Nie mehr Schule

05. September 2022

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Celina Dinhopl
Ganz lange her: Die Autorin Celina als 12-Jährige nach dem Schwimmunterricht.

Für die Jugendlichen in Wien, Niederösterreich und Burgenland geht’s ab heute wieder in die Schule. Ein Anlass für mich, an meine Schulzeit zurückzublicken- mit lachendem und weinendem Auge.

 

Auf dem Weg zur Arbeit kam ich heute vielen Jugendlichen und Kindern mit aufgeregten und ermüdeten Gesichtern, mit Rücksäcken und Schultüten entgegen. Ab heute geht es wieder in die Schule- zum dritten Mal bin ich nicht dabei. Im ersten Moment bin ich erleichtert darüber, mich nicht mehr in die Schule plagen zu müssen.

Für mich war die Schule ab dem Teenageralter eine Qual. Morgens jeden Tag aufstehen, stundenlang mit Themen beschäftigen, die mich gar nicht interessieren und dann nachhause kommen und dann noch einen Haufen Hausaufgaben machen, die sowieso meistens abgeschrieben wurden. Gegen Ende meiner Schulzeit habe ich förmlich die Tage gezählt, endlich rauszukommen- in das wirkliche Leben. Denn damals war es bestimmt von der nicht-endenden Angst, Mathe nicht zu bestehen. Es war bestimmt von eigenen Problemen und Unsicherheiten, für die wenig Zeit und Wissen da war, um damit nebenbei umzugehen. Ich erinnere mich an Streit mit meinen Freundinnen und unerwiderte Gefühle für Klassenkamerad*innen. An das Gefühl der Fremdkontrolle über mein Leben, weil alles für mich bestimmt wurde.

Inzwischen kann ich über mein Leben selbst entscheiden. Die nicht-endende Angst von Mathe hat in einer bestandenen Kompensationsprüfung und einem Bachelorabschluss in Publizistik geendet. Mein Leben ist jetzt anders. Damit kommt der zweite Moment, darüber nachzudenken. Darüber nachzudenken, dass es auch viel Schönes gab. Ich erinnere mich an die Möglichkeit, jeden Tag meine Freundinnen zu sehen- ohne große Mühe, einen passenden Termin zu finden. Ich erinnere mich an lustigen Unterricht, an Wissensdurst und coole Lehrer*innen. An das Riesenrad in London und an Redewettbewerbe, bei denen ich fast gewonnen hätte. Man kommt auch ins Grübeln darüber, was man heute besser machen würde. Hätte ich in Physik besser aufgepasst und nur eine Stunde weniger mit meiner besten Freundin geredet, würde ich die Welt vermutlich besser verstehen. Hätte ich mir nur eine Stunde länger Zeit gegeben für den Französischtext, wäre vermutlich für meine Parisreise diesen Sommer mehr hängengeblieben.

Wenn ich Schüler*innen eines mitgeben kann, dann das: Es geht vorbei. Es sind nur ein paar Jahre und man ist schneller draußen, als man denkt. Im positiven, aber auch negativen Sinne. Die Schule kann verdammt hart sein und es bestimmt nicht den Rest des Lebens, aber man kann das Beste daraus machen. Denn auch für mich sind inzwischen drei Jahre vergangen und so sehr ich mich gefreut habe, als es vorbei war: Manchmal vermisse ich sie sogar.

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