Zweiter Bildungsweg - Zweite Chance

26. Mai 2009

Hier einmal eine andere Version des zweiten Bildungsweges.

Trifft bestimmt auch auf viele Migranten zu.
Jeder von uns geht einer beruflichen Tätigkeit nach.
Sehr viele sind leider in einem Schema der Hilfsarbeit gefangen.
Gefangen in Kollektiven von Hilfsarbeitern oder Helfern.
Wenn man das Ganze ein wenig genauer betrachtet, haben diese Personen sich aber über viele Jahre ein berufsspezifisches Wissen angeeignet.
Nur haben sie dadurch auch keine Qualifikation in der Hand.
Das praktische Wissen besteht auf jeden Fall. Nur außer dem Vorgesetzten in der Firma anerkennt das niemand.
Und es ändert sich auch nichts.
In einer Wirtschaftskrise sind es die ersten die ihren Arbeitsplatz verlieren oder in andere Maßnahmen schlittern.
Niedrige Löhne und die Kündigungsgefahr ist bei einem Hilfsarbeiterjob wesentlich größer als bei einem Beruf mit Fachausbildung.
Die Aufstiegschancen sind auch nicht besonders groß.
Eine abgeschlossene Berufsqualifikation öffnet sehr viele Türen.

Hier ein Beispiel aus der Praxis welche Möglichkeit solche Personen haben:

Auf einer Veranstaltung habe ich ein wenig über Aus- und Weiterbildung erzählt,
kurz danach spricht mich ein junger Mann an.
Er arbeitet seit 10 Jahren auf dem Bau als Hilfsarbeiter.
Meine Gedanken gehen sofort in viele Richtungen:
Welches Wissen hat sich der junge Mann in diesen 10 Jahren angeeignet?
Was unterscheidet seine Tätigkeit von einem zB ausgelerntem Maurer?
ich glaube dass in der Praxis kaum Unterschiede bestehen.
Der Unterschied besteht eher im Kollektiv und am Ansehen in der heutigen Gesellschaft.
Um den Unterschied vom Kollektivvertraglichen vielleicht aufzuzeigen: Es ist mehr als der doppelte Lohn.
In Zusammenarbeit mit dem KUS und der Berufsschule für das Bauwesen haben wir ein eigenes Programm für den jungen Mann erstellt.
Er befindet sich jetzt in einer Vorbereitungsphase um seine berufliche Qualifikation nachzuholen.
Er ist bestimmt kein Einzelfall.
Leider kommen viele Menschen die in so einem Schema gefangen sind nicht einmal auf so eine Idee.
Wenn alles gut läuft, gehen viele andere Türen auf. Heutzutage gibt es sehr viele Weiterbildungsmöglichkeiten. Aber mit einer beruflichen Qualifikation in der Hand, gehen viel mehr Türen auf.
Ich hoffe dass ich damit einige Menschen zum Denken bewege.
Egal ob Sie Regale im Billa schlichten, bei einem Elektriker als Helfer arbeiten oder in einer Boutique Gewand verkaufen. Jeder von Ihnen hat diese Möglichkeit. Ergreifen sie diese!

Der Antritt zB zur Lehrabschlussprüfung ist erst zu dem Zeitpunkt möglich, an dem der Prüfungswerber in einem regulären Lehrverhältnis frühestens die Prüfung hätte ablegen dürfen.
Frühestens nach 2 Jahren.
In der Praxis schaut das so aus. Lehrberufe haben eine Ausbildungsdauer von 2 - 4 Jahren. Also wenn Sie eine Tätigkeit in einer bestimmten beruflichen Richtung von mind. 2 Jahren ausüben, habe Sie das Recht zu einer Außerordentlichen Prüfung anzutreten.

Zur Prüfungsvorbereitung werden für manche Lehrberufe Vorbereitungslehrgänge angeboten. Manche Lehrgänge umfassen 1 bis 4 Semester, andere dauern einige Stunden oder wenige Tage. Die Unterrichtszeit ist unterschiedlich, aber der Besuch ist in der Regel berufsbegleitend möglich.

Die Lehrabschlussprüfung wird vor einer Kommission abgelegt. Sie unterscheidet sich in den Berechtigungen nicht von anderen Lehrabschlussprüfungen.

Die ausnahmsweise Zulassung zur Lehrabschlussprüfung muss bei der Lehrlingsstelle der jeweiligen Wirtschaftskammer beantragt werden. Die Zulassung wird per Bescheid erteilt.

