Die digital Natives unserer Zeit

26. November 2017

Als 90s-Kid kam ich erst sehr spät in Berührung mit der Technologie. Mein erstes Handy war das schwere, optisch nicht sehr schöne, Nokia, das bestimmt bis heute noch mindestens einen Strich Akku hat. Damals schleppe ich es immer in meiner Schultasche mit mir herum, damit ich notfalls meine Eltern erreichen konnte. Musik hören, Fotos machen oder Spiele spielen konnte man schlussendlich auch nicht damit. In meiner Kindheit spielte somit sowas keine große Rolle für mich, geschweige denn das Internet. Ich war sehr erfreut darüber eine kleine mini Küche in meinem Zimmer stehen zu haben und die tausend Barbie-Puppen, die ich über die Jahre gesammelt hatte. Doch irgendwann klopfte die Technologie auch an unserer Tür und mit zirka 11 wurde die Hälfte des Schreibtisches mit einem fetten, alten Computer belegt. Für die Kids von heute könnte es von der Steinzeit abstammen– obwohl diese Bildschirme vor nicht länger als 40 Jahren entwickelt worden sind.

 

Die neue Generation kennt es nicht anders. Die ersten Wörter die man lernt, sind entweder Songtitel oder die Namen von Zeichentrickserien, damit man sie selber auf Youtube suchen und abspielen kann. Wobei ich letztens mitangesehen habe, dass die Sprachfunktion noch besser funktioniert. Mit sechs hat man schon das neuste Tablet und in der Schule packt man das Handy aus und dreht mit den Mitschülern ein Musically. Super normal. Genauso normal, wie die Geschichte einer sieben-jährigen: „Mein Lehrer musste niesen und er hat dabei gedabbt.“

 

Wobei ich erst mit 15 Soziale Medien entdeckt habe, haben 10-jährige schon ein Instagram-Profil, auf dem sie sehr aktiv sind. Auch Youtube gehört zu den beliebtesten Portalen bei den Jugendlichen. Es ist nicht nur sehr beliebt, sondern auch prägend. Zumindest nachdem ich mich stundenlang mit meiner kleinen Cousine beschäftigte, tauchten immer wieder dieselben Fragen auf: „Hast du Instagram?“, „Wie viele folgen dir?“, „Kennst du diese Youtuberin?“, „Findest du sie hübsch?“. Doch sie war nicht die einzige. Wenn ich mich zurück erinnere, tauchten ähnlich Fragen bei anderen Kindern ihrer Altersgruppe immer wieder auf. Von einem meiner Cousins habe ich sogar letztens einen Anruf bekommen: „Abonnier mich auf Youtube! Like mein Video!“.

 

Wir lernen von anderen und bei den Jüngeren ist das sogar noch extremer. Sie suchen nämlich aktiv nach Vorbildern. Die Sozialen Medien helfen hierbei. Ein hübsches sympathisches Mädchen wird schnell zum Rolemodel. Sie sehen zu ihnen auf und wollen genauso sein wie sie. Ein anderer Faktor, von dem sich die Kinder beeinflussen lassen, ist der Wortschatz. Dieser Prozess ist zwar kein bewusster, doch unbewusst übernehmen sie Wörter. Dazu gehören zum Beispiel: „Digga“ und „Alter“. Durch das Schauen von Videos adaptieren sie auch bestimme Verhaltensweisen oder Mimiken und Gestiken. Sie verhalten sich einfach genauso wie die im Internet. Man sollte die Power von Bloggern und Youtubern nicht unterschätzen, das wissen am besten die Marketing-Leute. Schlussendlich schaffte es Bibisbeautypalast innerhalb von nur wenigen Stunden ihr Sortiment an Duschschaum auszuverkaufen. Und das auch bei uns in Wien. Man könnte sagen, hat man ein jüngeres Publikum, hat man eine höhere Aufmerksamkeit. Es sind nun eben die digital Natives unserer Zeit. 

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