Ist Kunst nur was für Österreicher*innen?

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„Ausländer und Museum? Das sind zwei verschiedene Welten!“

Ob an diesem Gerücht wirklich etwas dran ist?

Ich habe zwei Jugendliche mit Migrationshintergrund gefragt, wie sie zu diesem Thema stehen:

„Haben deine Eltern mit dir das Museum besucht, oder sind sie der Meinung, dass es nicht unbedingt notwendig ist, etwas über Kunstgeschichte zu wissen, wie es das Klischee besagt?“

Melisa S. (18) , Eltern aus Bosnien:

„Bei mir ist es tatsächlich eine Abweichung vom Gerücht, denn meine Eltern haben so gut wie möglich versucht, mich zu integrieren und gut zu bilden. So habe ich viel gezeichnet, was mich immer noch sehr interessiert, gelesen, getanzt, Gitarre sowie Geige spielen probiert und bin durch dieses Pushen meiner Eltern, dann zum Klavier gekommen. Unter dem Wort „Bildung“ versteht man auch die Kunstgeschichte, sodass es mir nie an Museumsnachmittagen gefehlt hat.“

Ionela M.(13) , Eltern aus Rumänien:

„Wenn ich in einem Museum war, dann wirklich nur mit der Schule, aber das auch nicht oft. Meine Eltern sind der Meinung, Kunst ist nicht wichtig und ich sollte lieber ein Studium als Ärztin machen. Als ich noch kleiner war, fanden meine Eltern die vielen Kritzeleien von mir zwar sehr süß, aber rieten mir trotzdem von dieser Berufsrichtung ab. “

Ich wollte noch etwas weiter gehen und die andere Richtung noch etwas erkunden und hinterfragen.

Wie ist das, wenn man sich Kunst nicht nur anschaut, sondern selbst welche, hier in Österreich, macht?

Havva Doḡan (53), die Workshops in Wien zur türkischen Ebru-Maltechnik, bei der Stäbchen durch die gefärbte Wasseroberfläche gezogen werden, um Muster zu erzeugen, anbietet, stellt klar...

Was sagen sie zum Gerücht, Kunst sei nur etwas für Österreicher/innen?

„Kunst gibt es in vieler Hinsicht . Sie ist unfassbar vielfältig. Nur weil wenige Ausländer nicht vor Gemälden im Museum stehen , heißt das noch lange nicht, dass sie ungebildet sind und mit Kunst nichts am Hut haben“

Wie hat eigentlich alles bei Ihnen begonnen, stellen Sie sich einmal vor! Haben Ihre Eltern sie bei Ihrem Wunsch, Künstlerin zu werden, unterstützt?

„Ich habe relativ spät, 2012/13 mit der Ebru-Malerei angefangen, das war, während ich ein Erasmus-Programm in Istanbul machte und dann ,nach einem Jahr, all mein Utensil nach Österreich mitnehmen musste, um aktiv an dieser Technik zu arbeiten. Davor hatte ich aber schon Erfahrungen gemacht, als ich 2002 Pädagogik studierte und nebenbei arabische Kalligrafie erlernte. 2015 eröffnete ich mein erstes Atelier und unterrichtet Religion an der Volkshochschule. Meine Eltern haben mich über all die Jahre hinweg unterstützt, an mich geglaubt und mir vieles, wie die Reise nach Istanbul, ermöglicht.“

War es schwer, sich in Österreich mit einem Migrationshintergrund, eine Kunstkarriere aufzubauen und Workshops zu leiten?

„Anfangs, vor meinem ersten Workshop, hatte ich sehr viel Angst und Bedenken, wie Leute, vor allem Österreicher auf das Programm reagieren würden und was sie von mir und meinem Kopftuch halten würden, doch der Kummer war abkömmlich. Beim ersten Workshop bekam ich zwar einige skeptische Blicke von den Teilnehmern, doch je länger der Kurs reichte, desto vertrauter wurden wir. Im Großen und Ganzen war der Aufstieg viel leichter als gedacht.“

Von wem werden Ihre Kunstwerke eigentlich gekauft und Ihre Workshops besucht? Interessieren sich auch Deutsche für einen türkischen Kunststil?

„Es besuchen hauptsächlich Österreicher aller Altersgruppen meine Kurse, ab und zu sind auch Leute mit einem Migrationshintergrund dabei, aber die Deutschen kennen diese seltene Kunstrichtung einfach noch gar nicht und sind deswegen besonders begeistert und sagen auch nicht nein dazu, mal etwas zu kaufen.“

Was geben sie den jungen Künstlern und Künstlerinnen, die vielleicht auch einen Migrationshintergrund haben, mit auf ihrem Weg?

„Habt Mut und denkt immer groß! Die Herkunft spielt in der Kunst keine Rolle. Aber nehmt euch auch ein Beispiel an den Ausländern, die hier in Österreich sehr viel durch ihren Willen erreicht haben und sich gegen den Mythos „Kunst ist nur was für Österreicher“, durchgesetzt haben!

havvas Instagram:       ebrukunst.inwien

Kontakt:                      www.marmorierkunstinwien.at

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Havva Dogan

 

 

Ema ist 13 und besucht die 3.Klasse der Boerhaavegasse.

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