Vorsicht: Kopftuch mit Symbolik!

29. November 2015

Für Kurier-Chefredakteur Dr. Helmut Brandstätter liegt es quasi auf der Hand, beziehungsweise auf dem Kopf: Das Kopftuch ist ein Symbol. Ein Symbol der Unterdrückung der muslimischen Frau. Ein Symbol, das mit der Trennung von Staat und Religion und dem öffentlichen Dienst nicht vereinbar ist.

Ein Stück Stoff erregt die Gemüter, zumindest wird das medial so vermittelt. Immer wieder diskutieren, bevorzugt autochthone österreichische Männer (!), über ein Kleidungsstück muslimischer Frauen. Von den tief schwarzen ins Gesicht gezogenen Tüchern muss noch nicht einmal die Rede sein, auch „ein bunter Stoff sieht nach Unterdrückung aus“, weiß Brandstätter. Die armen fremdbestimmten Kopftuchweiberl dürfen sich nach Meinung des Kurier-Chefs auch gerne ein Beispiel an der mittlerweile (Kopftuch-)befreiten Emel Zeynelabidin, Tochter des Milli-Görüs-Begründers, nehmen.

Der Zeitpunkt, das Kopftuch wieder einmal zu problematisieren, konnte nicht besser gewählt werden. Ein Revival der „Tücher-Debatten“ dürfte angesichts des Flüchtlings-Integrationsdiskurses, des islamistischen Terrors und  eines salonfähigen Rechtspopulismus besonders spannend werden. Eine Lehrerin mit Hijab, oder gar eine Direktorin oder Staatsbedienstete mit islamischem Kopfschmuck – unvorstellbar, oder? Man möchte der Gesellschaft und den Schülern doch hoffentlich nicht den Eindruck vermitteln, Österreich wäre ein Land der Toleranz und Religionsfreiheit? Und schon gar nicht möchte man öffentlich dafür eintreten, dass Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensweisen und religiösen Ansichten einen Platz in der österreichischen Gesellschaft haben. Nein, wir wollen wieder TV-Duelle mit Bashing-Faktor und die integrationspolitische Rechtleitung erklärter Frauenbefreier.

Das Kopftuch provoziert uns doch noch immer, oder sind wir schon so tiefenentspannt? Da sieht man dann eine Frau mit modischem Kopftuch in einer Fernsehdiskussion, die sich vom islamischen Extremismus bis zu ihrer eigenen Unmündigkeit jeden Vorwurf gefallen lassen muss. Obwohl man im Anschluss an die Sendung noch kurz überlegt: „Die Dame war doch ganz „g’scheit“? Aber für Medienmachen bleibt es dennoch klar: „so g’scheit kann die mit Tiachl ned sein“. Bravo. Besonders muslimische Frauen machen ihren Glauben schließlich sichtbar (im Übrigen auch „ihre Geschlechtsreife“ laut Brandstätter). Eine Provokation, denn in Österreich sind Geschlechtsreife und Religion privat. Rassismus und Intoleranz darf man/frau hingegen ganz öffentlich zur Schau stellen. Zur Schau stellen sollten muslimische Frauen im übrigen auch ihre Reize und den Koran zu Hause in die Ecke stellen oder auf der Mariahilfer-Straße verschenken. Am besten sollte man letzteres unter der Woche versuchen, Sonntag ist schließlich Feiertag. Wieso? Damit die „nicht-unterdrückten“ Verkäuferinnen in die Kirche gehen können. 

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Kommentare

 

ist beendet! Frau dudu kückügül hat es treffend formuliert: muslimische frauen haben keinen bildungsauftrag gegenüber ahnungslosen und bildungsresistenten! Und das ist jeder, der nach dem kopftuch fragt.

Zum kopftuch selbst folgendes: es gibt keinen zwang im glauben! Das weiß jeder und das gilt auch für das kopftuch. In afghanistan z.b. - aber nicht nur dort – dürfen sich mädchen sobald sie 6 jahre alt sind (woanders 9) selbst aussuchen, ob sie das kopftuch aufsetzen oder eine baseballmütze. Alle entscheiden sich freiwillig für das kopftuch! Das spricht doch bände!

