"Kurz wird sich eine Krawatte umbinden müssen!

13. Dezember 2013

Seit Heute ist es offiziell: Sebastian Kurz ist Außenminister. Der Chef-Integrator hat damit eine staatstragende Rolle: Das Land Österreich auf der großen diplomatischen Bühne vertreten. Doch was passiert mit der Integration? Die Agenden werden weiterhin vom Kurz betreut, das Integrationsressort wandert vom Innen- ins Außenministerium. Gute Sache oder völliger Unfug? Biber-Herausgeber Simon Kravagna und Akademieleiterin Marina Delcheva sind da nicht einer Meinung:

 

Kaviar statt Kebab? Sebastian Kurz ist neuer Außenminister. Ob dadurch seine Integrationsagenden in Vergessenheit geraten?

 

 

Biber: Fr. Delcheva, was sagen Sie zur Bestellung von Sebastian Kurz als jüngster Minister aller Zeiten?

Marina Delcheva: Ich habe Sebastian Kurz schon bei seinem Antritt als Integrationsstaatssekretär aufgrund seines Alters gebashed und behielt damit Unrecht. Deswegen werde ich mich in dieser Frage zurückhalten.

Aber dennoch sind Sie unzufrieden?

Marina Delcheva: Problematisch sehe ich die Entwicklung, dass das Integrationsthema an eine Person gebunden ist und keinen Fixplatz in der Politik hat.

Herr Kravagna, können Sie sich Sebastian Kurz auf einem Foto mit John Kerry, Sergei Lawrow oder Ban Ki-moon vorstellen?

Simon Kravagna: Ja, das kann ich sehr gut. Er wird sich vielleicht aber doch eine Krawatte umbinden müssen.

Aber Herr Kurz ist fast um die Hälfte jünger als der bisherige Außenminister?

Simon Kravagna: Dass Sebastian Kurz nicht aufgrund seiner außenpolitischen Expertise Außenminister geworden ist, ist ja wohl jedem klar. Aber er hatte auch in der Integrationspolitik keine Erfahrung und hat es trotzdem bestmöglich gemacht. Man kann sich als Politiker in jede Materie einarbeiten. Zudem kommt: Die Latte in der österreichischen Außenpolitik liegt so niedrig, da wird Kurz locker drei Meter drüber springen.

Dann ist doch alles gut?

Marina Delcheva: Das sehe ich nicht so. Ich habe auf ein eigenes Ministerium für Zukunft, Jugend und Integration gehofft, welches das Thema visionär angeht. Die Integrationsagenda wird im Außenministerium untergehen. Das Thema Integration hängt schon sehr an der Person Sebastian Kurz. Ich fürchte, dass dieser aber jetzt mehr Außenminister und weniger Integrationsminister sein wird.

Simon Kravagna: Ein Zukunftsministerium ist offenbar mangels Zukunftsideen gescheitert. Aber das ganze Koalitionspapier besticht leider nicht mit Visionen. Aber warum soll es nicht gut sein, wenn die Integrations-Agenden im Außenministerium liegen? Als das Integrationsstaatsekretariat im Innenministerium angesiedelt wurde, ist das heftig kritisiert worden. Und dort gehört es auch nicht hin. Ich finde: Außenpolitik und Integration sind eine gute Ergänzung. Es geht immer um einen internationalen Aspekt.

Und wie beurteilen sie beide die bisherige Arbeit des Integrationsstaatssekretärs?

Simon Kravagna: Es wurden einige sehr gute Maßnahmen gesetzt und die politische und mediale Debatte hat sich stark verbessert. Aber: Bis das Integrationsthema in Favoriten und bei der Normalbevölkerung angekommen ist, braucht es mindestens 20 Jahre gute Arbeit.

Marina Delcheva: Er hat ein paar gute Sachen umgesetzt. Das verpflichtende Kindergartenjahr, Muttersprachenunterricht und die gut gemeinte aber schlecht umgesetzte Rot-Weiß-Rot-Card sind kein schlechter Anfang. Ich bin enttäuscht, dass das angekündigte „Zukunfts- und Integrationsministerium“ nicht zustande gekommen ist, dort hätte Kurz auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten gehabt. Man sieht jetzt leider, dass dieses Thema einfach nebenher mitwandert, ohne konkrete Visionen und Ziele.

 

Kommentare

 

sondern hat bestimmt eine ganze Reihe an Beratern und Experten an seiner Seite. Ich finde es gut und inspirierend, dass man es in Österreich anscheinend auch als so junger Mensch so weit schaffen kann, dass einem Vertrauen entgegengebracht und Verantwortung übertragen wird. Im Fall von Herrn Kurz ist das meines Erachtens auch verdient, er hat schon einmal gezeigt, dass viele kritische Stimmen ihn unterschätzt haben. Ich wünsche ihm alles Gute...

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