Warum der „Quoten-Ausländer“ nicht der richtige Weg ist...

08. Oktober 2020

Wenn es nach den Grünen ginge, sollen bei gleicher Qualifikation Migranten bevorzugt werden. Wäre eine „Migranten-Quote“ tatsächlich die Lösung? Es scheint als wäre die Migrationsdebatte mal wieder neu entflammt.

Um die Vielfältigkeit der Stadtbevölkerung zu verkörpern, sollen laut den Grünen bei gleicher Qualifikation Bewerber, deren Name nicht Gruber oder Wagner lautet, vor ihren autochthon-österreichischen Mitstreitern in Stadt-Jobs eingestellt werden. Das gab das Online-Portal „Wahlkabine“ kurz vorm Wahlsonntag bekannt. Während die Parteien SÖZ, LINKS und die Bierpartei das Vorhaben unterstützen, gaben die etablierten Parteien erwartungsgemäß ihr klares NEIN ab. Der Ansatz, Migranten die Türen am Arbeitsmarkt leichter öffnen zu wollen, ist schön und gut, mashallah. Allerdings könnte die Umsetzung gewaltig nach hinten losgehen.

Angenommen ein stadtnaher Betrieb hat eine bestimmte Anzahl an Mehmets, Kenans und Leylas eingestellt. Was passiert aber dann mit Ali, der vielleicht genauso gut, wenn nicht sogar noch qualifizierter als Peter ist und auch einen Job will? Der Betrieb könnte ihn abweisen mit der Begründung: Wozu noch ein Ausländer? Wir haben eh schon unsere Quote erfüllt. Ali hätte also wieder keine Chance gegen Peter. Diese „Migranten-Quote“ würde dazu führen, dass sich Arbeitgeber bis zu einem bestimmten Grad gezwungen fühlen, Migranten einzustellen. Sobald die Quote erreicht wird, würde das Dilemma wieder von vorne beginnen.  Ein ähnliches Problem kenne ich übrigens auch aus den Diskussionen rund um die Frauen- sowie die Behindertenquote.

Außerdem wäre die Bevorzugung von Ausländern ein medial gefundenes Fressen für „Rechtsgesinnte“ und könnte innerhalb des Betriebes das Arbeitsklima mehr verschlechtern als verbessern. Rassismus und Vorwürfe seitens Bobo-Arbeitskollegen würden an der Tagesordnung stehen: „Der Tschusch is’ nur wegen der Quote da.“ Die täglichen Stammtischgespräche würden mal wieder darauf hinauslaufen, dass die Ausländer einem ja nur die Arbeit wegnehmen... Ich habe die nächsten Wahlplakate bestimmter Parteien schon regelrecht vor mir.     

Ein „Migranten-Bonus“ würde also lediglich „Öl ins Feuer der Migrantendebatte gießen“, bringt es der Integrationsjournalist Nedad Memić im „Heute“-Interview auf den Punkt. Um das Problem der Benachteiligung von Menschen mit Migrationsbiographie in der Arbeitswelt wirklich von Grund auf zu lösen, bräuchte es eine lange und intensive Aufklärungsarbeit innerhalb der Gesellschaft. In Zeiten des Populismus scheint das jedoch ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.

Wir wollen keine Bevorzugung! Wir wollen eine Gleichstellung! Wir brauchen keinen „Quoten-Ausländer“! Ali soll nicht bevorzugt werden! Ali soll die gleichen Chancen wie Peter haben! So schwer ist das doch nicht! 

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