"Von Wien lernen heißt wohnen lernen"

02. September 2014

Um der Mietpreisexplosion einen Riegel vorzuschieben, sind deutsche Politiker auf der Suche nach Ideen und Konzepten. In Wien sind sie fündig geworden und die „Berliner Morgenpost“ war dabei.

 „Von Wien lernen heißt wohnen lernen“  betitelt die Zeitung seine Geschichte über die Wohnbaupolitik der österreichischen Hauptstadt. Wien habe eine reichhaltige Erfahrung in Sachen Wohnbau, heißt es in dem Artikel. Zwar explodieren auch hier die Mietpreise im privaten Segment. Kommunale Wohnungen seien jedoch nicht betroffen. Die Berliner SPD-Politiker Raed Saleh (der als Nachfolger des Bürgermeisters Klaus Wowereit gehandelt wird) und Jan Stöß sind beeindruckt vom Konzept der Gemeindebauwohnungen. Sie staunen nicht schlecht, als sie erfahren, dass eine Neuvermietung bei durchschnittlich 7 Euro liegt.

„Wohnen wird zum Luxus.“ Die Aussage hört man sehr oft in deutschen Ballungszentren. Mit Mietpreisbremsen versucht man diesem Trend gegenzusteuern. In Berlin wolle man nun über die Landeseigenen Wohnungsgesellschaften in fünf Jahren etwas mehr als eine Milliarde Euro für Wohnungsneubau und Mietsubventionen einsetzen. Das halb so große Wien mache das innerhalb eines Jahres durch öffentliche Zuschüsse, schwärmt die Berliner Morgenpost. Zudem sei es in Wien in Gegensatz zu Berlin möglich, mit klugem Einsatz öffentlicher Subventionen für Normalverdiener bezahlbare Mieten zu erreichen. „Das interessiert uns“ sagt der Berliner Landesvorsitzende der SPD Stöß.

Wien sei das Mekka des sozialen Wohnbaus. Seit den 1920er Jahren hat die sozialdemokratische Stadtregierung 220.000 Gemeindewohnungen gebaut, um die Not der Arbeiter zu verringern. Aus dieser Zeit stammt auch das architektonisch bedeutendste Projekt des „Roten Wiens“, wie es in einer Infobox neben dem Artikel heißt: Das Karl-Marx-Hof im 19. Bezirk. Heute leben 500.000 der 1,7 Millionen Metropole in Gemeindebauwohnungen. Die Stadt subventioniert 60 Prozent der Wohnungen. Somit ist die österreichische Hauptstadt die größte Hausverwalterin in Europa.

Diese Einzigartigkeit im Wohnbausegment lässt sich die Stadt Wien Milliarden kosten. Allein für das Jahr 2014 und 2015 hat die Bundeshauptstadt vor eine Milliarde Euro in Sozialbauwohnungen zu investieren. Zum Vergleich: Deutschland gibt dafür 513 Millionen Euro aus, für die ganze Bundesrepublik. Damit gibt Wien doppelt so viel Geld für die eigene Stadt aus wie Deutschland für das eigene Bundesgebiet.

Unsere Hauptstadt kann sich daher geehrt fühlen, wenn der große Nachbar mit seinen vielen Millionenstädten ins kleine Österreich schaut, um was zu lernen.

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