ned so schlimm, im Sommer kann ich auch nicht essen" höre ich des öfteren. "Ich darf auch nicht trinken" antworte ich drauf und warte nur bis mein Gesprächspartner, der mich anschaut als hätt ich gerade dass schizzophränste wo gibt gesagt, das Handy rausholt und eine psychiatrische Klinik anruft.

 

Die Regeln des Fastenmonats Ramaddan sind wohl allen Biber-Leser bekannt, dafür hat Biber-Stipendiantin Filiz schon gesorgt, hier nochmals der Link zu dem exzellenten Blog: http://www.dasbiber.at/content/ramadan-jedes-jahr-ein-neues-fest

 

"Na bist oarg, i könnt des nie mochn. A gonzn Tog lang ka tropf Wasser trink'n is jo a Wahnsinn heast" höre ich ständig. Den ganzen Tag lang Flüssigkeit zu sich nehmen hilft dem Körper auch nicht unbedingt. 1,5 - 2 Liter am Tag sind ein Minimum. Diese Menge und sogar mehr, nimmt die fastende Person in der Zeit zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang zu sich. Der Körper speichert vermeintlich nicht nur Fett ab sondern auch kleine Vorräte an Wasser, die er in dunklen Zeiten, wenn die Krise kommt, ausschöpfen kann. Diese Vorräte werden eben Tagsüber ausgeschöpft und eben diese sorgen dafür dass der Mensch normal weiter funktionieren kann. Hier gillt auch die Regel, dass Cola, Red Bull und weitere Soft-Drinks und Fruchtsäfte nicht als Wasser-Ersatz angenommen werden, die landen nämlich zu einem sehr, sehr hohen Prozentteil in der Blase.

 

"Nix essen? Wie geht'n des bitte? Spürst ka hunger?" Nur die Toten spüren keinen Hunger. Man unterdrückt oder ignoriert es einfach. Außerdem verspürt der Körper nur phasenweise und nicht kontinuierlich Hunger, also sind diese "Schmerzen" durchaus auszuhalten. Nebenbei sei nur angemerkt, dass JEDER Mensch Fett-Speicher hat, die der Körper gerne verbrennt wenn sonst keine "frische" Nahrung vorhanden ist. Die Verdauung ist einem auch dankbar fürs fasten. Eine Fress-Orgie bei Sonnenuntergang soll man aber nicht erwarten, dies ist eher ein Klischee. Der Otto-Normalverbraucher, pardon, Osman-Normalverbraucher isst im Monat Ramaddan meistens sogar weniger als sonst, da der Körper sich an Essensentzug gewöhnt und nicht mehr die große Mengen an Nahrung verlangt an die er in den Monaten davor gewöhnt war. Das Sättigungsgefühl wird wieder restauriert.

 

"Ka Tschick? Worum des? Oiso des geht ma zu weit?" Über Zigaretten und den Rauch-Drang kann ich nicht viel schreiben weil ich kein Raucher bin, ich weiß nur dass es nicht leicht ist seine Sucht aufzugeben, was eben Ziel und Zweck der Übung ist. Die Sucht gillt als böse und sie gehört bekämpft und welch ein besserer Schritt in dieser Richtung als die Ramaddan-Reduzierung? Außerdem ist Rauchen schädigend und alles was dem Körper schadet ist im Islam verboten. Gelehrten gehen bei der Zigaretten-Frage getrennte Wege: während die einen es ganz verbieten und es "Haram" also streng verboten bezeichnen, sagen die anderen es wär lediglich "Mekruh", was man mit "Graue Zone" übersetzen könnte, sprich es ist nicht empfohlen wird aber geduldet.

 

"Heast, du tust ma owa scho' ver'oaschen oder? I man, wie i a bissl jüngr woar, da war dieser Ramaddan ja irgendwann im Winter. I man, was soi des gonze Theater?" Stimmt, gut aufgepasst. Der gregorianische Kalender richtet sich nach der Sonne und hat 12 Kalendermonate, 7 x 31 Tage, 4 x 30 Tage und 1 x 28 bzw. 29 Tage, während der islamische Kalender ein reiner Mondkalender ist, welcher ebenfalls aus 12 Kalendermonate besteht, 6 x 29 Tage und 6 x 30 Tage. Da sich dieser Kalender nach dem Mond richtet, "verschieben" sich die Monate im Vergleich zu dem westlichen Kalender, sodass Monat Ramaddan, der 9. Monat im Jahr, mal im Winter und mal im Sommer ist. Jahreszeiten verlieren somit ihre Bedeutung.

 

Noch Fragen?

Kommentare

 

Also ich hab da ganz anderes von meinen Freunden und Bekannten gehört was die Fressorgien angeht. Es wird nämlich nicht weniger gegessen, zumindest bei denen, die ich kenne und die fasten, sondern gemampft was das Zeug hält. (einer meiner Fragen war auch, ob man abnimmt und keine/r hat ja gesagt) Ob das Hungern und die Fressorgien zu früher Stund' gut für den Körper und das Verdauungssystem sind, lass ich mal im Raum stehen.

