Herr Arnautović, warum schreiben Sie Ihren Familiennamen falsch?

06. September 2022

Marko Arnautović hat seine Produktpalette erweitert. Neben Übersteiger und einem strammen Schuss listet der Profifußballer neuerdings Hochprozentiges in seinem Portfolio auf. Dazu gehören Gin, Wodka und Rum, die unter dem Begriff „Premium Spirits“ zusammengefasst sind. Auf der Homepage wird dem interessierten Besucher versprochen: „Marko Arnautovic wollte seinen Fans etwas zurück geben, etwas was für seinen Charakter steht, etwas was seine Leidenschaft widerspiegelt und seine Wurzeln.“ Was auf den ersten Blick wie ein schlecht kopiertes Marketingsatzerl daherkommt, verstört mich nachhaltig. Ich erkläre dir, warum. Und nein, es sind nicht die Rechtschreib- und Beistrichfehler.

Marko Arnautović war immer schon einer meiner Lieblingsfußballer in Österreich. Er hat eine Riesenklappe, überragende Technik, Egoshooter-Mentalität und spielt im Herbst seiner Karriere sogar effizient und mannschaftsdienlich. Unvergessen sind Markos verbale Ausrutscher, die sich jetzt schon in unser Kollektivgedächtnis eingebrannt haben. Dem Polizisten „Ich verdiene so viel. Ich kann dein Leben kaufen“ bei einer Verkehrskontrolle entgegenzuschleudern, ist unerwartbar und genial zugleich. Oder dem eigenen Goalie nach dem Spiel in einem Interview Rosen zu streuen und „Shampoo“ (statt dem französischen „Chapeau“) vor ihm zu ziehen, zeugt von überragender Selbstironie gepaart mit jugendlicher Nonchalance. Marko, unser Alpen-Ibrahimović, hat es ganz weit gebracht und ist Vorbild für viele Nachwuchskicker dieses Landes, vor allem für die -Ić-Träger im Familiennamen.

Moment!

-Ić-Träger?

Arnautovic?

Ja, genau. Unser Jugo-Bruder vermarktet seinen eigenen Vodka mit falsch geschriebenem Familiennamen? Dabei hat er nie seine Wurzeln geleugnet. Gerade deswegen trifft mich diese sprachliche Assimilierung besonders hart. Er ist nicht der Erste, dessen Name in der Öffentlichkeit entstellt wird. Der zu Wolverhampton gewechselte Saša Kalajdžić (Schnelle Besserung, Saša!) konnte anfangs seinen Vor- und Nachnamen nur schwer in journalistischen Artikeln wiedererkennen. Er hat – wahrscheinlich wie Marko – aufgegeben, Leute auszubessern. Nach dem Motto, is eh scho wuascht.

Aber Marko, es ist nicht wurscht, wie du überzeugend als Verkaufsargument auf deiner „Premium-Spirits“ Homepage verkündest. Dort steht geschrieben: „Es steht mein Name drauf. Es muss das Beste sein.“

Anbei ein paar Hatscheks, die ihr, meine Journo-KollegInnen, gerne verwenden könnt: ć, Ć, č, Č, ž – und weil die türkischen MitbürgerInnen es auch verdienen, richtig geschrieben zu werden, gibt es ğ und Ş gratis dazu!

 

 

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