Jesus fände das gar nicht gut!

Offen gesagt: Die katholische Kirche ist nicht gerade für ihre rasante Progressivität bekannt. Man könnte gar vom Synonym Mittelalterverein Gebrauch machen. Es folgt eine Chronik der Ereignisse:

Seit Ewigkeiten: Frauen dürfen nicht Priesterin werden.
Seit Ewigkeiten: sexuelle Abstinenz aller, die ein kirchliches Amt bekleiden, sowie,
idealerweise, aller Unverheirateten
Seit Ewigkeiten: Nicht-heterosexuelle Paare dürfen nicht heiraten.
Seit Ewigkeiten: Kirchliche Scheidung ist nur in Ausnahmefällen möglich.
(z.B. wenn zum Zeitpunkt der Eheschließung die Voraussetzungen für eine
Ehe nicht gegeben waren z.B. Ablehnung von Treue oder Kindern, bei der
Eheschließung geistige Einschränkungen vorlagen, sowie andere
Umstände vorgetäuscht wurden z.B. eine schwere Krankheit
verheimlichen.)
Seit 2021: Homosexuelle Paare dürfen nicht gesegnet werden.

Letzteres ist besonders interessant. Nicht etwa, weil es absurderweise im Jahr 2021 beschlossen wurde, sondern weil es den christlichen Werten eigentlich vollkommen widerspricht. Priester (man beachte das absichtliche Nicht-gendern) segnen alles, was nicht bei 3 auf dem Baum ist: Tiere, Autos, alle möglichen Gegenstände,… Missverhältnis. Der Umstand, dass man Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität eine Segnung verwehrt, zeigt, auf welche Stufe die katholische Kirche sie stellt und damit eine Diskrepanz zwischen ihrem Handeln und ihren ach so herzensguten Nächstenliebe-Werten herstellt.

Kurzum conclusio: Der Mittelalterverein katholische Kirche ist mittelalterlich im Mittelalter steckengeblieben und bewegt sich mit einer beinah negativen Geschwindigkeit richtung Zukunft. Nein, richtung Gegenwart. Nein, richtung vergangenes Jahrhundert. Zu schwer wollen wir’s ihnen ja nicht machen, bei solch miserablen Startvoraussetzungen…

Also ich zumindest möchte bei so etwas nicht Mitglied sein und werde austreten. Ja, austreten. Denn dank der Indoktrination in Volksschule und Erstkommunions-Vorbereitung wurde ich trotz meines liberalen Elternhauses zur Christin erzogen. Ich ließ ich mich mit 8 Jahren taufen (Meine Eltern sind schon etwas weiter und ließen mich und meinen Bruder über unsere Religion SELBST entscheiden.) und wollte unseren Balkon in einen Gebetsraum umwandeln. Naja, mittlerweile sehe ich das… etwas anders. Wie viele andere Österreicher*innen auch, übrigens. Inklusive Priester. Jahr für Jahr verliert die katholische Kirche wertvolle Kirchensteuer-Zahler*innen (1,1% des Brutto-Einkommens). Im vergangenen Jahr betrug der Rückgang 1,5%, damit stehen wir jetzt bei 4,91 millionen österreichischen Katholik*innen. Viele können das Tun ihres Glaubensverbandes nicht mehr unterschreiben, aber das Geld scheint dann doch der Hauptgrund zu sein. Schließlich traten aus der weitaus fortschrittlicheren evangelischen Kirche 2020 verhältnismäßig sogar mehr Menschen aus (Rückgang 2,4%).

Die katholische Kirche hat noch einen laaaaaangen Weg vor sich, und vielleicht, wenn sie Kirchensteuer auszahlen würden, würden auch mehr Menschen dabei bleiben.

Feedback an:
marlene-anna@gmx.at

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