Angst vor der FPÖ?

29. September 2015

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Umfrage
Foto: Simone Egarter

Von „FPÖ-Wählen aus Notwehr“ bis richtige Angst" vor Strache. So denken unsere Wiener Passanten über einen möglichen Wahlerfolg der Freiheitlichen in Wien. 

Nach dem großen Wahlerfolg der FPÖ in Oberösterreich und den anstehenden Gemeinderatswahlen in Wien, fragt Biber nach: „Was erwartet Wien?“ Unsere Passanten erzählen über ihre Ängste und geben Wahlprognosen für Wien ab. Die meisten glauben nicht an das "blaue Wunder" in Wien, sehen die FPÖ aber erstarken. Den Wahlerfolg der FPÖ in Oberösterreich bewerten viele sehr unterschiedlich. Mit „schrecklich“ kommentierten einige der Befragten den Wahlausgang und wünschen sich kein ähnliches Ergebnis für Wien. Andere sehen die FPÖ als legitime Alternative zu Häupl und kritisieren den Umgang mit der Asylpolitik. 

Von den Befragten, die der FPÖ nicht abgeneigt sind, wollten allerdings die wenigsten ein Bild von sich veröffentlichen und wir mussten einige Kommentare anonymisieren. 

„FPÖ-Wählen ist ein Notwehr-Akt“​

Umfrage
Foto: Simone Egarter

(Josef, mittleren Alters, getroffen in Floridsdorf)

„Es geht nicht darum, was die FPÖ anzubieten hat. Das wird sich nach der Wahl zeigen. Häupl ist aber schon über seinem Ablaufdatum. Viele Wähler fühlen sich nicht ernst genommen, angesichts der Bedrohung. FPÖ-Wählen ist ein Notwehr-Akt, denn unsere Ordnung ist bedroht. Die FPÖ kanalisiert die Ängste der Menschen. Das ist immer noch besser, als wenn sie auf die Straße gehen und gewalttätig werden.“

„Es geht nichts weiter.“

Umfrage
Foto: Simone Egarter

Christoph, 32 (getroffen auf der Mariahilferstraße)

„Ich habe ein bisschen Furcht vor der FPÖ, allerdings wird die Partei nach der Wahl nicht viele Möglichkeiten haben. Ich fürchte mich mehr vor dem 'Klima der Angst' und einer 'Welt gegeneinander'. Schuld sind auch Rot und Schwarz, die sich gegenseitig blockieren. Es geht nichts weiter.“

 

„Ein bisschen wie Orban.“

(anonym, zwei Pensionistinnen, getroffen am S-Bahnhof Floridsdorf)

Zwei ältere Damen, die nicht namentlich genannt werden wollen, erzählen von ihren Ängsten angesichts der „Flüchtlingsflut“. Strache würde das Problem zumindest benennen. Ein bisschen wie Orban und weniger wie Merkel sollten die Politiker in Österreich agieren, meinen die beiden.

 

„Ich wähle FPÖ seit ich 18 bin.“

(anonym, Herr mittleren Alters, getroffen in Floridsdorf)

Ein eingeschworener FPÖ-Wähler, der gerne anonym bleiben möchte, hofft auf den Sieg Straches und wettert gegen die Politik der Verschuldung und des Verleugnens, welche er der SPÖ zurechnet. Er wünscht sich die absolute Mehrheit für Strache, sieht die Chancen dafür aber als unrealitisch an. 

 

„Hoffentlich nicht in Wien.“

Umfrage
Foto: Simone Egarter

Christoph, 26 (v.r.), Makbule, 20, Chris, 18 (getroffen auf der Mariahilferstraße)

 

„Hoffentlich gewinnt die FPÖ nicht“, sagen die drei. Der blaue Wahlerfolg in Oberösterreich war für sie: „schrecklich“. „Aber ich sehe so viele Österreicher, die gerade jetzt Flüchtlingen helfen“, sagt Makbule.

