Vom Pornoset aufs Tanzparkett

13. April 2012

Ob am Opernball, oder bei Dancing Stars; wenn Dolly Buster nach Österreich kommt, steht das Land Kopf. Im Biber-Interview spricht sie über ihren wirklichen Namen, die lächerliche Politik und witzige Pornos.

 

 

Diese Woche bei Dancing Stars sind Sie relativ leicht weitergekommen. Vor ein paar Wochen wären Sie fast rausgeflogen. Sind Sie erleichtert, dass Sie es doch in die nächste Runde geschafft haben, oder fürchten Sie sich vor weiteren harten Trainings?

Sagen wir mal so, wenn es nur von der Jury abhängig wäre, dann wäre ich schon nicht mehr dabei. Und auch zu Recht. Weil ich kann nicht tanzen. Ich konnte noch nie tanzen. Das wird nichts. Das ist ne Tatsache (lacht)

Aber zum Glück entscheidet ja das Publikum.

 

 

Macht es Ihnen trotzdem Spaß?

Am Ende macht es schon Spaß. Aber es ist schon richtig hart. Man darf ja nicht vergessen, wir haben nur eine knappe Woche Zeit, um einen Tanz einzustudieren. Das ist eigentlich unmöglich.

 

 

Ihr eigentlicher Name ist Nora Baumberger. Wie kommt man auf den Namen Dolly Buster?

Der Name Dolly Buster war eine gemeinsame Idee am Filmset. Ich habe schon unter vielen Namen Pornos gedreht und damals suchten wir wieder einen neuen. Der Kameramann hat gemeint, die sieht aus wie ne „Dolly“ und wer anderer hat „Basta! Basta!“ geschrien. Und so kam Dolly Buster heraus. Im Nachhinein war es der perfekte Name, um im Pornogeschäft erfolgreich zu sein. Obwohl er sehr zufällig entstanden ist.

 

Wie wollen Sie lieber genannt werden?

Also mir ist es schon lieber, wenn man Nora zu mir sagt. Wobei das leider oft nicht einmal meine engsten Freunde tun. Deshalb ist es für mich noch etwas ungewohnt, dass mich hier alle von Beginn an mit Nora angesprochen haben. Aber für mich sind Nora Baumberger und Dolly Buster ein und dieselbe Person. Da gibt es keinen Unterschied.

 

 

 

Was finden Sie eigentlich erotischer, Tanzen oder Pornos?

Natürlich müsste ich jetzt Tanzen sagen, aber bei mir ist das bei weitem noch nicht sexy (lacht) Nein im Ernst, ich finde auch sonst Pornos eigentlich erotischer. Auch zum Anschauen.

 

 

Was ist anstrengender?

Tanzen ist definitiv anstrengender. Beim Pornodreh kann ich ja abschalten. Bei den Männern sieht das Ganze natürlich wieder anders aus.

 

 

Nervt Sie der Stempel "Pornostar"?

Nein, überhaupt nicht. Das gehört einfach zu mir. Natürlich polarisiere ich dadurch, aber ich finde es noch immer besser, als wenn ich garnichts bei den Menschen auslösen würde.

 

 

Wie fühlt man sich, wenn man bei Millionen Männern im Nachtkastl liegt?

Ich find das natürlich gut. Ist doch klar (lacht) Nein ernsthaft. Früher hab ich mir da nicht so viele Gedanken gemacht und heute weiß ich gar nicht, ob ich wirklich noch bei so vielen im Nachtkastl liege.

 

 

Schon in der Steinzeit soll es pornografische Höhlenmalereien gegeben haben. Ist das also ein sicheres Geschäft?

Naja, Geschäft kann man fast nicht mehr dazu sagen. Durch das Internet hat sich sehr viel verändert. Die Pornoindustrie, wie es sie früher gab, gibt es heute nicht mehr. Die Zeit der professionellen Pornostars ist vorbei. Man kann damit heute nicht mehr wirklich Geld verdienen. Aber die Pornografie an sich hat es immer gegeben und wird es wohl immer geben.

 

 

Warum sind Pornos eigentlich immer in so skurrile Handlungen eingebettet?

Also man versucht natürlich das Ganze in eine lustige Handlung einzubauen...

 

 

Also ist das gewollt lustig?

Natürlich ist das gewollt. (lacht) Weil man weiß ja, dass da keine tollen Schauspieler drehen. Und wenn man jetzt versuchen würde, seriös zu spielen, wäre es natürlich lächerlich. So setzt man oft noch eines drauf, dass es halt witzig, aber nicht lächerlich wird.

 

 

Was war Ihre skurrilste Rolle in einem Porno?

Rolle kann man ja dazu gar nicht sagen, ich bin ja keine Schauspielerin. Wir haben eigentlich weniger darauf geachtet, irgendwelche Handlungen zu erfinden, sondern wir haben eher exotische und schöne Locations gesucht.

