Irreal schön: Schönheitsideale von Instagram & Co

22. April 2022

Filter und Facetuning – Apps auf Social–Media Plattformen sorgen für eine verzerrte Selbstwahrnehmung. Selbst Ich als gelegentliche Userin merke: Gut geht es mir damit nicht.

Wow – so schön. Volle Lippen, makellose Haut, große mandelförmige Augen: Bin das wirklich ich? Ich starre in den Screen meines Smartphones und spiele mich auf Instagram mit den Gesichtsfiltern. Viele davon sind ganz witzig: Man nimmt Gesichtszüge von Tieren an oder kann verschiedene Haarfarben ausprobieren. Es gibt aber auch viele „Facetuning“ – Filter, die das eigene Gesicht so weit verändern, bis man sich nicht mehr wiedererkennt. Alles im Gesicht wird perfektioniert: Farbe, Form und Größe. Ich wende den „shiny foxy“ – Filter an und denke mir wie gut ich ausschaue. Wow, so hätte ich das im echten Leben gerne. Und während ich weiß, dass das nur ein Filter ist und ich in Realität nicht so ausschaue, ist mir gleichzeitig nicht bewusst wie viel an meinem Gesicht verändert wurde. Ich swipe den Filter weg und bin schockiert. Schon viel. Wirklich, wirklich viel.

Angeknackstes Ego

Normalerweise komme ich mit meinem Aussehen halbwegs gut klar und fokussiere mich nicht darauf. Meine Prioritäten sind mein emotionales Wohlergehen und die Menschen in meinem Leben. Trotzdem rüttelt der Vergleich mit dem optimierten Gesicht an meinem Selbstbewusstsein. Mit dem Filter wurde mir sehr schnell klar, wie viel schöner ich aussehen könnte, aber auch, dass ich dieses Maß an Perfektion nie ohne einen Schönheitseingriff erreichen werde. Ich fühle mich für ein paar Minuten schlecht und schließe die App. Mir war nie bewusst, wie realistisch diese Filter sind. Hätte ich diese Erfahrung mit den Filtern nicht gemacht, würde ich nicht sofort wissen, wenn Influencer: innen sie verwenden und annehmen, dass ein „perfektes“ Äußeres überproportional oft vorkommt.

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Influencerin Bree Lenehan klärt über Instagram - Filter auf.

Krankhaftes Streben nach Perfektion

„Snapchat Dysmorphia“ oder „Selfie – Dysmorphia“ nennt man ein Phänomen, bei dem das konstante Bearbeiten des Gesichts durch Filter oder Facetuning – Apps zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung führt. Man vergleicht sich mit einem Bild von sich selbst, welches in der Form nie erreichbar ist. Selbst operative Eingriffe schaffen nicht unbedingt Abhilfe. Die Merkmale, die man sich wünscht wie z.B. eine kleinere Nase passen manchmal rein anatomisch nicht zum Rest des Gesichtes oder kreieren gesundheitliche Probleme. Auch sonst ist eine 100% - ige Angleichung an das bearbeitete Gesicht einfach nicht möglich. Trotzdem verwenden immer mehr Personen regelmäßig Face – Filter. Einige meiner Freund: innen machen gar keine Selfies mehr, ohne darauf zurückzugreifen. Egal ob mit oder ohne anderen Personen im Bild: alle kriegen den Filter. Und ich muss mir nur denken: Ist das noch gesund?

Influencerin Bree Lenehan zeigt in einem Instagram – Reel auf, wie sehr die Instagram – Filter ihr Gesicht verändern und leistet damit einen wichtigen Beitrag. Nur mit der Aufklärung wie Filter und Facetuning – Apps funktionieren und der wichtigen Nachricht, dass diese von niemanden benötigt werden, kann dem Problem entgegengewirkt werden. Selbst, wenn ein Filter einem das Gefühl gibt, besser mit seinem Aussehen klarzukommen: der Effekt hält nur kurzfristig an. Stattdessen kann eine ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst und der Annahme von professioneller Unterstützung durch Therapeut: innen Abhilfe schaffen.

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