Peter Friedl. Teatro.
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Peter Friedls multimediale und facettenreiche Kunst erforscht neue narrative Modelle und die Grenzen von Repräsentation. Die AusstellungTeatro konzentriert sich auf einige, immer wiederkehrende Themen in Friedls Werk, wie Sprache, Übersetzung, Modell und – wie der Titel der Schau schon verrät – Theatralik.
Affenmensch oder Menschenaffe?
Im Zentrum der Ausstellung steht die Filminstallation Report (2016), die erstmals auf der documenta 14 (2017) gezeigt wurde. Auszüge des Texts „Ein Bericht für eine Akademie“ (1917) von Franz Kafka, in dem ein Affe vor den „Hohen Herren“ einer Akademie über seine Menschwerdung sinniert, lässt Friedl als Sprechstück mit 24 verteilten Rollen vortragen. Das Besondere: Jeder der Vortragenden ist unterschiedlicher Herkunft und trägt den Text in seiner oder ihrer jeweiligen Muttersprache oder einer Sprache seiner oder ihrer Wahl vor. Von Arabisch und Griechisch, bis über Russisch und Swahili, ist einiges dabei. Nur Kafkas original Prager Deutsch fehlt. Kafkas menschgewordener Affe Rotpeter entfaltet in dieser Videoarbeit eine komplexe Reflexion über die eigene Identität und Anpassung in der Gesellschaft.
Wo Tiere auf dem Boden schlummern
Schreitet man weiter durch die Ausstellung, fällt dem Betrachter auch Folgendes auf: Verschiedene Tierkostüme liegen auf dem Boden der Ausstellung verteilt herum. Krokodil, Katze, Giraffe, Einhorn, … die Kostüme stammen von einer Arbeit aus dem Jahr 1997. Peter Friedl bat für eine Ausstellung im Brüsseler Palais des Beaux-Arts sechzehn Mitarbeiter, ihm jeweils ein Tier zu nennen, das sie als Kind einmal werden wollten. Prompt wurden die Tierkostüme in Kinder- oder Erwachsenengröße angefertigt, die von den Besuchern der Ausstellung angezogen werden durften. Friedl ermöglichte hiermit eine Reise zurück in die Kindheit.
Das Modell als Symbol zukünftiger Realität
In der Ausstellung Teatro lässt sich ebenso die Serie Rehousing (2012-2019) betrachten – Modelle von zwölf Gebäuden auf ebenso vielen Sockeln, die entweder historisch sind, nie realisiert oder bereits zerstört wurden. Mit dabei ist auch das Elternhaus des Künstlers, sowie ein Containerhaus aus einem jordanischen Flüchtlingslager oder eine Nachbildung von Martin Heideggers Hütte im Schwarzwald. Das alles und viel mehr spannende Arbeiten von Peter Friedl gibt es jetzt in der Kunsthalle Wien am Museumsquartier in Wien zu sehen. Dies war die letzte Ausstellung, die Nicolaus Schafhausen als Direktor der Kunsthalle Wien eröffnet hat.
Jeden Sonntag um 15 Uhr gibt es kostenlose Führungen durch die Ausstellung. Der Eintrittpreis kann jeden Sonntag mit der Aktion "Pay as you wish" selbst bestimmt werden.
Bis 9. Juni 2019 in der Kunsthalle Wien, Museumsquartier.
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