Das man das kopftuch auch problemlos wieder absetzen kann, beweist auch das beispiel von frau ayaan hirsi ali: frau ali hat das kopftuch freiwillig abgesetzt und hat anschließend eine erfolgreiche karriere in politik und publizistik gemacht.

Anstatt dauernd auf dem kopftuch herum zu reiten sollten wir lieber welche aufsetzen!

BB

 

Ich weiß gerade nicht, ob das Sarkasmus ist :D Frauen in Afghanistan haben das Recht im Alter von sechs Jahren selbst zu entscheiden, ob sie ein Kopftuch tragen oder nicht?

Ich stehe entschiedenen dazu, dass jede und jeder das Recht haben sollte sich so zu kleiden, so zu glauben und so zu handeln wie sie oder er das für richtig hält. Das Kopftuch gehört zu Österreich wie Schnitzelsemmel, Burekund Baklava. Dennoch leugne ich nicht, dass manche Frauen dazu gezwungen werden, beziehungsweise sie nicht die Möglichkeit haben sich bewusst dazu zu entscheiden ( das ist der Fall wenn man eine 6-Jährige suggestiv fragt: "Willst du ein gutes Mädchen sein, oder eine Schlampe?") Die Mutter meines Mannes zu Beispiel wurde von ihren Schwiegereltern dazu gezwungen, egal ob im Koran steht: "Es gibt keinen Zwang im Glauben". Natürlich kenne ich die selbstbestimmten Frauen, wie Dudu und viele, viele mehr, die um einiges reflextierter das Kopftuch tragen und für ihre Recht kämpfen. Dass Dudu es satt hat, über ihr Kopftuch Auskunft zu geben, verstehe ich, dennoch muss man sich bewusst sein, dass man mit dem Kopftuch etwas verhüllt, was bei den meisten anderen Frauen in Österreich nicht verhüllt ist. Das schafft für manche Erklärungsbedarf. Es legitimitier allerdings nie Rassismus und Gewalt. 

 

 

dass 6 (oder 9)-jährige mädchen in islamischen staaten in wahrheit keine echte wahl haben, dann wissen sie auch, dass das fragwürdig ist und dass danach gefragt werden wird, darf, soll und muss.

Wie sie wissen, sind millionen mädchen davon betroffen. Warum schreiben sie dann "manche"?

Wenn sie wissen, dass es keinen zwang im glauben gibt und gleichzeitig wissen, dass apostasie mit dem tode bestraft wird, dann ist das ein widerspruch, den sie nicht ignorieren können. Insbesondere dann, wenn sie wissen, dass auch das absetzen des kopftuches als apostasie gilt.

Frau kückügül mag selbstbestimmt sein, aber offenbar nicht selbstbewußt genug, um sich einer ehrlichen debatte zu stellen. Oder sind sie derselben meinung wie frau kückkügül, die lautet dass alle kopftuch-frager nur ahnungslos und bildungsresistent sind? Ist das ein produktiver beitrag zur debatte?

Man ist sich im diskurs nicht einmal über die genaue definition von islamophobie einig, aber sie und frau kückügül behaupten einfach es sei rassismus. Daurch wird es aber nicht wahrer. Definieren sie doch für den leser diese kombi aus islamophobie und rassismus. Vielleicht sehen sie dann selbst wie unsinnig diese behauptung ist.

Im übrigen ist die azhar universität in kairo – deren imamzertifikate in der ganzen eu anerkannt werden – der meinung, das frauen kein recht haben die kopftücher abzusetzen. (quelle: 11.06.2015 frankfurter allegemeine zeitung "azhar universität kairo: islam? Welcher islam?")

was wissen sie, was die sheik shouman von der azhar offenbar nicht weiß?
BB

 

Bitte damit aufzuhören, dass der Akt etwas zu hinterfragen automatisch Rassismus ist. Der Terminus Rassismus wird heute so inflationär gebraucht, dass man sich schon fast daran gewöhnt hat, dass jede Kritik, die mit Migration zu tun hat, automatisch Rassismus ist. Das entwertet den Begriff und nimmt ihm die Schärfe: "Rassismus? Jo eh..." Wenn mann dann wirklichen Rassismus benennen will, nimmt es keiner mehr Ernst.

