Was willst du, Bleichgesicht?

02. Oktober 2012

 

District Checker: Winnetou aus Floridsdorf

 

In Wien gibt es viele Häuptlinge, zum Beispiel den Bürgermeister Häupl. Aber es gibt nur einen echten Häuptling: Winnetou. Und der wohnt im 21. Bezirk.

 

Vor vielen, vielen Jahren wurde Winnetou von einem Bleichgesicht im Reservat Floridsdorf angesiedelt. Dieses Bleichgesicht namens Helmut Zilk war vor dem Häupl-Häuptling Bürgermeister von Wien. Winnetou, der seinen bürgerlichen Namen in die ewigen Jagdgründe geschickt hat, erzählt von einem Streifzug durch die Prater-Prärie in den tiefsten 80er Jahren, als ihn dieser Helmut Zilk erspäht und gerufen habe: „Heast, Indianer! Komm her!“ „Was willst du von mir, Bleichgesicht?“, habe Winnetou entgegnet und dem erschrockenen Bürgermeister erklärt, dass alle Wiener für ihn Bleichgesichter seien. Doch Zilk habe mit gespaltener Zunge geantwortet: „Wissen Sie nicht, wer ich bin? Ich bin der Stadtindianer Zilk.“ Dann habe er Winnetou gefragt, ob er eine Wohnung hätte und sich mit der Antwort: „Ich mag es in meinem Tipi“, nicht zufrieden gegeben. Der Bürgermeister siedelte Winnetou in einer kleinen Wohnung in Floridsdorf an, von da an war Winnetou sesshaft geworden und die Streifzüge durch die Prärie gehörten nun der Vergangenheit an.

 

Geborener Indianer

 

Winnetou ist von den Weißen ausgestoßen worden, da war er erst zwölf Jahre alt und Vollwaise. „Such dir eine Arbeit und schleich dich von da“, haben sie ihm gesagt und so schlich er auf leisen Sohlen davon. Indianer war er schon lange, weil ihm die Verfilmungen der Winnetou-Bücher taugten. „Winnetou“ hat ihn dann ein kleines Mädchen auf der Straße getauft, das wegen seiner langen, dunklen Haare und dem Haarband zu seiner Mama gesagt hat: „Schau Mama, der Winnetou!“ Seitdem nannte er sich so. Später, auf seinen Streifzügen durch Wien, haben ihn echte Indianer angesprochen, die dort Musik machten. „Als ich ihnen sagte, dass ich das Geld dafür nicht habe, haben sie mir die passende Indianerkleidung und ein Tipi geschenkt. Den Bleichgesichtern geht es immer ums Geld, den Indianern nicht.“

 

"Hugh Floridsdorf!"

Dieses Zelt, das er an der Donau aufschlug, wurde sein erstes richtiges Zuhause. Seine Berufung wurde es, auf seinem Fahrrad gemeinsam mit seiner Hündin vom Morgengrauen bis zur Dämmerung durch Wien und Niederösterreich zu fahren, die friedliche Lebensphilosophie der Indianer zu verbreiten und die Leute freundlich „Hugh“ zu grüßen. Wer darauf unfreundlich reagierte, den ignorierte er. Dann fand er eine Frau und schloss den Blutsbund der Ehe. Doch seine Frau war keine Squaw. „Sie wollte, dass ich das ganze Indianerzeug aufgebe. Daraufhin habe ich ihr Gewand auf die Straße geworfen und mich von ihr scheiden lassen.“ Seitdem ist Winnetou wieder alleine, die Hündin ist tot, das Fahrrad gestohlen. Doch dank des Bleichgesichts Zilk hat Winnetou sein Revier gefunden und verkündet in Floridsdorf seine Friedensbotschaft: „Hugh!“

 

 

Von Irena Blagojević, Clemens Neuhold und Philipp Tomsich (Fotos)

 

 

Bereich: 

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Das Ende von biber ist auch das Ende...
Foto: Moritz Schell
Kein Geld, keine Redaktion, aber eine...
Screenshot: Stadt Wien
Die Stadt Wien und der Bezirk Neubau...

Anmelden & Mitreden

16 + 2 =
Bitte löse die Rechnung