Normierte Brüste

11. August 2015

Letzens habe ich eine Kolumne über Brüste geschrieben. Über solche, die nicht politisch, sondern modisch frei wippen. Unterm Pulli oder Shirt, quasi deutlich durchblitzende "Mode-Erscheinung". Julia hat mir darauf einen Brief geschrieben und beklagt sich über einen Einheitslook:

 

"Seitdem ich schwanger bin und sich somit auch meine Brüste verändert haben, empfinde ich meine BHs als extrem unbequem. Dazu kommt die schwitzige Sommerhitze – für mich also Zeit, mich vom dauernden BH-­Getrage zumindest teilweise zu verabschieden. Mir geht es hier nicht um ein „Fashion-­‐Statement“. Ganz im Gegenteil: Ich sehe es als Form von Freiheit, mich nicht aufgrund von irgendwelchen Moderegeln in unbequeme, zwickende Klamotten begeben zu müssen. Allerdings hat Mode natürlich ja auch eine Funktion von sozialer Konvention. Es wird ein bestimmtes Aussehen von einander erwartet und man bildet sich aufgrund dessen eine Meinung des Gegenübers.

Hier empfinde ich es auch nochmal als zusätzliche Freiheit, dieser Konvention nicht bedingungslos folgen zu müssen und gewisse Regeln zu hinterfragen. Schließlich kann ich auch bei manchen Männern die Nippel durchs T–Shirt erkennen – na und??!

In BHs werden außerdem die allzu unterschiedlichen Brustformen normiert (vorallem wenn der BH etwas gepolstert ist) – und es entsteht ein Einheitslook. Normierte Brüste finden wir bereits in Werbungen und Modezeitschriften massenhaft. Das finde ich schade – die Verschiedenheit von Brüsten wird schlicht negiert. Da ist es kein Wunder, wenn viele Frauen mit ihrem Brustaussehen unzufrieden sind.

Solange es also so heiß ist und für mich bequem, werde ich es mir gönnen, dieses „Fashion Statement“ beizubehalten – und mich mit Ausnahmen hin und wieder mit dem Tragen von BHs anzupassen.

Schließlich geht es mir nicht darum, andere Leute aufzuregen, negativ zu irritieren oder gar als besonders sexuell aufzufallen. Vielleicht aber kann man damit hin und wieder auch andere anregen, unsere BH-‐„Pflicht“ der Frauen zu hinterfragen und die eigene Freiheit genießen zu können, ohne permanent Moderegeln folgen zu müssen."

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