Ein Kopftuch kann ja auch aus modischen Gründen oder als Abgrenzung zu anderen (auch problematisch!) getragen werden.
Und Ja, die Kopftuchdebatte sehe ich tatsächlich als Beendet an: Denn wenn es aus religiösen Gründen getragen wird, ja da glaube ich auch, dass es ein Symbol für Ungleichbehandlung ist. Denn es ist eine Kleidungsvorschrift, die Frauen betrifft, Männer aber nicht. Das ist per Definition eine Ungleichbehandlung. Punkt. Aus.
Da kann man noch soviel versuchen die Öffentlichkeit mit einer "Selbstbestimmten-Frau"-Show einzulullen. Dann trägt sie halt "selbstbestimmt" ein Symbol der Ungleichbehandlung. Ändert nichts daran dasses Ungleichbehandlung ist.

 

kann ich unterschreiben. eine ehrliche debatte ist von nöten. einfach zu sagen kritiker=fobiker=rassist oder kritiker=ahnungslos und bildungsresistent bringt uns in der sache keinen millimeter weiter.

den islamischen staat "daesch" zu nennen, damit man vermeidet "islam" im namen zu nennen - obwohl "daesh" das akronym für "islamischer staat im irak und syrien ((levante))" ist - ist escapismus vom übelsten.

neulich diskutierten herr baghajati und hamed abdel-samad in graz. 12 bewaffnete polizisten mussten nicht baghajati vor islamophobie schützen, sondern den religionskritiker vor muslimen, die ihn ermorden wollen, weil er den islam kritisiert (=beleidigt")

ich stelle fest: nicht "islamophobie" ist das problem - sondern die Islamophobie-keule! BB

 

Deine subjektive Meinung ist noch lange kein Fakt. Schreibst von Religionsfreiheit, aber kritisiert das Kopftuch. Redest von bedeckten Musliminnen, aber erwähnst nichts von einer Nonne. Zeigst das Religion kein Platz in der Öffentlichkeit hat, aber sagst ja nichts vom Kreuz, das in vielen öffentlichen Schulen, in den Klassen hängt. Ich meine, ich bin ja selbst Muslima und werde wohl wissen, wieso ich es trage und es ist und bleibt der ein und der selbe Grund und das ist nur aus religiöser Überzeugung. Und unterdrückt werde ich nur erst dann, wenn man von mir verlangt dass ich es abnehmen soll. 

 

Sehr fragwürdig, wieso du gerade ausgerechnet den Islam im Mittelpunkt stellst..

 

sind nicht millionen mädchen gezwungen eine nonnentracht zu tragen - das kopftuch aber schon. ja und in österreich.

kreuze haben nichts in öffentlichen einrichtungen verloren.

ich kritisiere alle religionen, lies meine texte im biber archiv.
und sei froh in österreich zu sein, wo du dein kopftuch auf oder absetzen kannst, wie du wilst. in afgahnistan geht das mit dem absetzen nicht. BB

 

Was Zwang angeht.. Ja das könnte es sehr wohl geben, aber dieses Problem hat etwas mit der Familie zu tun, d.h du brauchst es nicht mit der Religion verbinden. (Beweis aus dem Quran: Sure 2 "Es gibt keinen Zwang im Glauben")

Kreuze sind mir egal, heißt es stört mich nicht. (Dich aber schon --> deine Probleme)

Nein, deine Texte brauche ich nicht Lesen, ich finde im Vergleich zu dir einen Sinn im Leben. Du aber hast keine Ahnung warum du überhaupt existierst, deshalb interessieren mich deine Texte erst Recht nicht und deshalb musst du auch die Anderen kritisieren.

Nun, wo und wie ich Lebe ist nicht deine Sache, geh du, wenn es dir nicht passt. Nutze die Reisefreiheit ;)

 

Und Afghanistan ist und bleibt meiner Ansicht nach, demokratisch. LG

 

 

Das ist ein "himmelschreiender" Widerspruch, der dieses ganze vorangegangen Gerede (dieses typisch-reflexhafte "ja nicht über meine Religion nachdenken, sondern sofort mit Anschuldigungen ablenken") umso lächerlicher macht.

 

Abgesehen davon, ob es okay ist oder nicht. Flieg nach Afghanistan und kritisier es dort und nicht bei mir. 

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