Barbie für den Bruder

06. September 2016

Gender-Marketing ist seit Jahren gang und gäbe und vor allem zum Schulbeginn verdient sich die Industrie daran dumm und deppert. Deshalb sorgen die großen Spielzeug-Konzerne dafür, dass sich ihre jüngste Zielgruppe auch weiterhin brav an diese Gender-Richtlinien hält.

Mädchen in rosa, Burschen in blau. Der Schulbeginn jedes Jahr ist der Höhepunkt des Gender-Marketings. Viele Kinder kommen zum ersten Mal in die Schule und brauchen die volle Ausstattung. Von Schultasche über Federpennal und Stifte bis Turngewand. Geht man für diese Besorgungen in passende Läden, so findet man alles nach zwei Themen sortiert. Die Mädchen-Sachen und die Burschen-Sachen. Mädels brauchen demnach eine rosarote Feen-Schultasche und Jungs können sich nicht ohne blauen Auto-Rucksack blicken lassen. Aber warum? Seit wann haben Farben so eine Macht und seit wann ist es undenkbar geworden, als Junge mit einer rosa Schultasche vor die Tür zu gehen?

Mein persönlicher Albtraum in pink

Ich kann mich noch an meinen ersten Schultag erinnern. Ich war ebenfalls ein Albtraum in pink, von oben bis unten - wahrscheinlich hatten selbst meine Socken diese Farbe.

Bella Haltrich, rosa Mädchen, privates Foto
Foto: Bella Haltrich

Jetzt verursacht mir dieser Anblick Augenkrebs, aber damals habe ich mich in dieser Farbe ausgesprochen wohl gefühlt. Ich würde auch gerne behaupten, ich wurde unfreiwilligerweise in dieses Farbklischee gesteckt, aber wenn man den Aussagen meiner Mutter vertraut, war das vollkommen freiwillig. Ich habe diese Farbe einfach geliebt! Und versteht mich nicht falsch, wieso sollten Mädchen Rosa nicht mögen und sich tagtäglich darin hüllen? Aber wieso kann es nicht auch Grün sein? Oder Blau? Oder vielleicht auch einfach Gelb?
Und in welchem Geschäft kommt ein Junge auf seine Kosten, der einen rosaroten Auto-Rucksack haben möchte? 

Früher trugen Burschen rosa

 Die Farbe Rot hat schon seit Jahrhunderten eine starke Bedeutung. Sie ist die Farbe des Blutes und somit auch der Macht und des Krieges – eine sehr männliche Farbe würde man jetzt sagen. Männlich aber vor allem deshalb, weil Kriege damals und auch überwiegend heute „Männersache“ waren. Diese bedeutungsstarke Farbe wurde deshalb nicht ohne Grund sehr häufig bei den Rüstungen der Soldaten und Kriegern verwendet. Es klingt also eigentlich logisch, dass Rosa, früher oft kleines Rot genannt, vor circa 100 Jahren eine "Jungen-Farbe" war und eher untypisch für Mädchen, welche eher Blau trugen. Irgendwann hat sich das dann umgedreht, wozu es viele Theorien gibt. Man kann aber eines mit Sicherheit sagen: Welche Farbe man welchem Geschlecht zuspricht, ist reine Willkür! In weiteren 100 Jahren sieht es wahrscheinlich eh schon wieder ganz anders aus. 

Barbie für den Bruder

Nicht nur die Farben spielen eine große Rolle im Gender-Marketing. Vor allem Spielzeug wird in Geschäften heutzutage streng unterteilt. Es gibt die rosarote Mädchenabteilung mit Puppen, Pferden, Barbies und Feen. Im Gang daneben gibt es dann die blaue oder grüne Burschenabteilung mit Autos, Dinosauriern und Piratenschiffen. Ich kenne kein Geschäft mit Spielzeugen, in welchem diese Unterteilung nicht vorherrschend ist.
Aber das heißt nicht, dass Kinder automatisch nur gerne mit den Sachen spielen, die „für ihr Geschlecht vorgesehen“ sind. 

Letztes Jahr fragte ich meinen kleinen Bruder, was er sich zu seinem neunten Geburtstag wünsche. „Eine Barbie!“, war seine Antwort. Ich war nicht unbedingt überrascht, er hat schon immer gerne mit allen Arten von Spielzeug gespielt. Manchmal war es ein Auto, dann eine Puppe, dann ein Dinosaurier, dann wieder Kleider von der Mama, als nächstes vielleicht Lego und jetzt eben eine Barbie.
Rosa mochte ich als Kind, aber Barbies waren nie so meins, deshalb verbrachte ich ganze 30 Minuten vor dem riesigen rosaroten Regal im Spielzeugladen. Aber irgendwann entschied ich mich dann für eine klassische Barbie – die von allen dort noch halbwegs am realistischsten aussah – und kaufte diese für meinen kleinen Bruder zum Geburtstag.  Er spielt noch immer damit!

#colorsareforeveryone

Ich will gar nicht sagen, dass es schlimm ist, wenn manche Mädchen ausschließlich Barbies mögen, oder manche Burschen sich nur für Autos begeistern können. Aber man sollte ihnen wenigstens die Chance geben, alles auszuprobieren und vielleicht andere oder weitere Interessen zu entwickeln. Also bitte unterstützt dieses nervige Gender-Marketing nicht auch noch, indem ihr alle Sachen eurer Kinder einer „geschlechterspezifischen“ Farbe zuordnet.

Und wenn ihr schon nicht auf mich hören wollt, dann doch vielleicht auf diese kleine Lady, die auch eine sehr starke Meinung zu diesem Thema hat:

 

 

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