Welcome to Mercedanien

01. März 2009

In Albanien fährt jeder Mercedes, hat ein Konto bei Raiffeisen und einen Bunker im Garten. Fast jeder.

Der Ferienreport von Clemens Neuhold

Die meisten Touristen in Albanien, die nicht Albaner sind, schauen kurz von Korfu rüber. Nach dem Motto: Kurz raus aus der EU, und wieder rein. Wir nicht, wir sind von Tirana den ganzen Weg runter in den Süden gekoffert – immerhin müssen wir Bunker und Mercedes gucken. 700.000 Bunker, die aussehen wie Pilzköpfe, hat der Kommunistenführer Enver Hodza zwischen 1960 und 1985 im Land aufstellen lassen, macht statistisch einen Bunker für fünf Albaner. Sie sind überall, am Berg, im Dorf, sogar im Garten. Für den Fall, dass die ganze Welt Albanien angreift – Hodza wollte gerüstet sein.

  Der Mercedes ist echt. Der Dior-Laden, naja!

My own pretty Benz
Die Albaner hatten zwar Bunker, aber keine Autos. Autos durften nur die Staatsfunktionäre kaufen, und die fuhren Mercedes, ausschließlich. Ein Land, eine Automarke – Welcome to „Mercedanien“. Heute ist der Anteil noch immer bei geschätzten 50 Prozent. Die Albaner stehen einfach auf ihren Merzl und halten selbst Modelle aus den 70er Jahren in Schuss. Noch was ist schräg in Albanien. Was der Mercedes bei den Autos, ist die österreichische Raiffeisen bei den Banken. Deswegen hechelt überall der Rogan von den Plakaten. Dass der längst kein Star mehr ist, müssen die Albaner ja nicht wissen.

Ganz im Süden sind wir gegenüber von Korfu gelandet, im malerischen Saranda. Touristen, die bei Albanien noch an das „Armenhaus Europas“ denken, machen Augen. Eine Strandpromenade wie an der Cote d’Azur, eine gewundene Bergstraße mit Topaussicht wie an der Amalfi-Küste bei Neapel, und drei kleine Inseln (Xamili) wie in Di Caprios „The Beach“, erreichbar nur mit dem Tretboot. An Land gibt es die besten Meeresfrüchte, super günstig.

Pljeskavica macedonian-Style
Unter sich bleiben die Albaner weiter im Norden, in der Hafenstadt Durres. Dort sind auch die ausländischen Touristen Albaner, aus Mazedonien oder dem Kosovo. Hotel Pristina, Tetova-Bar, Pljeskavica auf mazedonische Art. Die Gäste werden hier umworben wie Österreicher in Jesolo. Wenn es ein Großalbanien gäbe, wäre Durres der Hausstrand. Gibt es aber nicht, im Gegenteil: Ab 2010 dürfen Mazedonier gemeinsam mit Serben und Montenegrinern ohne Visum in die EU, albanische Staatsbürger nicht. Die Albaner zucken aus, wenn sie daran nur denken. Omer, der albanische Mazedonier mit der Biberkappe freut sich schon aufs Herumreisen. Im Restaurant an der Ecke arbeitet zufällig ein Kellner aus seinem Dorf, Omer bestellt Pljeskavica macedonian-Style (mit Käse gefüllt) und erzählt, warum er Albanien viel lieber mag als Mazedonien. Der Strand selbst ist kilometerlang und prall gefüllt. Wir tauchen in die Masse ein, großes Großalbanien. Bist du kein Fan von Jesolo und beim Wasser heikel, kannst Durres auslassen. Dann versäumst du aber den Tanzbären, der bei 40 Grad über den Strand läuft….

Fazit: Albanien, ein Land mit scharf. Obwohl: Das Pljeskavica in Durres, das Qofte in Tirana oder das Gyros in Saranda, alles mit mild!!! Nix biber.

Highlife im Zentrum Tiranas

Bunker mit Strandblick


Strände so weit das Auge reicht

Saranda - Die Strandperle Albaniens

Reisegefährte Ashwien verweigert das Frühstück,
Schafskopf gegrillt!

Noch mehr scharfe Bilder gibts in der Printausgabe biber! :)

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Kommentare

 

Fotos wären super!

 

folgt nooooch :))

 

der W123´er hat einen wert von 10tausend eurooo!!! :P

 

hmmmmmmmmmmm schafskopf
deliciouse

 

ich komm grad aus Mercedanien hab eine kleine rundreise gemacht aber wo hats bitte schafskopf gegeben ?? ich habe überall nur picca oder pizza gelesen :)

 

hahahaha balkanschreibweise obwohl wir auch kein doppel-c haben.
passiert in den besten ländern, wie zb in bosnien.
da gehn bei uns die omas immer nach dem bazar in die pizzeria und bestellen sich eine piiiicaaaa (genau so aussprechen)
Ajmo na piiiicuuu - gehen wir auf eine pizza(pica is übrigens auch n kosename für mumu) :))

 

LOL
Meine beste Freundin hat das auch gesagt und ich mußte so lachen, ich habe das noch nie in meinem Leben gehört.

 

Das mit den Bunkern ist ja sau geil

 

"Pljeskavica auf mazedonische Art" nennt man eigentlich Makedonki. Anscheinend neben Ajvar unser Hauptexportprodukt. haha

 

haha, der text gefällt mir... vorallem das immer zu erwähnte "großalbanien" :D

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