Balkanfeuer & Ösi-Disziplin

11. Mai 2015

Starmania, X-Faktor, Eurovision. Daniel Kajmakoski ist in Wien aufgewachsen und ein Star am Balkan. Im Skype-Interview erzählt er von Kaffee mit dem Präsidenten und seiner Sehnsucht nach Wien.

„My heart is beating like a million drums“, singt Daniel den Refrain seines Eurovision-Songs „Autumn leaves”, während er die Kamera einstellt.

 

biber: Ćevapčići oder Schnitzel? Mit welchem Land fühlst du dich mehr verbunden?

3 min mit Daniel Kajmakoski, Blog
Foto: Kristijan Todorovski

Beides! Mit sechs Jahren bin ich von Mazedonien nach Österreich gezogen. Ich habe Mazedonien immer vermisst und mich heimatlos gefühlt. Dann habe ich Österreich lieben gelernt und fühle mich jetzt in beiden Ländern zuhause, ich bin eine Mischung aus den positiven Aspekten beider Kulturen: Ich habe das Feuer eines „Balkanesen“ und die Disziplin eines Österreichers.

Mehr als 20 Jahre deines Lebens hast du in Wien verbracht. Jetzt trittst du beim Eurovision Song Contest für Mazedonien an. Wird da ein Traum wahr?

Seit ich denken kann, wollte ich auf die Bühne! Dass es so unerwartet passieren würde, habe ich mir aber nie gedacht.

Wie kam es denn dazu?

Erst vor einem Jahr habe ich bei X-Faktor Adria am Balkan gewonnen, und keine zwei Monate danach sollte ich schon einen Song zum Skopje-Fest, der Vorentscheidung für den ESC, einschicken. Zunächst lehnte ich ab. Mir kam es zu früh vor diese Verantwortung auf mich zu nehmen, obwohl ich erst vor so kurzer Zeit bekannt geworden bin. Die Produzenten ließen nicht locker und überredeten mich so lange dazu, bis ich zusagte. Es ist eine Riesenehre und ich wollte nicht derjenige sein, der so etwas ablehnt.

X-Faktor Adria machte dich schlagartig zum Star am Balkan. Wie war das zu Beginn der Show?

Als die Sendung herauskam war am Balkan die Hölle los. Innerhalb von einer halben Stunde nach meinem Auftritt war mein Facebook-Profil vollkommen blockiert. Alles hat geblinkt, mein Posteingang quoll über und ich konnte nichts anklicken. Nach dem Finale war ich in den Hauptnachrichten in Mazedonien, sogar der Präsident hat mich schon oft in seine Villa gerufen, um meine Rolle im Land zu besprechen. Aber ich habe es geschafft nicht durchzudrehen!

Du bist ja ein alter Contest-Hase. 2003 hast du es bei der zweiten Starmania-Staffel auf ORF ins Finale geschafft. Was hast du von dieser Zeit mitgenommen?

Starmania war eine tolle Erfahrung und auch eine wichtige Lektion für mich. Ich war zum ersten Mal damit konfrontiert, wie es ist, wenn dich „jeder“ kennt. Damals machte ich den Fehler, abzuheben. „Das war‘s, jetzt bin ich ein Star“, dachte ich. Kurz nach dem Finale war es dann aber auch schon vorbei, ich ging wieder normal arbeiten. Die Lektion war am Boden zu bleiben, wie ich das nach X-Faktor getan habe.

Hast du eine politische Message, die dir am Herzen liegt?

Ich sehe mich als eine Art Botschafter, ich will etwas Gutes tun und auf die Dinge aufmerksam machen, die am Balkan schieflaufen. Wir kommen alle vom selben Planeten, deshalb ist mir nationaler Stolz unwichtig, Zusammenhalt ist das was zählt. Wir sollten unsere Eigenheiten mehr respektieren und tolerieren. Die Welt wäre doch viel zu langweilig, wenn wir alle gleich wären.

Bis vor zwei Jahren hast du in Österreich gelebt. Vermisst du Wien?

Abgöttisch! Vor allem jetzt, wo es warm wird, alles blüht und die Cafés voll sind. Ich vermisse die Durchsagen der Straßenbahnfahrer: „Bitte von die Türen wegbleiben.“ - das gibt’s nur in Wien (lacht)!

Früher warst du in der Hip Hop-Szene unterwegs, mittlerweile etablierst du dich zum Balladenkönig. Was kommt als Nächstes?

Balladen sind meine Stärke, ich kann Emotionen aus mir herausholen. Hip Hop hingegen ist eine Leidenschaft von mir und hat meine Jugend ungemein geprägt. Mich als Künstler definieren kann ich erst dann, wenn ich ein eigenes Album herausgebracht habe. Außerdem stehe ich vor der Herausforderung meine Identität mit dem Musikgeschmack der Balkaner zu verbinden, mit dem ich mich überhaupt nicht identifizieren kann. Etwas wozu man abshaken kann und was gute Laune beim Autofahren macht wird auf jeden Fall dabei sein.

Welche Ziele hast du dir für die Zukunft gesetzt?

Bis zu meinem 40. Lebensjahr will ich primär an meiner Musikkarriere arbeiten. Ich will es zumindest einmal in die Top Ten der US-Charts schaffen, das ist ein großes Ziel. Nachdem ich den nötigen Einfluss als Künstler habe, möchte ich in Mazedonien eine Schule aufmachen, wo junge Musiker gefördert werden und ihnen die Hand reichen, die mir nicht gereicht wurde. Wir haben so viele Talente im Land, die keiner unterstützt, das ist mir ein großes Anliegen.

Hast du ein Ritual bevor du auf die Bühne gehst?

Ich bekreuzige mich drei Mal und küsse das Foto von meiner Mum, das ich immer dabei habe. Vor einem Auftritt möchte ich sie vor Augen haben und daran denken, was sie alles für meine Brüder und mich getan hat, und dass es jetzt an der Zeit ist ihr etwas zurückzugeben.

 

 

Im aktuellen Heft findet ihr das Interview inklusive Insiderinfos auf Seite 5.

Hier lest ihr es in voller Länge, weil ich es denjenigen unter euch, die nicht genug von Daniel bekommen können, nicht vorenthalten konnte :)

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