Wo hast du gesteckt, du $%&)$§?!

01. Juni 2015

balkan_jebem.jpg

Balkan, Jebem, schimpfen,
Foto by Alexandra Stanic

„Ma gdje si ti pizda ti materina“*  – mit diesen Worten wurde ich schon als Kind jedes Jahr von meiner Nachbarin in Bosnien begrüßt. Was für einen Österreicher eine Beleidigung wäre, ist für uns Balkaner eine verbale Form des Handschlags.


Die Auswahl an Schimpfereien zieht sich ins Unendliche. Grundsätzlich lautet die Devise: Je mehr gefickt wird, desto besser. Das beginnt bei einem beliebigen Tier, geht weiter bei einem Familienmitglied und macht selbst vor Gott nicht Halt. Aussagen wie „Jebo te konj“ ( Das Pferd soll dich ficken“) oder „Jebo te Cacin Caca“ (Der Vater deines Vaters soll dich f*cken“) sind ganz normal. Nicht einmal die Sonne bleibt verschont und auch Tote müssen (noch einmal) daran glauben. Ach ja und auch der Ausdruck „Idi u kurac“, was so viel bedeutet wie „Geh’ in den Schwanz“ aber eigentlich so viel heißt wie „Geh scheißen“ wird niemanden überraschen. Kurac ist generell ein sehr beliebtes Wort, es wird oft auch einfach nur genutzt, um etwas zu verneinen. Zum Beispiel: „Bist du ausgeschlafen?“ - „Kurac bin ich!“


Die Mutter als Opfer

Eins sollte klar gestellt werden: Bei Mama könnte der Spaß aufhören - vor allem wenn Alkohol mit im Spiel ist. So manch eine Diskussion ist wegen des „Jebem ti mater!“ („Ich ficke deine Mutter“) ausgeartet. Es kann leicht sein, dass eine Konversation über Fußball mit Schlägen eendet. Und auch wenn man „jebem ti mater“ in der Öffentlichkeit sagt, kann es schon mal passieren, dass man einem Vorbeigehenden erklären muss, wen man damit gemeint hat. Meistens is die genagelte Mutter aber nur dahingesagt und nicht ernst zu nehmen. Besonders lustig: Wenn deine Mutter sagt, dass sie deine Mutter fickt. Ja, das passiert. Täglich.
 


Koran oder Slava?

Am ganzen Balkan wird geschimpft, was das Zeug hält. Wer glaubt, das hätte mit Umständen wie Stadt/Land oder gebildet/nicht gebildet zu tun, der irrt sich gewaltig. So verwendet der Onkel meines Arbeitskollegen, der sonst ein irrsinnig höflicher und gebildeter Mann ist, „Jebem ti pile Isusovo“ (Ich ficke Jesus Küken) ständig - auch vor Kindern. Trotzdem gibt es feine Unterschiede, religiöse zum Beispiel. Während Bosniaken beim Fußballspielen dem Gegner „den Koran f*cken“, haut der Serbe dem Gegenüber ein „j*bem ti slavu“ (Ich ficke deine Slava) um die Ohren. Teilweise ist es verdammt schwer, Fluch von Scherz zu unterscheiden. Das Schimpfen kann nämlich auch ein Zeichen von Freude, Überraschung oder Trauer sein. „Jebi ga“ was so viel bedeutet wie „Fick’ ihn“ ersetzt oft das „leider“. „Picko jedna“ (Du Muschi) verwendet man, um jemanden als Feigling darzustellen.

Fünf ziemlich skurrile Flüche:

Jebem ti Boziju mater! (Ich ficke dir die Mutter Gottes!)
Jebo te mrtvi Tito! (Der tote Tito soll dich ficken!)
Jebem ti mater u usta! (Ich ficke deine Mutter in den Mund!)
Dabogda ti otpala noga! (Hoffentlich fällt dir ein Bein ab, so Gott will!)
Jebem ti sunce zarko! (Ich ficke dir die glühende Sonne!)
Jebo te kruh krvavi! (Das blutige Brot soll dich ficken!)
Picka ti materina! (Die Muschi deiner Mutter!)
 


* Soll so viel heißen wie „Na wo steckst du denn so lange“, wortwörtlich in etwa (!): Na wo bist du, Muschi deiner Mutter!

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