Die Macht der Stereotypen

12. April 2016

 

An jedem Stereotyp ist etwas Wahres dran, vor allem, wenn es um Nationen geht. Ich konnte mich davon unzählige Male überzeugen. Ich habe die Chance gehabt, in vielen Ländern zu wohnen und bin sehr oft mit kulturellen Unterschieden konfrontiert worden, welche einige Stereotypen bestätigen konnten.

 

nationality stereotypes
knowyourmeme.com

 

Ich habe vor einigen Jahren ein paar Monate in China verbracht. Kennt ihr dieses Stereotyp, dass Chinesen keinen Scham haben, wenn es um Blähungen geht? Ich war mal mit ein paar Freunden in einem Aufzug auf dem Weg in meine Wohnung. Im fünften Stock ist eine Chinesin eingestiegen, eine sehr  attraktive und gepflegte Frau… Der Rest der Geschichte ist klar, oder? Nach einer Minute gab es ein Furzgeräusch und dieses kam weder von mir, noch von meinen Freunden. Die Dame hatte nicht mal gelächelt, es war, als hätte sie geniest - keine Reaktion.

 

Warum du reisen solltest

 

Letztes Jahr habe ich knapp fünf Monate in Mexiko gearbeitet und gewohnt. Mexikaner sind korrupt, sagt man, oder? Auch dieses Mal konnte ich mich überzeugen, dass dieses Klischee stimmt. Ich war mit einem Kunden unterwegs und wir sind von der Polizei aufgehalten worden. Er hätte kein gültiges Autobahnpickerl, hat es geheißen. Das, obwohl das Autobahnpickerl sichtbar an der Scheibe geklebt hat. Wir mussten zum Polizeiparkplatz, wo es zu Verhandlungen kam. Diskutiert wurde die Höhe des zu bezahlenden Schmiergelds. Und als wir den Parkplatz verlassen wollten, mussten wir eine Parkplatzge­bühr bezahlen. Als wäre das Bestechungsgeld nicht genug.

 

Ein anderes Mal war ich in Polen bei einem internationalen Karatelehrgang. Viele Karateka aus ganz Europa sind nach Danzig gekommen. Darunter auch ein paar Leute aus Deutschland in einem brandneuen Volkswagen. Sie haben das Auto geparkt und sind trainieren gegangen. Eine halbe Stunde später war der schöne VW weg. Zusammen mit ihren Reisepässen.

 

Ich lebe seit über einem halben Jahr in England und mir wird jeden Abend dieselbe Frage gestellt: “Would you like a cup of tea?”

 

An jedem Stereotyp ist etwas Wahres dran, das stimmt. Stereotypen kommen ja von irgendwoher, sie sind meistens nicht erfunden worden.

Doch man kann nicht generalisieren. Es muss ja nicht sein, dass jeder mexikanische Polizist korrupt ist, es musst nicht sein, dass jeder Chinese schamlos furzt und es muss nicht sein, dass jeder Pole ein Auto stehlen wird. Anders verhält sich die Sache mit den Engländern - ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder Engländer am Abend “a cup of tea” trinkt. 

 

Es ist keine gute Sache, wenn negative Stereotype das Image einer ganzen Nation prägen. Ich finde aber nichts Schlimmes daran, wenn die kleinen lustigen Klischees sich manchmal bestätigen. Das macht die Welt schöner und interessanter. Wir sind alle anders. Ein Pole ist anders als ein Österreicher, ein Österreicher ist wiederum anders als ein Deutscher. Was wäre denn, wenn alle gleich wären? Möchten wir dann überhaupt noch in andere Länder reisen? Die Welt wäre viel uninteressanter. Das Wichtigste ist, dass wir das Anderssein anderer Menschen akzeptieren. Solange wir das nicht lernen, wird es immer Probleme geben. Und ich meine hier nicht, dass wir Korruption oder Diebstahl akzeptieren sollen. Wir sollen aber das Furzen oder allabendliche Teetrinken akzeptieren. So wie wir uns wünschen würden, dass jeder unsere kleinen Angewohnheiten und Seltsamkeiten akzeptiert. Es fängt nämlich bei den ganz kleinen Sachen an. 

 

 

 

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