Hat diesen Satz irgendein Mädchen hier mal gesagt bekommen? Aber zumindest von der Existenz dieses Satzes wissen wir doch alle. „Lass dir von keinem a Zuckerl anbieten, mein Kind!“ …“Man weiß nie, was passieren kann, mein Kind!“ …“Du könntest verschleppt und in einen fremden Keller gesperrt werden, mein Kind!“…

“SPRICH NICHT MIT FREMDEN MÄNNERN!!!“…Beängstigend oder?

 
Wie soll ich darüber denken? Steckt wirklich hinter jedem Mann, der ein wildfremdes Mädchen auf der Straße anspricht, ein böser Gedanke dahinter? Was bedeutet überhaupt böse? Anmache? Verschleppungsabsichten und Schlimmeres? Oder gibt es auf der Welt doch Menschen, denen langweilig ist und die einfach a Plauscherl während ihrem Spatziergang machen wollen, eventuell einsam sind und auf einer Seite auch etwas naiv, wenn sie denken, dass Anmachsprüche bei vorbeieilenden Menschen, VOR ALLEM IM GESTRESSTEN WIEN, was bringen?
Warum ich das frage? Nun denn! Hier die Auflösung!
 
Ich ging heute nach der Redaktionssitzung durch den dunklen Park nach Hause. Ein wildfremder Mann, mitte 50, nahm die Witterung auf, bemerkte mich im Eilstritttempo und folgte mir. Ich bemerkte, wie er versuchte mich zu überholen und nebenbei immer den Blick zu mir warf. Bei der Straße angekommen, überquerte ich die rote Ampel, da kein Auto in Sicht, das mich zsamm führen könnte, in der Hoffnung, dass auch der Verfolger die Verkehrsregeln befolgt und bei dieser beschissenen roten Ampel stehen bleibt.
Nein er blieb nicht stehen! Wobei ich hören konnte, wie er vor sich hinlabberte…“TZTZTZTZ des is oba gfährlich so über rot z gehen!“
Und ich dachte mir nur: „Warum gehst drüber du Wichser, wenns so gfährlich is?“
                                                                                                                                                      
In einer etwas sicheren Umgebung, da noch andere Passanten unterwegs waren, dachte ich mir, dass er es wohl nach dem dunklen Park lassen würde mich blöd anzulabbern, weil ich echt keinen Bock hatte mit irgend einem Fremden zu reden. Und wenn ich es wollte, würd ich schon selbst das Maul aufreißen. Aber nein! Er versuchte dennoch meine Aufmerksamkeit zu erregen, indem er immer wieder versuchte mich zu überholen, damit er mir ins Auge fällt, der von sich überzeugte tolle Frauenaufreißer.
 
Dann fing er an, was er schon bei der ersten Witterung vor hatte. Er ging neben mir und fing tatsääächlich an über das Wetter zu reden. „Koid is zu der Jahreszeit net woahr?“
„Ja, es ist kalt, ist ja schließlich Winter!“ meinte ich.
„Wohnens do in da Nähe? Fragte er.
„Ja, bin auf dem Nachhauseweg!“
 
Und meine Gefühlslage? Zuerst schwankte ich zwischen Wut und vielleicht einer naiven Einsicht, dass der Typ eventuell den gleichen Heimweg hatte, wie ich. Vielleicht tatsächlich paar nette Worte wechseln wollte und ich ihm vielleicht Unrecht tue, wenn ich ihn frage, ob er immer wildfremde Frauen auf der Straße anlabert. Schließlich bin ich ein Mensch, der nie unfreundlich werden will, außer man kommt mir zuerst blöd. Sollte ich ihn nun beschimpfen und schon vorher klarmachen, dass ich durch seinen Wettersmalltalk nicht genervt werden will, oder sollte ich doch paar nette Worte mit ihm wechseln. Er ist doch auch nur ein Mensch, oder ?
 
 
Tja. Ich entschied mich für eine diplomatischere Variante, damit ich den „Menschen“, den ich eigentlich nicht kenne und dieser mir egal sein könnte, nicht kränke. Ich blieb beim Zigarettenautomaten stehen und sagte zu dem Herrn: „Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend!“
 
Er wünschte mir das gleiche und ging weiter.
 
Und irgendwie war ich froh, dass ich ihn nicht beschimpft hab, obwohl er vielleicht böse Absichten hätte haben können. Man weiß ja nie!
 
Wie steht ihr dazu, wenn wildfremde Männer auf einmal a Plauscherl mit jungen Damen anfangen wollen, die alleine auf dem Heimweg sind und dunkle Straßen bewältigen müssen?