Nix Eurovision! biber Vision!

03. Mai 2012

 

Am Balkan beginnt der Song-Contest lange vor der eigentlichen Gala. Die steigt erst Ende Mai. Aber schon seit Monaten diskutiert halb Serbien, ob Zeljko Joksimovic sein Lied von Coldplay geklaut hat, fragen sich die Bosnier, ob die Backgroundsängerin von Dino Merlin wirklich die beste Wahl war, streiten die Türken darüber, ob ein Jude für sie antreten darf. Wir konnten nicht mehr warten und haben unseren Bibervision-Song-Contest-Star schon jetzt gekürt.

Russland

Buranowskije Babuschki“. Das sind neun Omis mit Kopftuch, die beim Song-Contest eine „Party for everybody“ feiern wollen – so heißt ihr, ähm, „Lied“. Aufgefedelt in einer Reihe mit russischer Tracht und ohne Zähne schreien sie mehr ins Mikro als sie singen.

He, Vladimir, hättest du bei fast 150 Millionen Russen nicht frischere Kandidaten nach Baku schicken können? Teo vermisst die slawischen Schönheiten und zieht den Russen für diese Verarsche auch noch für die nächsten Jahre Punkte ab. Unsere Jurorin Melisa fragt sich außerdem: „Ist die Pension in Russland etwa so klein, dass sich die armen Omis DAS antun müssen?“

Von uns gibt’s 3 Mitleidspunkte – fürs Alter.

Russland: 3 Biber-Points.

 

 

 

 

Montenegro

Rambo Amadeus, eine zarte Mischung aus Weihnachtsmann und Jesus

Gleich vorab: Der Typ will uns alle verarschen, deswegen nennt er sich Rambo Amadeus, reitet mit einem Esel auf die Bühne und sieht aus wie eine Mischung aus Weihnachtsmann, Jesus, Patriarch und montenegrinischer Bauer. Sein Song „Euro Neuro“ hat absichtlich keinen Rhythmus und er (ein gelernter Rock-Jazzsänger) singt absichtlich schlecht. Mit „Neuro“ will er sagen, dass alle, die bei Euro-Vision auftreten, in die Neurologie gehören. Amadeus, Amadeus! Wir nehmen den Song-Contest ernst, auch wenn er manchmal lächerlich ist. Deswegen können wir auf Spaßvögel wie dich verzichten.

3 Punkte gehen – an den Esel.

Montenegro: 3 Biber-Points.

 

 

 

 

Maya Sar: Alle guten Dinge sind drei

Bosnien und Herzegowina

Maya Sar ist zum dritten Mal beim Song-Contest dabei. Zwei Mal stand sie im Hintergrund – als Backgroundsängerin von Dino Merlin und Deen („up and down, here we go“). Diesmal will sie mit dem eigenen Lied „Korake ti znam“ (Ich kenne deine Schritte) aus dem Schatten der Balkan-Stars hervortreten. Unser Fazit: Auch wenn sie diesmal die erste Geige spielt, bleibt sie ein Mauerblümchen im Hintergrund. Ihre Ballade ist genauso langweilig wie ihre Ausstrahlung. Sorry, Maya, wir nutzen dein Lied für die Klopause.

Für die Performance gibt’s fade 3 Punkte. Und 4 Punkte legen wir einfach so obendrauf – für Bosnien. So läuft das beim Song-Contest und bei Bibervision.  Bosnien: 7 Biber-Points.

 

 

 

 

Kroatien

Nina Badrić schnulzt das Publikum in den Himmel

Nina Badrić tritt mit dem Lied „nebo“ (Himmel) für Kroatien an. Wie der Rest vom Balkan setzt auch sie heuer auf Schnulzen-Pop. Himmlisch ist ihre Stimme. Die Männerwelt wird sie trotz der Stimme und ihrem schönen Kleid wohl nicht ganz überzeugen. Jurymitglied Teo meint: „Die ist doch schon so alt.“ – „Immerhin ist sie nicht 90 wie die russischen Omas“, entgegnet Amra und findet Badrić eigentlich recht hübsch. Was Amra aber noch mehr ins Auge sticht: Die muskulösen Model-Männer, die während der Performance engelsgleich vom Himmel schweben. Alex ist weniger begeistert: „Die sind doch alle schwul!“ 4 Punkte gehen von uns an ihre Stimme, 4 Punkte von Amra an ihre Männer.

 

Kroatien: 8 Biber-Points.

 

 

 

 

 

Österreich

Lukas Plöchl wokit mitn Popo

Möchtegern-Rapper Lukas Plöchl wackelt mit dem Popo und wir schütteln den Kopf. Primitiver Deutschrap meets Kitschvision, Österreich zeigt sich mal wieder von seiner besten Seite. Was bleibt sind zwa klane Buam, die ihm Refrain vom Gewinnen singen: „Und de Weiba san am taunzn, sie gengan nur low, low. Sie wicklt mi uman Finger, sie wü an winner, winner.“ Sorry Trackshittaz, die winner  werdet’s so sicher ned!

Obwohl, Vollgas geben die Tracktor-Rapper schon. Die Halle wird beben bei der Performance. Drei Punkte geht deswegen an die Bauern-Power der Track-Scheißer, vier Heimat-Punkte an Österreich – und die Oberösterreicherin Amra legt noch einen Punkt für ihren Landsmann oben drauf.

Österreich: 8 Biber-Points.

 

 

 

Türkei

Can Bonomo mit seinem Lied „Love me back“ schaut aus wie ein Bobo aus dem 7. Wiener Bezirk, singt in einem Englisch, das wohl nur er selbst versteht und zappelt herum als hätte er zu lange an einer stark gewürzten Wasserpfeife gezogen. Was das Ganze mit der Türkei zu tun hat? Außer den bemüht orientalischen Klängen zu Beginn herzlich wenig.

Das wirklich spannende an Can Bonomo ist, dass er als Jude für die Türkei antritt und die Türken deswegen Probleme haben, Can als „ihren“ Kandidaten zu akzeptieren. Uns ins das wurscht, es geht um die Musik…und die wird nach der anfänglichen Kritik immer besser, je länger man hinhört. Nach dem zehnten gezappelten „Na ninaninai nai“ gewöhnen wir uns an die Melodie und verspüren einen fetten Ohrwurm in unseren Gehörgang kriechen. Darum geht es ja beim Song-Contest.

Türkei: 9 Biber-Points - Türkeibonus inklusive.

 

 

Serbien

Da ist er wieder. Der Schönling. Der Prinz. Der Herzensbrecher. Unser Zeljko. 2004 holte Željko Joksimović den zweiten Platz mit „Lane moje“, diesmal will er mit „Nije ljubav stvar“ den Song-Contest nach Serbien holen. Kaum gealtert, nur ein kleines Bäuchlein angesetzt, rührt er sogar die härtesten Machos wie unser Jury-Mitglied Teo zu Tränen. Der hört seinen Song seit Bibervision sogar im Auto. Auch diesmal trägt Željko wieder ein weißes Sakko. Obwohl. Eine weiße Weste hat Željko Joksimović diesmal genauso wenig wie 2004. Denn schon wieder soll er den Song gestohlen haben, diesmal von Coldplay („Paradise“).

Und wisst ihr was? Das ist uns wurscht, wir schmelzen dahin und geben Željko 12 von 12 Punkten und widmen ihm hingebungsvoll das „Face of the month“ auf S. 8/9.

And the winner of Biber-Vision 2012 is … Serbia!

 

 

 

Jüry: Amra Ducic, Melisa Aljović, Teoman Tiftik, Aleksandra Stanić

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