Single (Alb) Traum: Wien!

02. April 2012

Großstadtleben! Kultur, Partys, Job … und natürlich Männer! So in etwa hat sich biber Redakteurin Maida Dedagić das Leben in Wien vorgestellt. Träumen wird Frau ja noch dürfen…

Meine Freundin Julia hatte mich damals schon gewarnt. „Vergiss es“, sagte sie. „Ich bin jetzt seit drei Jahren hier, aber Männer gab‘s null! Zero. Nada. Kannste knicken da jemanden zu finden!“ Ich hab ihr natürlich kein Wort geglaubt, als ich Deutschland verließ, um nach Wien zum Studieren zu ziehen.

Immerhin ist Wien ein Single-Paradies. Jeder Dritte ist hier ohne Anhang unterwegs. Jeder Dritte! Da gibt es die Karriere-Singles, die vor allem Augen für ihre Arbeit haben. Die Spaß-Singles, die ihre Freiheiten genießen. Genauso wie die unfreiwilligen Singles, die sich in guten Momenten einreden, dass Single sein totaaaal Spaß macht, sich aber eigentlich nach einer Beziehung sehnen. Es gibt „Männliche Frust-Singles“ und „Weibliche Panik-Singles“, wenn’s nach der charmanten Single-Typologie geht.

So oder so, müsste man meinen, in einer Millionenstadt wäre da für jeden Single-Topf genug Potenzial einen passenden Deckel zu finden. Nein!

 

Frühlingserwachen

Die Sonne strahlt. Die Wiesen blühen. Die Hormone auch. Im Single-Dasein läuten die Alarmglocken rosarot. Pärchen treten plötzlich in Massen aus dem Winterschlaf ans Tageslicht und infizieren die Wiener Luft mit lauter Gefühlsschmalz. Händchenhaltende Knutscher verlegen ihr Zuhause in ausnahmslos alle Parks zwischen Türkenschanz und Schönbrunn. Am Naschmarkt tauschen sie fünf Stunden lang verliebte Blicke, während sie an einer Käseplatte für zwei knabbern. In Clubs treten sie einem beim Tanzen auf die Füße, während sie übereinander herfallen.

Nach Weihnachten und Valentinstag feiert gleich das nächste Übel der Liebe Hochsaison: Frühling.

Kein Wunder, dass mit den Temperaturen auch die Anmeldungen zu Speed Datings, Online-Singlebörsen, Single-Kochkursen, Single-Wanderungen, Single-Urlauben, Single- „Was auch immer“ steigen. Eine wahre Goldgrube. Als Großstadt-Single nimmt man ja einiges mit. Beim Joggen im Park habe ich letztens zwei sympathische Typen gesichtet. Wirklich auch wahnsinnig attraktiv. Und dann fingen die beiden einfach an rumzuknutschen. Na super! Wieso muss jeder Zehnte hier schwul sein und wieso gibt es eigentlich keinen Park, zu dem nur Singles Zutritt haben, wenn es schon so Dinge wie Single-Kochkurse gibt.

 

Speed Hating

Nächster Versuch: Zeit für einen Touch „Sex And The City“ beim Speed-Dating. 10 Frauen, 10 Männer und jeweils fünf Minuten Kennenlernzeit, bevor ein Gong ertönt und man zum nächsten Gesprächspartner wechselt. Man ahnt gar nicht wie lang nur fünf Minuten dauern können. Da sitzt man Prachtexemplaren gegenüber, die sich mit 35 für die Gruppe der 20–27-Jährigen angemeldet haben, weil ihnen „Frauen über 25 zu alt sind“. Ob man sich noch mal wiedersehen will? Auf den Ankreuzzetteln der Herren steht fast bei jeder Kandidatin ein „Ja“. Auf den Zetteln der Mädels heißt es: Nein.

Bleibt noch der Aufreißklassiker Fortgehen. Ganz wunderbar, um sich die Wochenendnächte zwischen meist überfüllten Clubs und Kindergartendiscos zu vertreiben. Der Letzte, den ich dabei kennengelernt habe, war tatsächlich auch ziemlich attraktiv. Netter, cooler Typ. Schien sein Herz am rechten Fleck zu haben. Leider machte er auch genau dort sein Kreuzchen bei den Wahlen. Da haben wir die Wurstsemmel. In Wien ist nicht nur jeder

Dritte Single, es ist nicht nur jeder Dritte am We ziemlich blau. In Wien wählt auch fast jeder Dritte so.

 

Liebe auf den ersten Klick

Angeblich klappt’s im realen Leben ja nicht, weil heute alles nur noch online läuft. Auf parship.at, friendscout.at und anderen Partnerbörsen sind weit über 100.000 Wiener angemeldet. Wenn es nach den Betreibern geht, dann wartet hier auf jeden die große Liebe. Nach 20 miserablen Dates soll es bei Einigen auch geklappt haben. Dann heißt es: „Und wie habt ihr Euch kennengelernt?“ „Ja du, das war ganz romantisch: Im Internet!“

Immerhin. Single-Sein ist kein Ausländerproblem. Wenigstens das kann keiner versuchen uns in die Schuhe zu schieben. Unter den 36 Prozent Alleinlebenden trifft’s Personen ohne Migrationshintergrund viel öfter. Naja außer es geht um Deutsche. Unter ihnen lebt angeblich fast jeder Zweite alleine in Wien. Ein Spiegelbild deutsch-österreichischer Beziehungen?

Wohl deshalb ist meine Freundin Julia nach fünf Jahren tote Hose in Wien wieder zurück nach Köln, wo sie auch ihre große Liebe traf. Und nach drei Jahren Selbsterfahrung mit Großstadt, Kultur, Partys & Co denke ich wieder an ihre Worte. Wien – alles schön und gut. Aber Männer: „Vergiss es!“

 

von Maida Dedagić und Philipp Tomsich (Fotos)

 

 

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Kommentare

 

Poah, ich versteh dich voll. Ich find diese Pärchen auch zum kotzen. Als Wienerin hat man's mit den hiesigen Männern aber auch nicht leichter!
Glaub mir, ich sprech aus Erfahrung ;)

 

Maaaaiiiiiiiiidaaaaa, ich bin dein größter Fan! Du brauchst eine eigene Kolumne :)))

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