Geschichte von Obsa wie er nach Österreich kam

Ankara 96 ist ein gewöhnlicher Amateurverein aus der Wiener Oberliga A. Zum größten Teil spielen hier türkischstämmige Kicker, Namen wie Halim, Mert, Kenan und mein Name, Emre, belegen das. Es gibt aber eine Ausnahme – er heißt Obsa Ahmed, ist 15 Jahre alt und kommt aus Äthiopien.

Ich habe Obsa das erste Mal im September 2014 auf unserem Trainingsplatz „LAC“ kennengelernt. Er kam mit seinem Betreuer aus dem Flüchtlingsheim und wurde uns als neuer Stürmer vorgestellt. Obsas Ankunft in unserem Verein war das Ende einer langen Reise. Diese Reise begann in äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba, die Obsa zusammen mit seinen Eltern verlassen musste. Weil sie keine Arbeit hatten, wollten Obsas Eltern nach Europa fliehen, um ihren Sohn eine sichere und sorglose Zukunft zu bescheren. In Libyen angekommen, zahlten sie einem Schleichhändler viel Geld, damit er sie sicher in die Türkei bringt. Dort blieben sie ein halbes Jahr, bis sie genug Geld gespart und einen Schmuggler gefunden hatten, der sie zusammen mit 30 anderen Flüchtlingen in einem Gummiboot nach Griechenland bringen sollte.

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Obsa ist immer gut drauf

Dazu sollte es nicht kommen. An einem Nachmittag wurde die Gruppe von einem Boot des griechischen Militärs angehalten und aufgefordert das kleine Boot zu verlassen. „Wir holen euch aus dem Wasser und bringen euch in Sicherheit“, sagte der griechische Soldat. Obsa und seine Familie befolgten den Befehl und trauten ihren Augen nicht. Nachdem sie ins Wasser gesprungen waren, fuhr das griechische Militär einfach davon. Das war das letzte Mal, dass Obsa seine Mutter lebend sah.   Sein Vater und er wurden daraufhin von türkischen Grenzbeamten aus dem Wasser geholt und ans Land gebracht.

Obsas Augäpfel füllen sich mit Tränen, wenn er über die Flucht erzählt. Hier bei uns, beim Ankara 96, hat er eine sportliche Heimat gefunden und ganz viele Familienmitglieder. Er bezeichnet uns als Brüder, wir haben Spaß miteinander, lachen und nennen ihn manchmal scherzhalber „Nutella“. „Nasilsin“ (türk. Für „wie geht’s?“) waren die ersten Worte, die er auf türkisch gelernt hat. Wir sprechen Deutsch mit ihm und müssen nur manchmal den Übersetzer um Hilfe bitten. Ich hoffe, dass er bei uns bleibt, weil er ein freundlicher Mensch ist, der einfach nur Fußball spielen möchte. Und das macht er gut, in den ersten drei Spielen hat er 5 mal getroffen. Süper, Obsa!

Emre ist 16 und besucht das Poly Maiselgasse.

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Ankara 96 ist ein gewöhnlicher Amateurverein aus der Wiener Oberliga A. Zum größten Teil spielen hier türkischstämmige Kicker, Namen wie Halim, Mert, Kenan und mein Name, Emre, belegen das. Es gibt aber eine Ausnahme – er heißt Obsa Ahmed, ist 15 Jahre alt und kommt aus Äthiopien.

Ich habe Obsa das erste Mal im September 2014 auf unserem Trainingsplatz „LAC“ kennengelernt. Er kam mit seinem Betreuer aus dem Flüchtlingsheim und wurde uns als neuer Stürmer vorgestellt. Obsas Ankunft in unserem Verein war das Ende einer langen Reise. Diese Reise begann in äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba, die Obsa zusammen mit seinen Eltern verlassen musste. Weil sie keine Arbeit hatten, wollten Obsas Eltern nach Europa fliehen, um ihren Sohn eine sichere und sorglose Zukunft zu bescheren. In Libyen angekommen, zahlten sie einem Schleichhändler viel Geld, damit er sie sicher in die Türkei bringt. Dort blieben sie ein halbes Jahr, bis sie genug Geld gespart und einen Schmuggler gefunden hatten, der sie zusammen mit 30 anderen Flüchtlingen in einem Gummiboot nach Griechenland bringen sollte.

Dazu sollte es nicht kommen. An einem Nachmittag wurde die Gruppe von einem Boot des griechischen Militärs angehalten und aufgefordert das kleine Boot zu verlassen. „Wir holen euch aus dem Wasser und bringen euch in Sicherheit“, sagte der griechische Soldat. Obsa und seine Familie befolgten den Befehl und trauten ihren Augen nicht. Nachdem sie ins Wasser gesprungen waren, fuhr das griechische Militär einfach davon. Das war das letzte Mal, dass Obsa seine Mutter lebend sah.   Sein Vater und er wurden daraufhin von türkischen Grenzbeamten aus dem Wasser geholt und ans Land gebracht.

Obsas Augäpfel füllen sich mit Tränen, wenn er über die Flucht erzählt. Hier bei uns, beim Ankara 96, hat er eine sportliche Heimat gefunden und ganz viele Familienmitglieder. Er bezeichnet uns als Brüder, wir haben Spaß miteinander, lachen und nennen ihn manchmal scherzhalber „Nutella“. „Nasilsin“ (türk. Für „wie geht’s?“) waren die ersten Worte, die er auf türkisch gelernt hat. Wir sprechen Deutsch mit ihm und müssen nur manchmal den Übersetzer um Hilfe bitten. Ich hoffe, dass er bei uns bleibt, weil er ein freundlicher Mensch ist, der einfach nur Fußball spielen möchte. Und das macht er gut, in den ersten drei Spielen hat er 5 mal getroffen. Süper, Obsa!

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