Ich bin dann mal weg!

08. Januar 2019

Darauf, dass unsere Freunde uns auch lieben, wenn wir sie mal verlassen - und dass sie sich als Belohnung dafür für immer einen Backstage-Platz in unserem Herzen verdient haben.


Du ziehst um für einen neuen Job. Du reist für ein halbes Jahr nach Indien. Dein Volksschulfreund ist wieder in sein Heimatland zurückgekehrt und die beste Freundin ist für eine Ausbildung in eine andere Stadt gezogen. Was bedeutet das für die Beziehung zu deinen Freunden?

Neubeginn und Verabschiedung
Regelmäßiges Umziehen ist schon längst zum Standard geworden. Dabei passiert es viel zu häufig, dass wir unsere besten Freund*innen zurücklassen. Oder auch, dass neue Freundschaften schnell wieder auseinandergerissen werden, wenn wir wieder zurückkehren.
Ich selbst bin mit 17 Jahren aus einem Tiroler Dorf in die Hauptstadt Wien umgezogen. Offiziell war das fürs Studium. Inoffiziell um die aufregende Großstadt zu erleben. Damals ahnte ich nicht, wie sehr ich meine besten Freund*innen vermissen würde. Waren sie doch seit meiner Kindheit an meiner Seite. Und waren sie doch jene Personen, mit denen ich erwachsen wurde. Doch dann ist man erst mal weg. Und schnell ersetzt unregelmäßiger Kontakt über Whatsapp gemeinsame Wochenenden.

Schließlich hatte ich mich in der großen Stadt eingelebt und auch neue Freunde gefunden. Aber ich verabschiedete mich erneut. Ich entschloss mich dazu, ein Auslandssemester in Utrecht in den Niederlanden zu verbringen.
Es war unglaublich aufregend  Personen aus verschiedenen Kulturen kennenzulernen. Vom italienischen Dinner, das erst erst um 23:00 beginnt, bis hin zu Biertrink-Wettkämpfen aller Art, bestand meine Freizeit aus ungewohnten Ereignissen. Schneller als ich dachte, entdeckte  ich menschliche Diamanten und schloss diese fest ins Herz. Doch auf das tägliche miteinander Wachsen, auf all die geteilten Weinflaschen, Geheimnisse und Träume, folgten Freundschaften auf Distanz.

Rückkehr und Wiedersehen
Viele Beziehungen würden unter diesen Umstände zerbrechen. Doch meine Freunde warteten geduldig darauf, dass wir uns wiedersahen. Um mich dann wieder in den Arm zu nehmen und auf die guten alten Zeiten anzustoßen. Deshalb frage ich mich: Wie wichtig ist räumliche Nähe, wenn es um Freundschaften geht? Können Länder, Meere, Gebirge und Wälder trennen, was gemeinsame Erlebnisse geschaffen haben?

Die meisten meiner Freunde sind immer noch meine Freunde auch wenn wir uns mal ein halbes Jahr nicht sehen. Das zeigt, dass Freundschaften nicht nur aus körperlicher Nähe bestehen. Es geht um die Verbindung der Seelen. Um die gedanklichen Polaroids. Und vor allem um das Wissen um das Yin zum eigenen Yang an einem oft weit entfernten Ort. Und das ist es, was Freundschaft so besonders macht. Dass diese Menschen es zulassen, dass du dich entfalten kannst. Und dann trotzdem wieder für dich da sind.

Um das wertzuschätzen, sollten wir all die persönlichen Momente mit den Liebsten in einem mentalen Marmeladenglas aufbehalten. Zum Beispiel ein Glas voll mit durchtanzten Nächten mit der besten Freundin. Und ein weiteres gefüllt mit den Farben vom Sonnenaufgang als du mit der Gang ins Freibad eingebrochen bist.  Denn wir werden irgendwann wieder räumlich von ihnen getrennt sein. Und dann können wir es öffnen und von den kostbaren Erinnerungen zehren. Das hält die Freundschaften aufrecht.

Mit diesem Artikel möchte ich mich bei meinen wunderbaren Freunden bedanken. Jenen Freunden, die ich so oft ohne zu zögern zurückgelassen habe um ein neues Abenteuer zu beginnen. Sie haben es akzeptiert und lieben mich immer noch. Fühlt euch umarmt und bis bald!

 

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