 

In Pornos ist immer alles perfekt. Perfekte Körper, perfekter Sex...

Nicht wirklich. Es wurde mit der Zeit eigentlich immer angesagter, Leute zu zeigen, die nicht perfekt sind. Gerade beim Pornogeschäft, gibt es auch viel Nachfrage nach Menschen, die man so allgemein nicht als perfekt einstufen würde. Zum Bespiel gibt es Konsumenten, die gerne eine 150 Kilo Frau im Film sehen wollen.

 

Was ist im Moment der Trend?

Im Moment sind die Amateurpornos absolut gefragt. Also normal aussehende Menschen, wie im wirklichen Leben.

 

 

Also gibt es hier quasi auch ein Bedürfnis nach mehr „bio“ und „Ja! natürlich“?

Ja. Die Leute haben das Bedürfnis, sich selbst in Pornos zu sehen. Man will sich ja mit etwas identifizieren. Und da gehören Leute mit Zellulite genauso dazu, wie jemand mit Kleidergröße 34.

 

 

Was sind die Schattenseiten des Porno Biz?

Also ich habe keine Schattenseiten erlebt. Klar, Kritik gibt es immer, wenn es um Sex geht. Das liegt aber daran, dass viele mit dem Thema „Sex“ an sich nicht klar kommen. Warum das so ist, weiß ich nicht. Komischer Weise war das Interesse an Pornos aber immer in konservativen Ecken der Erde am größten. Bei Autogrammstunden im tiefsten katholischen Bayern waren oft soviel Leute, dass ich selber keinen Platz mehr hatte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Österreich sorgen Sie immer wieder für Diskussionsstoff. Sind wir ein prüdes Land?

Nein. Gerade in Österreich habe ich eine Chance bekommen, um mich so zu geben, wie ich bin. Die meisten Reaktionen auf mich sind ja sehr positiv.

 

 

Würden Sie gerne hier wohnen?

Ja, wenn ich könnte, würde ich sofort nach Wien ziehen. Allerdings ist mir Hietzing,  wo ich jetzt wohne, ein bisschen zu langweilig. Das Leben ist wo anders.

 

 

Das biber Magazin versucht vor allem junge Leute mit dem so genannten Migrationshintergrund anzusprechen. Sie selbst sind gebürtige Tschechien, wie war es für sie damals nach Deutschland zu gehen?

Also ich wollte damals unbedingt nach Deutschland, weil ich schon immer wusste, dass ich eine Rampensau bin und das konnte ich im Kommunismus nicht ausleben. Dort hätte es nie eine Dolly Buster gegeben. Im Nachhinein hat es mir auch sehr geholfen, dass ich mich in einem neuen Land durchschlagen musste. Ich war die einzige in meiner Familie, die ein wenig Deutsch konnte und deshalb habe ich schon sehr früh gelernt Verantwortung zu übernehmen.

 

 

Neben ihren Ausflügen in die bildende Kunst und die Musik, wollten sie auch einmal in die Politik. Sie kandidierten für die  tschechische Partei NEI (Nezávislá erotická iniciativa, Unabhängige erotische Initiative) für das Europäische Parlament. Was waren ihre Forderungen?

Ach die Forderungen waren alle sehr albern. Das war alles schon mehr Comedy. Die haben einfach eine Person gesucht, die sehr bekannt ist und wollten ein wenig Aufsehen erregen. Irgendwann haben die Leute das aber ernst genommen. Ich war bei den Umfragen immer vorne und habe gesagt, dass wir dann doch ein ordentliches Programm brauchen. Dann haben wir uns aber intern zerstritten.

 

 

Jetzt sind die Politik und die Wirtschaft in der Krise. Sind Sie im Nachhinein froh, dass das nicht geklappt hat?

Nun ja, wir wären im EU Parlament sowieso nur auf Plätze gewählt worden, wo man ja nichts zu sagen hat. Die ganze Politik ist ja eine reine Comedyshow. Insofern hätte ich vielleicht doch hineingepasst (lacht)

 

 

 Wir sind das schärfste Magazin der Stadt. Was macht Sie scharf?

Also wenn ich, wie jetzt, wochenlang trainiere und nicht nach Hause komme, natürlich mein Freund. (lacht)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Marian Smetana und Reinhard Lang (Fotos)

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Kommentare

 

Super Interview Marian!

Ich schau deshalb grad sogar das erste Mal in meinem Leben Dancing Stars ;)

 

ist sie noch dabei ?

 

Dolly Buster is noch dabei. Aber ich glaub es war wieder knapp.

@Maida: das tut mir leid....das wollt ich nicht ;)

 

Hab sogar bis zum Schluss geschaut und es war genauso. Jurywertung: Letzter Platz. Aber das Publikum mag die Dolly wohl :)

 

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