Die andere Arielle-Debatte: Warum kann Disney seine veralteten Geschlechterrollen immer noch nicht aufgeben?

16. März 2023

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Screenshot Youtube/ARIELLE DIE MEERJUNGFRAU - Offizieller Trailer-Disney Deutschland

Im Mai kommt die Realverfilmung von Arielle in die Kinos. Noch immer dominiert die rassistische Debatte rund um die schwarze Hauptdarstellerin Halle Bailey. Obwohl man sich einerseits darüber freuen kann, dass jüngere Generationen mit einer diverseren Disney-Welt aufwachsen werden, muss man bedenken, dass die geschlechtsspezifischen Machtverhältnisse in Disney Filmen wie Arielle noch immer erhalten bleiben und sich sexistische Denkmuster in den Köpfen der Kinder verankern. 

Ein Kommentar von Selin Öztürk. 

Als Ende letzten Jahres der Trailer von Arielle veröffentlicht wurde, dauerte es nicht lang bis Internettrolls die Kommentarspalten sämtlicher Plattformen mit ihren rassistischen und hasserfüllten Nachrichten übernahmen. Hashtags wie #notmyArielle gingen viral, weil anscheinend ein Kindheitsidol zerstört wurde. Mehr als 2,6 Millionen Menschen dislikten den Trailer. Viele versuchten mit absurden „wissenschaftlichen“ Fakten zu argumentieren, warum ein Fabelwesen ein bestimmtes Aussehen haben muss. Aber wieso wird mehr über das Aussehen eines Charakters diskutiert als über das Verhalten? Ich würde es besser finden, wenn #NobodysArielle viral gehen würde. Unabhängig von der Hautfarbe sollte so ein sexistisch aufgebauter Charakter kein Vorbild sein. Vor allem wenn die Zuschauerschaft so jung ist und sich daraus unmittelbar eine wichtige Vorbildfunktion resultiert. Ich habe nie verstanden, wieso ein junges Mädchen ihre Stimme für einen Jungen aufgibt, in den sie sich verliebt hat – obwohl sie ihn nicht kennt. Zusätzlich ändert sie ihr Aussehen, so dass Prinz Eric den Retter spielen kann und sie durch den Kuss der „wahren Liebe“ rettet. 

Falsches Bild von Beziehungen

Manche Kinder identifizieren sich so sehr mit einer fiktiven Figur aus einem Märchen oder einer Cartoonserie, dass sie diese Figur sein möchten – dieses Phänomen wird in den Sozialwissenschaften „wishful identification“ genannt. Durch „wishful identification“ im Kindesalter mit Charakteren aus Märchen und deren romantischen Beziehungen, kommt es dazu, dass sich idealistische Werte bilden. Dadurch entstehen falsche Denkmuster bezüglich Beziehungen.

Das kann unter Umständen dazu führen, dass aus diesen jungen Mädchen Frauen heranwachsen, die denken, dass sie sich radikal verändern müssten, um mit einem Mann zusammen sein zu können. Im Falle von Arielle verliert die Protagonistin ihre kostbare Stimme, damit die Beziehung funktioniert. Was ist das für ein Vorbild? Warum wird nicht diese wichtige Thematik aufgegriffen und darüber diskutiert anstatt über die Hautfarbe eines Fabelwesens?

Diversität reicht nicht

Noch immer dominieren starke idealistische Überzeugungen und der Glauben an traditionelle Geschlechterrollen in vielen Serien und Filmen, die für Kinder gedacht sind. Ob das beabsichtigt ist, oder nicht: Diese Filme dienen als Vorlage dafür, wie sich junge Mädchen und Jungs verhalten sollen. Wäre es nicht längst an der Zeit, diese stereotypen Darstellungen von Liebe zu durchbrechen? Die Problematik reicht, zusätzlich, von einem unrealistischen Körperbild bis hin zu Machtstrukturen und ungleiche Geschlechterrollen. Disney hat zwar mehr Inklusion geschaffen aber im Endeffekt bleibt der gleiche toxische Plot erhalten. Oder vielleicht nicht? Ich bezweifle, dass der Film, der in zwei Monaten rauskommen wird, einen großen inhaltlichen Unterschied zum Original haben wird. Und nein, Disney, es reicht nicht, dass ihr eine schwarze Darstellerin gecasted habt. Ihr müsst den kompletten Plot, der sehr mit idealistischen Mustern spielt, ändern.

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