Schwabos auf Skiern!

30. November 2015

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Sarajevo, Schnee
Foto by Amra Ducic

Juhuuuu, endlich ist es soweit, der erste Schnee ist gefallen, die kalte Jahreszeit beginnt. Für alle Wintersportbegeisterten, die aber nicht das Geld für einen Luxusskiurlaub in St. Anton, Ischgl oder Kitzbühel ausgeben können, habe ich als waschechte Tirolerin natürlich jederzeit Tipps auf Lager. Einen richtigen Geheimtipp sogar, wo man einen fantastischen Skiurlaub - und das auch noch relativ günstig - verbringen kann. Pssst! Sölden? Hintertux? Fehlanzeige! Bosnien heißt das Zauberwort.

Bosnien? Ja, richtig gehört! Das Balkanland hat wunderbare Skigebiete, wie etwa die „Klassiker“ Jahorina und Bjelašnica nahe Sarajevo, zu bieten, die in den letzten Jahren zunehmend wiederbelebt und für den Tourismus aufgewertet wurden. Ähnlich wie beim Skiurlaub in Tirol (kleiner Scherz am Rande) hält aber auch Bosnien für Touristen aus Österreich und Deutschland ein paar kulturelle Stolpersteine bereit. Aus meiner Erfahrung als Reiseleiterin in Bosnien habe ich deshalb im Folgenden ein paar grundlegende Tipps zusammengefasst:

1. Ja, die bosnische Küche ist deftig. Es wird viel Fleisch gegessen, es gibt aber auch zahlreiche sehr gute Gerichte ohne Fleisch. Iss es, oder lass es bleiben. Aber verzichte lieber auf öffentliches Kalorienzählen und Stöhnen über den Fettgehalt im Essen. Das kommt nicht besonders gut an. Ist doch alles gesund!

2. Zusammen oder getrennt? Generell wird die Rechnung in Cafés oder Restaurants zusammen bezahlt. Also entweder man wechselt sich mit dem Zahlen ab, oder man legt vorher zusammen und bezahlt auf einmal. Natürlich kann man auch darauf bestehen, getrennt zu bezahlen. Damit macht man sich aber recht schnell unbeliebt.

3. Augen immer schön auf die Straße! Wer zu Fuß unterwegs ist, sollte immer darauf achten, wo er oder sie hintritt. Tiefe Schlaglöcher sind keine Seltenheit. Doppelte Vorsicht ist auch an Kreuzungen geboten. Fußgänger haben nicht automatisch Vorrang, auch wenn die Ampel noch so grün ist.

4. Bitte anklopfen! Toilettentüren lassen sich oft nicht absperren. Deshalb empfiehlt es sich, sie nicht einfach aufzureißen, sondern lieber vorher anzuklopfen. Du wirst dankbar sein, wenn andere das tun und, solltest du es selbst einmal vergessen, wirst du es spätestens ab diesem Zeitpunkt immer tun.

5. Fenster zu, oder willst du uns alle umbringen? Mach niemals ohne Vorankündigung mal eben einfach so ein Fenster auf. Lass es einfach bleiben. Solltest du es doch tun, kann es leicht passieren, dass alle fluchtartig den Raum verlassen und du verwirrt alleine zurückbleibst.

6. Bosnier sind von Grund auf gastfreundlich. Nicht umsonst gilt das Land als eines der gastfreundlichsten Länder der Welt im internationalen Ranking. Als Gast wird man stets üppig verköstigt und ein bisschen einheimische, traditionelle Musik darf dabei nicht fehlen. Sätze wie „Wie soll ich denn das alles essen/trinken!“ oder „Oh nein, jetzt geht der Lärm wieder los!“ sind dabei absolut unangebracht. Auch wenn zufällig mal niemand um dich herum deutsch spricht: Respektlosigkeit wird immer verstanden.

7. Sie wissen, wer Walter ist? Du hast absolut keine Ahnung, wer dieser Walter ist, nach dem dich immer alle in perfektem Deutsch fragen? Schau dich doch mal um, er ist einfach überall!

8. Stell deine Tasche nie auf dem Boden ab. Nicht wegen der Diebstahlgefahr, sondern damit das Geld nicht von alleine aus der Tasche hüpft, alles klar?

9. Vorsicht Ustaša! Bosnier freuen sich sehr, wenn man zumindest versucht, ihre Sprache ein bisschen zu erlernen, genau wie Kroaten und Serben auch. Restaurantbesuche eigenen sich hervorragend, um erste Sprachkenntnisse auszuprobieren. Erhöhte Vorsicht ist nur beim Bestellen von Vorspeisen geboten. Keinesfalls -  und ich meine wirklich KEINESFALLS - sollte man nämlich statt „Uštipci“ (sprich Uschtipzi) Ustaša (sprich Ustascha) bestellen. Solltest du es aber, entgegen meinem Warnhinweis, doch tun (Gott steh dir bei!) und der Kellner darauf ganz trocken fragen, ob du sie lieber gekocht oder gebraten hättest, dann hast du eine Lektion in gottergebener Gelassenheit gemischt mit tiefschwarzem Humor gelernt. Mehr musst du nicht wissen.

Alle diese Tipps basieren auf wahren Begebenheiten. Werden sie - mit einem kleinen Augenzwinkern versteht sich - befolgt, steht dem perfekten Winterurlaub in Bosnien garantiert absolut nichts mehr im Weg!

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Kommentare

 

Schwarzer Humor, das zeichnet Bosnier mehr aus als alles andere! Super, wie du es immer auf den Punkt bringst!

 

Vielen Dank! Und ja, tatsächlich vermisse ich den bosnischen Humor hier in Österreich oft sehr!

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