 

„Blaue Haare sind super, aber bitte nicht Blau am Stimmzettel.“ 

Umfrage
Foto: Simone Egarter

Tina, 16 (getroffen am Westbahnhof)

 

„Ich finde es ziemlich schrecklich. Ich wünsche mir alles außer Strache als Bürgermeister. Ich würde normalerweise grün oder die NEOS wählen, aber damit Strache nicht Bürgermeister wird, würde ich in Wien rot wählen. Strache wäre das schlimmste Übel und sein neuer Rap ist einfach peinlich. Blaue Haare sind super, aber bitte nicht Blau am Stimmzettel.“ 

 

„FPÖ wird abgehen wie eine Rakete“

Umfrage
Foto: Simone Egarter

Benni (r.) und Philipp (l.), 25(getroffen am Yppenplatz)

 

„Ich glaube nicht an einen Wahlsieg der FPÖ in Wien. Wien ist schon seit Jahrhunderten multikulturell. Die Menschen in Oberösterreich haben Angst, weil sie 'das Fremde' nicht kennen, in Wien ist das aber nicht so schlimm, weil wir das Zusammenleben mit anderen Kulturen gewohnt sind. Es gibt sicher keinen Strache als Bürgermeister", sagt Benni. „Ich hab' schon Angst, dass die FPÖ in Wien abgehen wird wie eine Rakete. Ich hoffe, sie bleiben unter 30 Prozent. Wenn Strache Bürgermeister wird, zieh' ich weg“, sagt uns Philipp. 

 

„Die eigenen Leute zu diskriminieren darf nicht sein.“​

(anonym, Pärchen mittleren Alters, getroffen in Floridsdorf)

„Das Asylthema stärkt die FPÖ, aber es geht auch um TTIP und dergleichen. Man weiß zu wenig. Die FPÖ könnte sogar auf Platz eins kommen. Allerdings knapp“, meint der Herr. „Wenn der Bürgermeister weiter seine komischen Statements abgibt. Dass Strache es mit der Angst zu tun bekommt, sagt Häupl. Wo hat er das denn her?“, beschwert sich die Dame. „Der Bürgermeister hat auch gesagt, dass ihm 15 Asylanten lieber sind als ein Wiener“, ergänzt ihr Mann. Seine Frau entgegnet darauf: „Die eigenen Leute zu diskriminieren darf nicht sein.“ 

 

"Die Leute gehen eher zum Schmied als zum Schmiedl."

Umfrage
Foto: Simone Egarter

Konstantin (r.), 20 und Schlucker (l.), 20 (getroffen in der Thaliastraße)

 

„Der Wahlerfolg war zu erwarten, aber trotzdem schockierend. Die Großparteien rücken nach rechts, um den Blauen das 'Asylthema' wegzunehmen. Aber die Leute gehen eher zum Schmied als zum Schmiedl. Es gibt keine klare Abgrenzung der Großparteien zur FPÖ. In Wien sieht es anders aus, und die FPÖ wird nicht so viel gewinnen“, sagt Konstantin. „Es hat etwas mit der Flüchtlingsthematik zu tun, aber nicht nur. Der Grund für die Stärke der FPÖ liegt tiefer. Aber Platz eins für die FPÖ ist unwahrscheinlich“, meint Schlucker. 

 

„Strache guter Politiker, aber nicht für Wien.“​

Umfrage
Foto: Simone Egarter

Can, 18 (getroffen in der Neubaugasse)

 

„Es ist denkbar, dass die FPÖ gewinnt. Strache hat seine Karten gut ausgespielt und er ist ein guter Politiker, aber nicht für Wien. Angst vor Strache haben wir nicht. Diskriminierung im Alltag könnte jedoch größer werden, wenn die Leute von Strache  als Bürgermeister Rückendeckung bekommen.“ 

 

„Ich habe richtig Angst.“​

 

Umfrage
Foto: Simone Egarter

Rümeysa (v.l.) 15, Betül und Ayse, 17 (getroffen in der Neubaugasse)

 

„Die Meinung in Oberösterreich über Flüchtlinge ist wahrscheinlich, dass das Wirtschaftsflüchtlinge sind und Leute vom IS. Die FPÖ hat auch Chancen in Wien, aber es wäre besser, wenn sie unten bleiben. Jede andere Partei könnte von mir aus die Mehrheit haben, außer FPÖ“, sagt Rümeysa. „Wenn Strache Bürgermeister wird, würden viele Ausländer wieder in die Heimat zurückgeschickt. Ich habe richtig Angst“, sagt Betül. „Die Wähler der FPÖ wissen es nicht besser und sie sind dumm“, meint Rümeysa außerdem. „Angst vor Strache müssen die armen Flüchtlinge haben“, sagt uns Ayse. 

 

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