Das Ganze ist im Prinzip kostenpflichtig, es gibt aber eine Menge Institutionen die solche Geschichten fördern: AMS, WAFF, AK .....


für Individuelle Beratung stehe ich gerne zur Verfügung


mario.grnja@wkw.at

Kommentare

 

es kann nicht oft genug gesagt werden !!!

 

ich schildere es am besten an Hand eines dramatischen Beispiels verfehlter neoliberaler tendenziöser Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik eines sehr guten Freundes von mir.

Er hat die HTL für Nachrichtentechnik gemacht, danach Wirtschaftsstudium, Auslandssemester in der Ukraine und Spanien, eine Multimedia Fachausbildung an einem sündhaft teuren privaten internationalen College und auch den Bachelor of Arts, die in enger Zusammenarbeit mit der Middlesex University in London kooperiert. Nebenbei auch immer gearbeitet wie am Bau in berlin, wos in für 3 Monate schwerstarbeit, um sein ehrlich und hart verdientes Geld geprellt haben. Aber ok, ist man Jung wird man oft ausgebeutet - ist ein ein weiterer ernüchternder Lernprozess der Arbeitswelt.
Ist nebenbei erwähnt richtiger waschechter Österreicher mit gar keinem migrantischen Background. So findet dieser wirklich höchst intelligente, hoch gebildete und hoch qualifizierte und ausserordentlich kreativ talentierte junge Mann nur Arbeit als Hilfsarbeiter über Leihfirmen. Der derzeitige Stand seiner beruflichen Laufbahn ist Demontage am Bau - letztens habens in geschickt irgendwelche Mülldeponien zu säubern! Davor habens ihm nur Arbeit als Lagerarbeiter vermittelt. Er ist und war sich nie für einen Job "zu Gut", steht in der Früh um 5 auf und macht die richtig schwere hake am Bau, wofür ich ihn so richtig schätze und richtige Hochachtung vor ihm habe für das was er macht. Seine eigenwilligen Eigenschaften sind, dass er sich, auch durch seine ausserordentlich gute Ausbildung, schwer hierarchischer Hackordnung diverser Schreibtischhengste und eingebildeter Sekretösen mit Ausschnitt bis zum Bauchnabel unterordnen kann und von zweitklassigen angelernten möchtegern besseren Verkäufern (auch Managern der Neuzeit genannt) die Hoden als Nieren verkaufen lässt; sprich sich nicht für Dumm verkaufen lässt und zieht die Mülldeponie vor (womit er vielleicht auch gar nicht so unrecht hat in seiner persönlichen inneren Haltung).

So, nun frage ich mich doch tatsächlich wie kann es sein, dass heutzutage offensichtlich keine Leihfirma wahres Interesse am Qualifikationsprofil ihrer Bewerber hat? Und "high potential" wie es im Fach-Jargon heisst. Junge, hoch gebildete Menschen "verhaazt" werden durch bewusste Fehlbesetzungen! Ich erlaube mir hier das Wort "bewusst" zu wählen, weil ich reine kaufmännische Interessen dahinter sehe.

Liegen diese miserablen Missstände an verfehlter Beschäftigungspolitik oder an verfehlter Bildungspolitik?

Auch ist es so, dass Stellenbesetzungen nicht entsprechend der Qualifikation vergeben werden - um einen preistechnischen Verhandlungsspielraum zu schaffen zb. "ah, dieses und jenes fehlt in ihrer Ausbildung...dafür können wir ihnen nur so und soviel zahlen".

Heutzutage brauchen schon die gebildetet AK Leute Stunden, um diverse Stellenbeschreibungen mal richtig verstehen und richtig einzuordnen zu können, um sie den Kollektivverträgen entsprechend kategorisieren zu können.
zb.: was ist ein account manager? Ein buchhalter, ein verkäufer im Aussendienst, ein verkäufer im Innendienst, ein Verkäufer mit zusätzlichen buchhalterischen Aufgaben?
Raten sie mal?

Weiß nicht, ob ich mich in meiner persönlichen Analyse diverser Vorgänge der Neuzeit irre und wenn ja bitte ich um Korrektur.

Eine Weiterbildung ist essentiell in Zeiten des globalen Wandel der Arbeitsprozesse bzw. deren Anerkennung, um Einkommensmisstände vorzubeugen. Aber auch ist es wichtig das die Bemühungen einer Weiterbildung entsprechend gewürdigt und honoriert werden und das "high potential" nicht auf Mülldeponien landen.

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