Die Angst vor dem Brexit

28. März 2017

Brexit ist in aller Munde. Keiner weiß genau, wann und wie er passieren wird, viele zittern aber jetzt schon davor. Derzeit ist das politische Spiel voll im Gange und niemand scheint zu wissen, wie es ausgehen wird. Eines ist jetzt schon sicher: Brexit wird das Leben von sehr vielen Menschen beeinflussen. 

 

Brexit ist im Moment das Ding, auf das alle Schuld geschoben wird. England verliert in einem lang erwarteten Rugby-Spiel? Brexit. Der terroristische Angriff in Westminster? Brexit. Pfund kollabiert? Brexit. Du kannst dein Haus nicht verkaufen? Brexit. Dein Hund bellt zu laut? Brexit. 

 

Spaß beiseite: Brexit sorgt bei vielen Menschen für eine große Besorgnis. Man kann bei vielen Ausländern hierzulande eine immer größer werdende Angst beobachten: um die Zukunft, Jobs und das Leben, das viele von uns auf der Insel aufgebaut haben. 

 

“Niemand will mich in diesem Land” habe ich vor ein paar Wochen von einer Freundin von mir gehört. Sie hatte einige persönliche Probleme, die genau zum Zeitpunkt von dem ganzen Brexit-Wirbel passiert sind. Brexit hat ihre Ängste um ein kleines Stückchen größer gemacht. 

 

“Bist du dir sicher, dass ich nur mit meinem Personalausweis nach England fliegen kann?” fragte mich ein anderer Bekannter. Er hatte Angst, er wird nicht reingelassen werden. 

 

Es herrscht im Moment eine Art informatives Chaos: Brexit ist so komplex, dass er bei vielen zur Desorientierung führt. Das, obwohl der Austrittsprozess noch nicht mal wirklich in die Wege geleitet wurde. Man kann sich nur vorstellen, wie chaotisch es sein wird, sobald der EU-Austritt Großbritanniens tatsächlich passiert. 

 

 

Angst haben aber nicht nur hierzulande lebende Migranten. Viele junge aus Großbritannien stammende Menschen fühlen sich von ihrem eigenen Land betrogen. 

“Ich will in diesem Land nicht leben” sagt ein gebürtiger Engländer und zugleich ein guter Freund von mir. “Ich fühle mich, als würde man mir meine Freiheit wegnehmen wollen. Ich will unter keinen Menschen leben, die aus Hass zu anderen Menschen solch eine egoistische Entscheidung getroffen haben. Ich will weg aus diesem Land.” 

Ähnliche Aussagen habe ich schon von einigen anderen Engländern gehört. 

 

Nicht nur Menschen, auch Organisationen zeigen sich vorsichtig. Man hört immer mehr von großen Unternehmen, die nach Europa übersiedeln oder neue Unternehmen, die nach Großbritannien gekommen wären, die es aber aufgrund von Brexit nicht tun werden. Viele Manager müssen nach neuen Jobs suchen, weil ihre Firmen gerade dabei sind, London zu verlassen. 

 

Kurz gesagt: Brexit raubt vielen Menschen den Schlaf und es wird bestimmt noch eine Zeit dauern, bis sich die Situation normalisiert. Solange man in diesem Fall von Normalisierung sprechen kann. 

 

Zum Teil haben diejenigen, die ihre Stimme für ‘Leave’ abgegeben haben, jetzt schon ihr Ziel erreicht. Immer mehr Menschen entscheiden sich gegen Großbritannien. Das Problem liegt aber darin, dass es nicht nur billige Arbeitskräfte aus Ost-Europa sind, sondern durchaus auch qualifizierte Menschen und reiche Unternehmen. 

 

Zur Zeit wird viel spekuliert. Niemand scheint zu wissen, was passieren wird. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Regierenden an die Menschen denken werden. Es sind nämlich nicht nur Rumänen, Engländer, Polen, Italiener, die in Großbritannien leben. Hinter all den sinkenden Migrationszahlen stehen Lebensgeschichten, die dadurch verändert und beeinflusst werden. Ich hoffe, dass man dies bei Verhandlungen in Betracht ziehen wird. 

 

 

 

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