Angst vor Terror

05. Januar 2016

Weihnachten ist vorbei, ich bin zu Hause bei meinen Eltern in Bukarest und packe meinen Koffer für Wien. Da sagt mein Vater vom anderen Zimmer: „Hey Doina, es gibt `ne Terrorwarnung in Wien“. Er schaut gerade fern und anscheinend hat die Polizei in Wien einen Tipp vom Geheimdienst bekommen, man plane etwas.

Terror war das Thema 2015. Ob die Anschlagserie in Paris, die Bombenexplosion in Ankara, Charlie Hebdo, Kenia, Libanon, Nigeria oder Somalia - Terrorismus dringt offensiv in unsere Realität ein. Doch inwieweit beeinflusst er unsere Handlungen? Vermeiden wir jetzt Hotspots wie Bahnhöfe, Stadthallen, Einkaufsstraßen und belebte Plätze? Gehen wir davon aus, dass wir die unglücklichen Menschen von morgen sein könnten? Leben wir jetzt nach dem Motto „Lebe jeden Tag, als sei es dein letzter“?

Vorsicht vs. Risiko

Von Wien fliege ich nach Berlin, eine weitere europäische Hauptstadt - also auch ein potenzielles Terrorismusziel. Ich versuche, die Terrorwarnungen auszublenden und ohne Angst weiterzureisen, um meine Ferien zu verbringen. Aber ich kann es nicht vermeiden, mir ein „Was wäre wenn“-Szenario vorzustellen. Wie wäre es, wenn eine Bombe in der U-Bahn, am Hauptbahnhof oder am Flughafen explodieren würde - oder noch schlimmer - gewalttätige Angriffe  mit Geiselnahmen stattfinden würden? Ich glaube, jeder von uns hat sich mindestens einmal sowas vorgestellt oder darüber nachgedacht. Meine Schwester hat auf ihre Flugkarten nach Brüssel verzichtet. Sie hätte am Wochenende nach den Paris-Attacken fliegen sollen. Tat sie nicht. Zu gefährlich - warum das Risiko auf sich nehmen? Verständlich. Ich frage mich: Wie viele haben das gleiche gemacht oder wie viele meiden jetzt große Städte?

Man kann nicht in Angst leben

Aber in Brüssel ist nichts passiert. Ich war in den letzten zwei Wochen an vielen menschenüberfüllten Orten. In Wien, in Berlin, in Bukarest, in Bratislava. Alles schien ziemlich sicher und ruhig zu sein. Doch wer weiß, was über die Funkmikrofone des Überwachungspersonals verbreitet wird?

Meine Entscheidung, die Terrorwarnungen nicht ernst zu nehmen, erwies sich als die richtige Entscheidung. Und dann liest man in den Zeitungen, dass es auch noch eine Terrorwarnung am Silvesterabend in München gab. Man weiß nicht, was man glauben kann. Aber man kann auch nicht in Angst leben. Denn genau das ist das Ziel des Terrorismus.

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