Für Emre Mor ging man sogar ins Gefängnis

22. Juni 2016

Ganz plötzlich hat die Türkei die Chance, ins Achtelfinale einzuziehen. Maßgeblichen Anteil daran hat das Wunderkind Emre Mor. Der 18-jährige Jungspund gilt sogar als Nachfolger von Lionel Messi. Über ein Fußballtalent, für den sogar türkische Verbandsfunktionäre ins Gefängnis gingen.

Das erste Spiel in der Euro 2016 der Türken war zugegebenermaßen eine einzige Katastrophe. Abgesehen von einer guten Chance zu Beginn des Spiels im Pariser Prinzenpark-Stadion gegen die Kroaten, fehlten jegliche Ideen, Passgenauigkeiten und überhaupt ernstzunehmende Angriffe. Man hatte sogar den Eindruck, dass die Spieler eher mit ihrer Frisur beschäftigt waren, als mit dem Match. Die türkischen Fans waren demoralisiert. Bis der Spieler mit der Rückennummer 21 in der 69. Minute von Fatih Terim eingewechselt wurde. Plötzlich ging ein Jubel durch den roten Block. Alle freuten sich so, als käme der große Erlöser auf das Feld. „Emre, Emre, Emre“-Rufe ertönten im Stadion.

Tatsächlich bewirkte die Einwechslung des 18-jährigen Emre Mor einen kleinen Schub des „Milli Takims“. Ist der Jungspund einmal am Ball, ist er kaum zu stoppen. Im Spiel gegen Kroatien hat seine Einwechslung die Niederlage jedoch nicht verhindert. Gegen die Spanier kam er nicht zum Einsatz, sodass Trainer Fatih Terim dafür heftig kritisiert wurde.

Messi-Nachfolger
Doch sein großer Moment sollte noch kommen. Im letzten Vorrundenspiel gegen Tschechien hat Mor, den alle so feiern, einen entscheidenden Anteil daran gehabt, dass die Türken plötzlich eine Chance auf den Achtelfinal-Einzug haben. Terim ließ ihn diesmal von Beginn an spielen. In der 10. Minute bereitete der künftige Dortmunder das 1:0 vor, das Burak Yilmaz verwandelte. Fast wäre Mor selber zum Torschützen geworden, als er in Messi-Manier drei Spieler links liegen ließ und den Ball nur knapp über die Latte schoss.

Jetzt fragt sich die Weltpresse, wer dieser nur 1,68 Meter große Spieler ist, der sogar als Nachfolger von Megastar Lionel Messi gehandelt wird.

„Außergewöhnlich, zu was er im Stande ist.“
Geboren und aufgewachsen ist Emre Mor in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Nachdem er 22 Mal für die dänische Nationalmannschaft in verschiedenen Altersklassen spielte, entschied er sich im Winter 2015 für das Heimatland seiner Eltern anzutreten. Während seiner Zeit beim dänischen Club Nordsjællands, sagte sein Trainer Kasper Hjulmand über ihn: „Es ist außergewöhnlich, zu was er im Stande ist. Er hat so viel Geschwindigkeit in seinen Füßen und ist so unvorhersehbar. Wenn man erwartet, dass er jetzt einen Pass spielt, macht er stattdessen noch ein Dribbling und ändert die Richtung. Und wenn er das macht, ist er nicht mehr zu fassen."

Als Fatih Terim auf ihn aufmerksam wurde, nominierte er Mor für einen Vorbereitungslehrgang, um ihn kennenzulernen. Doch dabei blieb es nicht und so kam der 18-Jährige in den Testspielen gegen Slowenien und Montenegro zum Einsatz. Am Ende musste Terim auch staunen: „Emre ist ein außergewöhnlicher Spieler. Wäre er gewöhnlich, wäre er nicht hier.“

Der Vater saß im Gefängnis
Um für die türkische Nationalmannschaft spielen zu können, brauchte Mor auch die türkische Staatsbürgerschaft. Dafür benötigte der Fußballverband eine Unterschrift des Vaters. Nun gab es bei dieser Angelegenheit ein Problem. Der Vater von Emre saß wegen Fahrens ohne Versicherung im Gefängnis. Also gingen die Emissäre von Terim sogar in den Häfn, um das junge Talent für sich zu sichern.

Spricht kein Türkisch
Nach der Fußball-EM wird Mor für Borussia Dortmund spielen.  Trainer Thomas Tuchel ist angetan von dem Linksfuß. „The manager loves me“, erklärt das Wunderkind nach seiner Unterschrift schwärmerisch. Denn Türkisch kann der Junge nicht.

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