O Ramadan is'

17. Juli 2014

O‘Fasten is

Chuck Norris, Mundgeruch und Kopfschütteln. Unsere vier Redakteure fasten den Monat Ramadan und verraten euch, wie ihr die enthaltsame Zeit ohne Turbulenzen übersteht. Ramadan Mubarak!

 

Menerva, die Quasselstrippe
Normalerweise bin ich was Reden betrifft ein nicht enden wollender Wasserfall. All meine Gedanken teile ich mit meinem Umfeld – und das tagtäglich. Deswegen fällt es mir so schwer mich im Ramadan bewusst auszudrücken. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Tagen strukturiere ich während des Ramadans meine Gedanken. Dann werden sie gefiltert und erst dann verlassen sie in Form von Wörtern meinen Mund. Leider ertappe ich mich manchmal beim Fluchen, wenn etwas nicht so klappt, wie ich es gerne hätte. Dies versuche ich Jahr für Jahr aufs Neue zu vermeiden. Bis Sonnenuntergang wird weder gegessen noch getrunken und die Gespräche zu Allah werden durch Gebete intensiver. Besonders schön sind die täglichen Abendessen, zu denen die ganze Familie kommt. Zu Ramadan essen wir nicht nur zusammen, es hat auch keiner am Tisch Interesse an seinem iPhone. Alles, was zählt, sind wir – und diese Abwechslung macht mich glücklich.

 

 

 

 

 

 

Schadi, der Mundi

Es ist Ramadan! Yeah! Tolles Essen, tolle TV-Serien und einen Monat lang ist jeder Muslim in feierlicher Stimmung. Alles schön und gut. Es gibt aber eine Sache, die vielen Muslime während des Fastens beschäftigt. Der Mundgeruch.

Mundgeruch oder in Fachkreisen auch Mundi genannt, ist im Ramadan der Feind Nummer 1! Ganze Gesundheitskonferenzen besprechen Möglichkeiten zur Bekämpfung dieser alles-wegätzenden Luftsubstanz. Menschen schämen sich zu reden, weil sie Angst haben, dass das Gegenüber den Mundi riecht. Es werden ausgeklügelte Taktiken entwickelt, wie man diesen umgehen kann, viele reden einfach gar nicht mehr. Andere nur mit vorgehaltener Hand. Andere mit Atemmasken und wieder andere nur im Beisein ihres Anwalts! Ich habe die Weltformel zur Bekämpfung von Mundi in der Fastenzeit gefunden. Nicht mehr Mund zu, sondern Mund auf! Ab dem Zeitpunkt wo man aufwacht soll man nur noch reden und reden und seinen Mund permanent offen lassen. Der Wind der in euren Mund kommt lüftet und lässt ihn normal und frisch riechen. Falls ihr also Menschen mit offenen Mündern in der U-Bahn seht, bitte ich euch keine Papierkugeln etc. reinzuwerfen, auch wenn die Versuchung groß ist.

 

 

 

Muhamed, der Philosoph
„Man trainiert nicht für einen Marathon. Man läuft ihn einfach“, sagte der Neuzeit-Philosoph Barney Stinson (aus der Fernsehserie „How I met your Mother“) in einem seiner legendären Monologe. Wenn es ums Ramadan-Fasten geht, stimme ich mit ihm überein. Ich reduziere meine Wasser- und Nahrungseinahmen in den Tagen vor Fastenbeginn nicht im Geringsten. Wozu auch? Ich verstehe nicht, warum sich Menschen auf den Ramadan vorbereiten und manchmal in den zwei Wochen vor dem heiligen Fastenmonat halbfasten. Kommt schon! Ehrlich, das Fasten ist gar nicht so kompliziert. Schritt 1, man beginnt zu fasten. Schritt 2, es gibt keinen zweiten Schritt. Menschen, die sich auf Ramadan vorbereiten, sind wie die Leute, die vor dem Schwimmen eine Stunde in der Badewanne verbringen. Seid mutig wie Chuck Norris und fastet Ramadan ohne Vorbereitung. Wenn du ein richtig harter Kerl oder Kerlin sein möchtest, dann such dir noch ein Hobby aus, das du während der knapp 30 Tage aufgibst. Manche verzichten auf Facebook, andere auf Musik. Ich - als bekennender TV-Junkie - werde einen Monat lang auf Fernsehserien verzichten. Chuck Norris Style, Baby!

 

 

 

 

 

Nour, die Heilige
In meinem nicht-fastenden Freundeskreis ist die Verwunderung um den Monat Ramadan alljährliches Ritual. Was ihnen gar nicht in den Kopf geht: „Wie kann man im Sommer fasten? Die Sonne geht doch voll spät unter!“ Richtig erkannt, Sherlock, die Tage im Sommer sind länger. Das ist der Grund, warum wir entsprechend länger ohne Essen, Trinken, Kauen und böse Flüche auskommen müssen. Wenn man fastet, sollte man all seine körperlichen Gelüste im Zaum halten. Das bedeutet nicht nur den Verzicht auf Sex, sondern auch die Fähigkeit, nicht bei jeder Ungereimtheit gleich auszuflippen und zu Hulk zu mutieren. Deswegen versuche ich im Ramadan gechillt zu bleiben. Was ein Witz ist, da ich eine tickende Zeitbombe und auch ein Nervenbündel bin. Besonders, wenn mein Blutzucker niedrig ist, kommt mein Freundeskreis mit folgenden Intelligenzfragen: "Ist dir nicht heiß? Du hast sicher Durst, oder? Was ist mit Eis? Wenigstens Kaugummi darfst du kauen, oder? Schlägt ein Blitz auf dich ein, wenn du heimlich was isst?"
Vor lauter Kopfschütteln habe ich schon ein Schädelhirn-Trauma. Bevor mich meine Freunde lynchen - es gibt auch Lob: Abends checken sie ihre Handys und Uhren ab, damit ich auch pünktlich mein Fasten brechen kann. Sehr fürsorglich.

 

 

 

 

 

Ramadan: Im Ramadan fasten Muslime weltweit 29 bzw. 30 Tage. Das heißt, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird weder gegessen, getrunken oder geraucht.

Suhur: Die Zeitspanne vor dem Sonnenaufgang, bei der noch gespeist werden darf.

Iftar: Zeitpunkt des Sonnenuntergangs, wenn wieder gegessen, getrunken und geraucht werden darf.

Bayram: Das dreitägige Zuckerfest ist der Abschluss des Fastenmonats Ramadan (28-30.7)

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Kommentare

 

Hallo,

 

das klingt vielleicht provokant - aber macht das heute wirklich noch jemand?

30 Tage lang tagsüber nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen?

Geht das in unserer Zeit, bei unseren Berufen, in unserer Umgebung?

 

Ich will keinesfalls den "Sinn" oder eine religiöse Bestimmung des Ramadans in Frage stellen, sondern einfach nur wissen, ob diese Bedingungen wirklich (noch) eingehalten werden können?

 

Der Ramadan (wenn man das so sagen kann) entstammt doch eine Zeit, die der unseren sehr verschieden war (623 vs. 2014) und aus einer Region der Welt, zu der wir (in Wien) wenig in Bezug auf Wetter, Klima und Geologie vergleichbares haben.

Auch waren die Tätigkeiten der Menschen damals verschieden zu den heutigen Berufen.

 

 

Ja, wir machen das noch ;) 

Und es ist auf jeden Fall machbar.

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