Rieder Rechtsextremismen

17. März 2014

Rechte Symbiose der etwas anderen Art: Orientierungslose Rieder Hobby-Rapper posen in ihrem Video mit den Fahnen der rechtsextremen türkischen Partei MHP. Die FPÖ empört sich, sammelt Sympathien und bestärkt damit die Nachwuchsfaschisten, schlussfolgert der Politologe Thomas Schmidinger.

 

Ein an sich eher lächerlich als besonders professionell gemachter Song mit Musikvideo, den Rieder Nachwuchsfaschisten von den türkischen „Grauen Wölfen“ ins Internet gestellt hatten, sorgt seit einigen Tagen für Aufregung. „Chiko featuring Dibo“ nennen sich die musikalisch eher untalentierten Möchtegerngangsterrapper aus Oberösterreich, die sich in ihrem Musikvideo „Meine Stadt Ried“ genretypisch mit Waffen und Autos in Szene setzen und dazu mit Fahnen der rechtsextremen MHP und einen Pullover ihrer Jugendorganisation „Ülkücü gençlik“ (Jugendorganisation der MHP) posieren. Da offenbar gerade kein Wolf zur Hand war, musste für den Film ein Hund als Ersatz herhalten. Wie so oft schrammt auch hier die rechtsextreme Symbolik immer haarscharf an der Lächerlichkeit vorbei.

Demokratie verliert

Wie in einigen anderen Städten, sind die Grauen Wölfe, die sich in Oberösterreich auch guten Verbindungen zu ÖVP und SPÖ erfreuen, auch in Ried durchaus eine reale Größe. Jugendliche  werden seit Jahren für die extrem nationalistische, antidemokratische, antisemitische, antikurdische und antiarmenische Ideologie der türkischen Rechtsextremisten angeworben. Eine solche Selbstinszenierung kann gar nicht zu dumm sein um nicht doch den einen oder anderen desorientierten Jugendlichen in seinem Ego aufzubauen. Dass auf dem Video nur Männer zu sehen sind, entspricht dem extrem patriarchalen Geschlechterbild dieser frustrierten jungen Männer.

Und genau hier trifft sich die psychische Wirkung der türkischen Rechtsextremisten mit jener ihrer österreichischen Gegner. Dass sich ausgerechnet die FPÖ nun zur Speerspitze der Gegner der türkischen Rechtsextremisten erklärt, wurde ihr zwar erst durch die jahrelange freundliche Duldung durch SPÖ und ÖVP ermöglicht, treibt dieser jedoch auch selbst wieder die rivalisierenden Burschen in die Arme. Türkischer und mehrheitsösterreichischer Rechtsextremismus profitieren hiermit wieder einmal voneinander. Das Nachsehen hat die Demokratie.

Thomas Schmidinger, 39, lehrt am Institut der Politikwissenschaften in Wien und an der Fachhochschule in Vorarlberg. Er ist Mitbegründer und Generalsekretär der österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Kurdologie.

Bereich: 

Das könnte dich auch interessieren

Collage: Zoe Opratko
   Keine Bevölkerungsgruppe wird in...

Anmelden & Mitreden

5 + 2 =
Bitte löse die Rechnung