Hierzulande steht bereits für die meisten fest: Hillary Clinton wird nicht nur Präsidentschaftskandidatin, sondern auch Präsidentin. Doch innerhalb des Demokratischen Lagers in den USA brodelt es gerade gewaltig. Senator Bernie Sanders aus dem Bundestaat Vermont erlebt einen explosionsartigen Aufschwung und sorgt für Clintons schlechteste Umfragewerte seit ihrer Kandidaturbekanntgabe.

„We’re in this race to win it“

Sanders will das demokratische Establishment aufmischen und für Wind von links in der US-Politik sorgen. Das Wort Sozialismus ist dort in manchen Kreisen beinahe zum Schimpfwort mutiert, doch genau hiermit konnte der Senator Anfang Juli ein Stadion in Iowa mit zehntausend Menschen füllen und diese begeistern. Obwohl Clinton in nationalen Umfragen noch immer die Nummer eins ist (57% Zustimmungsrate), konnte Sanders im Vergleich zu 2014 um 10% dazugewinnen (von 15% auf 25%). Viele progressive Demokraten meinen, dass diese Erfolge den Impuls gesetzt haben, Sanders eine ernstzunehmende Gefahr für den (vor allem in Europa) als sicher angenommenen Sieg Clintons werden zu lassen.

Keine Kompromisse

In vielerlei Hinsicht war Obama 2008 die Hoffnung liberaler Wähler, doch im Jahr 2015 kann davon keine Rede mehr sein. Er hat sich trotz einiger Fortschritte mehr als kompromissbereit gezeigt. So ist „Obamacare“ nicht viel mehr als ein alteingesessenes Modell ehemaliger republikanischer Politiker und seine Bemühungen um wirtschaftliche Chancengleichheit mehr als dürftig. Sanders gelingt der Spagat zwischen einem nüchternen Faktenschaffen und leidenschaftlicher Volksvertretung. Seine wichtigsten Reformthemen beinhalten Klimaschutz, Einkommensungleichheit, den Irakkrieg, TTIP, ein profitables Steuersystem und frei zugängliche Universitätsausbildung. Für uns in Österreich sind einige dieser Punkte bereits Normalität, aber Amerika ist weit entfernt von einem Sozialstaat.