30+, kinderlos, Single sucht … ?

13. November 2016

Es ist schlimm um mich bestellt: Ich gehe auf die 34 zu, lebe ohne Partner an meiner Seite, und habe auch keine Kinder. Ziemlich bemitleidenswert. So denkt ein Teil der Gesellschaft über mich. Aber auch einige Personen in meinem Familienkreis.

 

Die Sache mit der Beziehung

Meine Mutter denkt, ich lerne nie jemanden kennen und bin mittlerweile sowieso schon sehr schwer vermittelbar.

Doch um ganz ehrlich zu sein: Ich bin nicht mal wirklich auf der Suche nach einem Partner. Hin und wieder habe ich zwar meine kurzen, einsamen Momente, aber wären diese wirklich belastend, dann würde ich etwas dagegen tun.

Frau Mama glaubt mir natürlich kein Wort, dabei bin ich ganz ehrlich zu ihr: „Ich habe eine gute Arbeit, eine hübsche Wohnung, tolle Freunde. Ich bin NICHT unglücklich!“ „Aha, na wenn du meinst. Dann ist‘s ja schön für dich!“ Sie atmet tief durch, und dann entstehen, gleich im Anschluss, solche Diskussionen: „Du solltest mal zu mir in die Arbeit kommen. Da haben wir einen Arzt. Der ist etwas komisch, und fast niemand versteht sich mit ihm, aber er ist schon fast 40 und sucht jemanden!“ „Im Ernst, Mama? Wirklich?!“ – Oder: „Du solltest mal in die Kirche gehen. Dort kann man bestimmt ganz nette Männer kennenlernen.“

 

Die Sache mit dem Kinderwunsch

Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht mal, ob ich tatsächlich Kinder haben möchte.

„Na, wenn der Richtige da ist, dann wirst du schon wollen!“  Mag sein, dass sich dann etwas ändern könnte, dennoch hasse ich diese unnötige Aussage!

Ist es denn heutzutage theoretisch noch immer nicht ganz legitim  k e i n e  Kinder haben zu wollen? Ist es tatsächlich notwendig die Augenbrauen hochzuziehen, wenn jemand äußert, lebenslänglich keine Windeln wechseln zu wollen?

Womöglich wünscht sich meine Familie ja Nachwuchs, oder will nur das Beste für mich. Aber was ist, wenn das Beste, was mir je passieren kann, das ist, wie ich jetzt lebe? Ich finde es ziemlich egoistisch jemanden indirekt zu drängen, ihm Druck zu  machen, oder ihn durch ständige Fragen dazu zu bringen sich rechtfertigen zu müssen und sich womöglich auch noch unwohl zu fühlen.

 

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Die Sache mit den Generationen

Jedes Mal wenn ich meine Großmutter sehe, fragt sie mich: „Und, wann findest du endlich deinen Prinzen?“ „Ich weiß nicht“, ist meine Standard-Antwort. Danach lenke ich meist schnell vom Thema ab. Manchmal aber lässt sie nicht locker: „Was willst du denn sonst machen, wenn nicht heiraten und Kinder kriegen?“

(Anm.: Hier helfen mir präventives Meditationstraining und spezielle Atemtechniken.)

Okay, ich verzeihe ihr – sie ist altmodisch,  denkt nun mal so, da sie nichts anderes kennt… Ich verkneife mir meine Gedanken: „Hey Oma, ich finde es toll in meinem Doppelbett quer zu schlafen! Außerdem: Ich kann tun und lassen was ich will, wann ich will, wo ich will, wie lange ich will. Und das ist ziemlich cool.“ Sie würde zwar nicken, aber es tatsächlich verstehen, das denke ich weniger.

 

Wer ist schuld?

Eigentlich sollte ich diejenigen sein, die genervt die Augen verdreht, wenn sie zum x-ten Mal gefragt wird, warum sie noch immer nicht verheiratet ist.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass Frauen über 30, die ohne Kinder und ohne Partner ihr Leben leben, als Versagerinnen, Egoistinnen, oder maskuline Arbeitsmaschinen betrachtet werden, denen der Feminismus womöglich zu sehr zu Kopf gestiegen ist.

Warum fühle ich mich schlecht, obwohl ich weiß, dass ich nichts von all dem bin?

Ist es das von der Gesellschaft implantierte, künstliche Gewissen das aktiviert wird, weil ich, so wie viele andere, bereits seitdem ich ein kleines Mädchen bin immer wieder den Satz gesagt bekommen habe: „Wenn du mal verheiratet bist und Kinder hast...“

Wann hören wir endlich damit auf, unseren Töchtern dieses Bild aufzuzwingen?

 

Liebe Gesellschaft

Bitte spart euch folgenden Satz: „Genau dann, wenn du aufhörst zu suchen, wirst du ihn finden.“

Ich weiß, man meint es nur gut, aber es ist oft überflüssig  - vor allem, wenn man eigentlich gar n i c h t sucht. Und nein, man redet sich das wirklich nicht selbst ein.

Ich frage mich oft: Wie viele Menschen würden tatsächlich Kinder in die Welt setzen, wenn sie von Anfang an ihren wahren Wünschen und Sehnsüchten nachgehen könnten – den Mut, die Kraft und die Mittel hätten, sich für das zu entscheiden, was sie wirklich wollen? Wäre das Gleichgewicht unseres Planeten dasselbe wie jetzt?

Gottseidank gibt es da aber auch noch die Tanten, die einem ehrlich sagen: „Alle die, die glauben, dass man einen Partner und Kinder braucht, um ein glückliches Leben zu führen, haben etwas Wichtiges im Leben nicht verstanden.“

In diesem Sinne: Auf die Familie!

 

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