#hitzesudern

24. Juli 2015


So oder ähnlich muss James Stewart sich in dem Hitchcock-Klassiker „Das Fenster zum Hof“ gefühlt haben: Das Thermostat in meiner Wohnung zeigt behagliche 33 Grad an, während ich am offenen Fenster sitzend, meinen Nachbarn aus dem 4. Stock beim „Hitzesudern“ lausche. Zugegeben, ich bin keine Fotografin, die aufgrund eines Beinbruchs an den Rollstuhl gefesselt ist und ich erwarte auch keinen nächtlichen Besuch von Gracia Patricia.

Jedoch ist auch mir viel zu warm. Und auch befinden sich die Bewohner in meinem Innenhof und darüber hinaus, alle österreichischen Bürger im Ausnahmezustand: Es ist Sommer. Und es ist heiß.
Medial ist die Hitze-Debatte dieser Tage wohl das Thema Nummer 1. Auch auf diversen Social- Media-Plattformen äußert man sich lautstark sich zu diesem Phänomen. Nie sollen die Temperaturen höher gewesen sein, als in diesem Jahr. Thermophysiologische Belastung und Hitzestress erreichen ihren nie dagewesenen Höhepunkt.

Die oberösterreichischen Nachrichten berichten von „verwirrten Autofahrern“. Webseiten wie suderanten.at bieten der österreichischen Bevölkerung eine Plattform, sich den Frust von der überhitzten Seele zu schreiben. Wiener Linien Mitarbeiter verbringen etliche Arbeitstage damit, sich für defekte Klimaanlagen in den U-Bahnen zu rechtfertigen. Der Hashtag #hitzesudern ist wohl einer der meist genutzten der vergangenen Wochen und verleiht der Verzweiflung vieler Twitter-User Ausdruck: „Bin heute rausgegangen #lebenamlimit. #hitzesudern.“ Oder: „Ich wollte mich im Kühlschrank verstecken....doch dort habe ich kein Wlan #mist #Hitze“.

Jedoch trifft diese Hitzewelle vor allem Menschen die nicht im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft sind. Dies und ähnliches ergab jüngst die Studie „EthniCityHeat“, die vom Institut für Soziologie in Wien durchgeführt wurde. Der ORF-Wien berichtet und stellt, laut Studie, fest, dass Migrantinnen und Migranten durchschnittlich weniger gebildet „und daher weniger über die Auswirkungen der Hitze aufgeklärt“ seien. Darüber hinaus sollen sie finanziell nicht in der Lage sein, sich Ventilatoren anzuschaffen, welche das Temperaturproblem mindern sollten.

Fraglich, aber angesichts meines momentanen Befindens und meines bisherigen, ventilatorlosen Lebens möglicherweise zutreffend. Nun, zumindest haben wir MigrantInnen, mit unserer Tendenz zur Überhitzung, die restlichen 11 Monate im Jahr einen enormen Vorteil, wenn Österreich dann #kältesudert.

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