Zwei in Eins! - ich bin Mischling.

13. Mai 2016

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Salomon Denkerpose
Foto: Aleksandra Tulej

Ich bin weder schwarz noch weiß. Ich bin Mischling. Neben Vorurteilen, Klischees,  und Identitätskrisen gibt es auch ein paar positive Aspekte.  

Als Kind schon ist mir häufig aufgefallen, wie zornig meine Mutter über merkwürdige Blicke geworden ist. Seltsame Kommentare wie „Ich finde es toll, dass Sie ein afrikanisches Kind adoptiert haben!“ hat meine Mutter nicht nur einmal gehört. Umso älter ich wurde, umso bewusster wurde mir: Ich schaue anders aus als meine Mitmenschen.

Drogendealer mit großem Schwanz

Über die Jahre hinweg machte ich verschiedene Erfahrungen. Frauen, die mich sehen und die Straßenseite wechseln. Oder sich in der U-Bahn auf einmal nervös an ihrer Handtasche festkrallen. Leute, die mir einfach in die Haare fassen, Fragen über meinen Schwanz stellen - Nein, es ist nicht wirklich lustig, wenn man auf so ein dummes Klischee häufig angesprochen wird. Mitmenschen, die fragen, ob meine Haare im Intimbereich genauso ausschauen wie am Kopf. Oder wie lange ich schon hier bin. Ob ich Deutsch spreche. Und dann auch natürlich die häufigen Fragen in schlechtem Englisch „Do you have some drugs for me?“. Polizeistreifen sind meistens unangenehm. Bangende Momente am Heimweg, wenn ich merke, dass ich blöd angeschaut werde. Ich bin sehr froh darüber, dass mir noch nichts Schlimmeres passiert ist. Hoffentlich bleibt es so.

Leute fassen mir an die Haare? Ich fass an ihre Haare!

Ich könnte noch viel mehr Beispiele bringen, aber der springende Punkt ist: Ich ärgere mich nicht mehr darüber. Ich hab sogar ernsthaft mal überlegt, jemandem eine Coca Cola Flasche für 100€ zu verkaufen. Leute fassen mir an die Haare? Ich fass an ihre Haare! Letztens hat mich die Mutter eines Freundes gefragt „Wie lange bist du jetzt schon hier?“ Ich habe geantwortet „Ein Jahr!“ Sie machte mir ein Kompliment darüber, wie gut ich deutsch spreche. Meine Freunde lachten sich schon tot. Wenn nochmal jemand fragen sollte „Sind alle Schwarzen gut bestückt?“ werde ich antworten, dass meine letzte Sexpartnerin an inneren Blutungen gestorben ist.

Afrikanische Hemden und sudern über die Eitrige

Während ich aufwuchs, hatte ich starke Schwierigkeiten herauszufinden, wer oder „was“ ich bin. Eines kann ich jedenfalls behaupten: es macht in keiner Art und Weise einen Unterschied, was du bist. Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich keinen Schwarzen, keinen Mischling, nicht einen Afro-Österreicher oder Österreicher. Ich sehe keinen Ausländer. Ich sehe einen Menschen, der das Glück hat, mit zwei Kulturen aufgewachsen zu sein. Ich trage gerne afrikanisch bemusterte Hemden und sehe das Leben eher locker, esse gerne a Eitrige, und suder gern darüber, wenn das Hotdogbrot alt ist. Ich kriege keinen Sonnenbrand und spreche oft im Dialekt. Ich bin das Produkt von Liebe. Zwei in Eins! Ja, ich bin Mischling.

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