Flüchtlinge in München: Ich fühle mich nicht wohl.

11. Februar 2016

Es gibt Sachen, die traue ich mich nicht zu sagen. Nicht, weil ich Angst habe vor der Meinung anderer, sondern weil ich Angst habe, jemandem unrecht zu tun. Ein Kommentar.

In den letzten Wochen ist mein Kopf voll von Berichten aus Österreich und Deutschland, in denen beschrieben wird, wie Kinder und Frauen von Flüchtlingen vergewaltigt werden.

Ich habe eine klare Meinung zu diesem Thema: Vergewaltigungen gab, gibt und wird es leider immer geben. Vergewaltigungen sind kein Phänomen der Flüchtlingswelle. Nur weil jemand arabischer oder afrikanischer Herkunft ist, wird man nicht von diesem automatisch vergewaltigt. Das ist meine Meinung. Ich habe als europäische Frau heute nicht mehr oder weniger Angst vor Vergewaltigung als vor, sagen wir, zwei Jahren.

Ich lebe in Wien. Und ich muss gestehen: Ich habe in meiner Umgebung den Zuwachs der Bevölkerung durch Flüchtlinge nicht bemerkt. Weder treffe ich mehr arabische junge Männer auf der Straße, noch in der U-Bahn. Für mich sieht alles gleich aus. Wien ist bunt und war es schon immer. Türken, Araber und Jugos gehören zum Stadtbild. Deswegen sind mir die Neuankömmlinge wohl nicht aufgefallen.

Im Sommer habe ich in Wien in einer Aufnahmestelle für Asylwerber ausgeholfen und war zeitweise alleine mit 3000 unbegleiteten Männern in einem Raum. Ich hatte keine Angst. Ich habe mich nicht unwohl gefühlt. Alle waren sehr nett zu mir.

 

Doch etwas hat sich bei mir verändert. Ich bin seit zwei Wochen in München und fühle mich unwohl. Entgegen der Meinungen „Es gab ja schon immer viele Ausländer“ in der bayrischen Hauptstadt, finde ich das nicht. Und ich bin hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Hier und da mal ein paar Türken am Hauptbahnhof, ein paar Jugos in Giesing und genauso viele Albaner im Hasenbergl.

Heute fahre ich mit der Schnellbahn und drehe mich unwillkürlich um. Fast jeder vierte Passagier ist ein junger Mann aus dem Nahen Osten. Ich steige am Hauptbahnhof aus und mir wird von einer Gruppe Männer „beautiful, come kiss kiss fuck fuck“ nachgerufen. Ich möchte mir keine Meinung bilden. Als ich am Stachus stehe und eine rauche, kommt mir ein junger Bursche entgegen und nimmt mir meine Zigarette aus der Hand, er geht einfach weiter.

Ich soll für meine Mutter Besorgungen beim Türken ihres Vertrauens machen, der, oh Wunder, am Münchner Hauptbahnhof ist. Es fällt mir auf, dass ich mich immer wieder umsehe und nach meiner Handtasche greife.

Ich will ehrlich sein: Ich will nicht so sein. Ich will nicht so denken oder so fühlen. Aber ich drehe mich trotzdem um, ständig seit ich hier bin.

Ich habe keine Angst, vergewaltigt zu werden, ich fühle mich nur unwohl. Ich spüre Blicke auf mir, die ich aus München nicht kenne. Wien ist anders. In Wien habe ich mich an ein paar blöde Sprüche gewöhnt. Aber in München? Aus München kenne ich das nicht. Für mich war diese Stadt die sicherste der Welt.

Ich fühle mich nicht wohl und ich will so nicht fühlen.

Ich weiß nicht, was ich, die Politik, die Asylbewerber oder irgendwelche Regeln tun können, damit ich und sicher auch viele andere Frauen nicht mehr so empfinden.

Ich hoffe, jeder weiß, dass diese Gedanken nicht verallgemeinernd sind, aber ich denke, es gibt Sachen, die sich viele, wie ich, nicht auszusprechen trauen

 

Fakten:
- Im Jahr 2015 sind rund 120.000 Flüchtlinge in München angekommen
- Davon sind um die 60% männliche Asylsuchende unter 30 Jahren
- Bayern muss per Gesetz 15% aller ankommenden Flüchtlinge in Deutschland aufnehmen, davon 35% Oberbayern (hier befindet sich München)
- Die Zahl der Übergriffe durch Flüchtlinge ist unbekannt. Allerdings machen Belästigungen durch Schutzsuchende immer wieder Schlagzeilen
Quelle: Offizielle Müchner Stadtportal www.muenchen.de

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