Und es ist zwar so, dass du das Wasser morgens zu dir nimmst, trotzdem fehlt deinem Körper das Wasser über den Tag verteilt - gerade im August. Wenn ich nicht konstant Wasser trinke, fühle ich mich 1. müde und kraftlos und 2. kriege ich sogar Kopfschmerzen. Außerdem: selbst wenn der Körper kleine Teile abspeichert, mind. (!) 2 Liter in kurzem Zeitraum trinken, da wird man wohl oder übel trotz allem öfters aufs Klo gehen als üblich.

"Nebenbei sei nur angemerkt, dass JEDER Mensch Fett-Speicher hat, die der Körper gerne verbrennt wenn sonst keine "frische" Nahrung vorhanden ist. Die Verdauung ist einem auch dankbar fürs fasten"

Ich hätte das.. sagen wir mal, vorsichtiger formuliert. Ein paar Teenies, vollgepackt mit Komplexen, die gerne Größe Zero tragen würden, könnten das quasi als Ansporn sehen, nichts zu essen. "Der Körper wills ja eh verbrennen nur kann er nicht wenn ich esse, also esse ich einfach nicht" - könnte man hineininterpretieren. :D Ich will jetzt nicht vom Thema abschweifen, aber der Körper verbrennt es, auch wenn man isst. Es kommt nur darauf an, was man isst, wieviel davon und wie es mit der Bewegung aussiehst. Aber wie gesagt, das ist eine andere Geschichte.

Ist zwar sehr informativ und toll geschrieben, aber man merkt halt, dass du total pro Ramadan bist. Es kommt ein bisschen wie rechtfertigen rüber. Eigentlich auch verständlich.

Achja und ich will keinem auf den Schlips treten, ich ziehe meinen Hut vor Leuten, die das konsequent durchziehen.

Naja... Das wars auch schon meinerseits MUHI :D

Over and out

Delex

 

najo, so einfach wie du es da beschreibst, ist es ja nicht...

ich sehe es jeden Tag bei meinen Freunden die fasten, sie sind schlecht gelaunt, nicht ansprechbar, es fällt ihnen schwer sich durch den Tag zu bewegen...

mein vollstes Respekt an die Leute, die das durchziehen, aber gesund is es weder für Körper noch für die Seele.

 

Glaub auch, dass es nicht so einfach ist. Und ob es bei heißen Temperaturen für den Körper gesund ist, wage ich zu bezweifeln/ bzw. kann ich zu wenig beurteilen. Kann mir aber schon vorstellen, dass es für die "Seele" gesund ist, um Ballast abzuwerfen, "inne zu halten" (um es jetzt mal ganz religiös auszudrücken), um mal langsamer leben zu können, sein Leben überdenken zu können usw...

 

alsooo ich kann das leider nicht so bestätigen. hab mal gefastet und prompt nen kreislaufkollaps erlitten, keine schöne angelegenheit. man muss seinen körper kennen und wissen wie weit man gehen kann, fasten ist nicht für jedermann..

 

ist wie Ohren ausspülen. Man nimmt wahr wie verdammt viel die Leute (und man selbst auch normalerweise) essen und es ist schrecklich. Ich war letztens im Zug von Wien nach Salzburg und war geschockt darüber, was die Leute alles essen und trinken in so einer kurzen Zeit.

Wenn man Jahr für Jahr fastet gewöhnt man sich daran. Ich spüre ab dem zweiten tag weder Hunger noch Durst. Ich kann auch Basketball spielen ohne zusammenzubrechen. Es gibt aber auch Menschen, die es überhaupt nicht aushalten können.

Dass manche Leute (vor allem Raucher und gestresste Mütter, die das essen vorbereiten) etwas reizbar werden stimmt. Dafür sind aber nach dem Sonnenuntergang alle umso besser gelaunt :D

 

...das Konzept vom Fasten schon und finde es bis zu einem gewissen Grad auch sinnvoll, aber wie schon viele hier geschrieben haben: es gibt auch Grenzen. Es ist sicher nicht für alle möglich, das durchzuziehen. Dass viele Volksschulkinder in meinem Kurs bei 36 Grad fasten, finde ich überhaupt nicht gut. Mich hat es auch gewundert, ich dachte nämlich, dass Kinder, Schwangere, Kranke und Alte nicht fasten müssen?

 

wenn man am abend dann wirklich die fress-orgien weglassen würde, wäre das auf jeden fall eine reinigung für den körper. und die disziplin ist bewundernswert und prinzipiell befürworte ich das auch.

ABER keiner kann mir sagen, dass es wirklich gesund ist, den ganzen tag nichts zu trinken - das glaub ich einfach nicht.

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