Urlaub nach dem Fall

06. November 2015

Hotel Palace

hotel palace
Daniele Ansidei

Die Hotels entlang der Adria, die in den 1960er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gebaut wurden, prägen immer noch sehr stark das dortige Panorama. Die Bauten haben alle eines gemeinsam: Sie sind aus Beton und Stahl, mit geometrischen Formen und meist auch sehr kolossal gebaut. Dieser Baustil war damals eben modern. Man nennt ihn übrigens „Brutalismus“, nicht weil die Gebäude so brutal aussehen- das Wort kommt vom französischen „beton brut“, das wortwörtlich übersetzt „roher Beton“ bedeutet. Wieder was gelernt. Es geht jetzt aber nicht um Frankreich, sondern um Ex-Jugoslawien. Oder besser gesagt darum, wieso in Ex-Jugoslawien so viele Ferienanlagen entstanden sind. 

Man wollte dadurch beweisen, dass Jugoslawien kein zurückgebliebenes Hinterwelt-Land ist, man wollte den Lebensstandard heben und vor allem nach außen hin zeigen, dass es hier weltoffener zugeht, als alle glauben. Tourismus hat auch eine bedeutende Rolle in Titos Repräsentationspolitik gespielt. Der Bruch mit Stalin hat 1948 zu großer Kritik im Osten geführt, und gleichzeitig blieb Jugoslawien für den Westen ein unbekanntes, kommunistisches Land. Deshalb wollte man eben diesen Internationalismus so unterstützen, mit den neuen Hotels Touristen anlocken und das Image des Landes auffrischen.

Die Ressort-Ruinen von Ex-Jugoslawien

Im Architekturzentrum Wien, in der Halle F 3 im Museumsquartier, gibt es jetzt eine Ausstellung, die sich diesem Thema widmet. „Urlaub nach dem Fall“ ist ziemlich spannend gestaltet, es gibt Exponate zu Interieur, Kunst, Design und Architektur der damaligen Zeit und allerhand coole Videos und Hörproben, die die Ausstellung sogar für Kunstbanausen schmackhaft machen. Besonders beeindruckend sind die Fotos der leerstehenden Ressort-Ruinen, an denen man sieht, in welchem Zustand die einstigen Prestigebauten heute sind, sowie eine Zeitleiste, die die Geschichte von Ex-Jugoslawien sehr gut erklärt.

Also liebe Kinder, nichts wie hin und tut etwas für euer Kulturbewusstsein. Diese Ausstellung ist wirklich alles andere als ein fader Museumsbesuch.

Wo: Architekturzentrum Wien- Halle F3, Museumsquartier

Wann: 05.11-30.11.2015

Öffnungszeiten: Täglich von 10-19 Uhr

Kosten: Normalpreis: € 8 ,– / Ermäßigt € 6,- /Schüler € 2,50 ,–/  Mittwochs freier Eintritt für Studenten von 17-19 Uhr

Nähere Infos findet ihr unter: www.azw.at. oder auf Facebook.

 

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