Aus den Kellerlokalen direkt auf die Straßen – Am 22. September tanzt ganz Wien

14. September 2016

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Aus den Kellerlokalen direkt auf die Straßen – Am 22. September tanzt ganz Wien
Foto: Marko Mestrovic

Halay, Kolo, Gowend, Kochari: Viele Namen, ein Tanz. In der Türkei, Armenien, Kurdistan, im Kaukasus, am Balkan und im Nahen Osten gibt es wenige Veranstaltungen, bei denen die Gäste nicht eine Runde abtanzen. Egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund: Jeder Wiener kann beim Halay-City-Marathon mitmachen und Solidarität feiern.


Die Wienerinnen Dilan Sengül, Natalie Ananda Assmann und Zeynep Alan laden die Stadt am 22. September zum größten Halay Wiens ein. Es wird getanzt, gefeiert und vor allem für gute Laute gesorgt. Ihr braucht keine Sprachkenntnisse oder besonderes Tanztalent, um vorbeizukommen und teilzunehmen. Ungeachtet von Herkunft, Hautfarbe oder Tanzkünste sind alle herzlichst eingeladen, sich an die Hand zu nehmen und bei der verlockenden Musik auszutoben.

Wir haben mit den drei Wienerinnen mit armenischen, türkischen und kurdischen Wurzeln über die Beweggründe hinter dieser Idee gesprochen. Was dabei rauskam, könnt ihr hier weiterlesen:

biber: Wie habt ihr drei euch kennengelernt?

Dilan: Ich und Zeynep kannten uns von vorher, wir waren miteinander befreundet.

Natalie: Und ich war auf der Suche nach zwei coolen Mädels, mit denen ich künstlerisch auf einer Welle bin. Ich habe die Zeynep angeschrieben, wir haben uns im MQ auf einen Kaffee getroffen und gemerkt, dass wir künstlerisch miteinander auf Augenhöhe stehen.

Wann und wie seid ihr zu der Idee gekommen, einen Kreistanz-Marathon zu organisieren?

Dilan: Die Idee war schon im Jänner da und am Ende des Monats haben wir bei der Ausschreibung der WIENWOCHE teilgenommen.

Natalie: Ich wollte schon längst eine Tanz-Veranstaltung organisieren. Die konkrete Idee ist aber drei Tage vorm Ausschreibungsende entstanden.

Zeynep: Dilan und ich haben unabhängig davon die Idee gehabt, etwas im Kreistanz-Bereich zu veranstalten.

Wie würdet ihr Halay in drei Wörtern beschreiben?

Alle (lachend): Halay ist politisch, vielfältig und laut. Das haben wir uns schon vorhin überlegt.

Wieso auch politisch?

Natalie: In letzter Zeit sind die Straßen Wiens immer wieder politisch eingenommen worden. Verschiedene Gruppen demonstrieren ständig gegeneinander. Wir wollen Wien mit unserem Event sagen, dass die Straßen solidarisch bleiben sollen. Sie gehören allen Communitys, sie gehören allen Menschen. Bei Halay-City-Marathon setzen wir uns gegen Trennung und Polarisierung ein.

 
 

Kommt ihr alle aus dem Tanzbereich?

Zeynep: Wir sind alle Performerinnen und Kunstschaffende, die viel auf der Bühne stehen.

Dilan: Aber nicht als Tänzerinnen, sondern eher aus dem Theaterbereich. Ich zum Beispiel kann nicht tanzen (lacht).

Natalie: Wir alle tanzen sehr gerne, aber nicht professionell.

Wer und wie kann mitmachen?

Natalie: Jeder kann einfach am 22. September vorbeikommen und mittanzen. Man braucht keine Tickets zu kaufen oder tanzbegabt zu sein. Es wird nicht nur Halay getantzt, sondern alle Kreistanzstile aus den verschiedenen Kulturen: Kolo, Gowend, Kochari, Hora, Dabka. Mehrere Künstler werden kommen, wie zum Beispiel ein Tänzer und eine Tänzerin aus Istanbul oder eine lokale kurdisch-iranische Band.

Wie oft tanzt ihr im Normalfall Halay?

Alle: Mindestens einmal in der Woche.

Natalie: Jetzt bereiten wir für den Event vor und tanzen jeden Tag.

Aus den Kellerlokalen direkt auf die Straßen – Am 22. September tanzt ganz Wien
Foto: Blanka Urbanek

Was ratet ihr den Menschen, die vollkommen neu auf diesem Tanzgebiet sind?

Alle: Einfach den anderen an die Hand nehmen und schauen, was passiert. Die Leute sollen sich einfach trauen, den ersten Schritt zu machen. Alles andere kommt von alleine.

Was ist die Botschaft, die ihr damit rüberbringen wollt?

Dilan: Das Thema bei WIENWOCHE dieses Jahr ist „Forever Together“. Das heißt, es wird viel auf die Zivilcourage, Solidarität und Gemeinsamkeit gesetzt. Wir haben also die Idee in den Raum geworfen, mit einem Kreistanz, den es in jeder Kultur gibt, die Vielfalt Wien in den öffentlichen Zentralraum zu tragen, sodass sie für alle zugänglich ist.

Zeynep: Es geht hauptsächlich darum, der Mehrheitsgesellschaft zu zeigen: „Hey Leute, hier in Wien, in den Kellerlokalen wird so getanzt und es ist ein bisschen peinlich, dass ihr diese Tanzstile nicht kennt.“

Natalie: Und es geht auch darum, dass 50 Prozent der WienerInnen Migrationshintergrund haben. Wir laden sie ein, die Tänze all dieser Völker kennenzulernen und dabei mitzumachen.

 

 

Info
Der Halay-City-Marathon findet am Donnerstag 22. September zwischen 18:00 und 22:00 Uhr statt. Die Startpunkte des Tanzmarathons sind Maria-Theresia-Platz, Burgenring (Ecke Babenbergerstraße) und Mariahilferstraße (Ecke Barnabltengasse). Alle drei Gruppen treffen sich um 18:30 vor MuseumsQuartier, um der Welt zu zeigen, wie „vielseitig, laut und politisch“ Halay ist. An die Veranstaltung schließt sich eine Party um 21 Uhr an.
Der Halay-City-Marathon ist eine Produktion der WIENWOCHE in Kooperation mit Brunnenpassage. 
 

 

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