Verein für Integration: " Wir sind ein Wirtschaftsverein, kein Sozialverein!"

12. Mai 2009

Gestern abend versammelten sich in der Brunnenpassage zahlreiche geladene Gäste des Vereins "Wirtschaft für Integration", Medien und Interessierte zum Thema "Ethnomarketing" als auch die Gründung des Vereins und dessen Ziele.

Durch das Programm führte unsere Chefica vom Dienst Ivana Cucujkic und stellte die Experten zur Rede, in welche Richtung sich das Bild des Migranten in der Wirtschaft und des Marketings von Unternehmen verändern könnte.

Der Verein will nicht mehr ausschließlich über die Vorteile von Mehrsprachigkeit und Multikulti reden, sondern auch etwas tun, damit die Unternehmer mit Migrationshintergrund ihre Vorteile in dieser Stadt nutzen können, als auch ihren effektiven Beitrag zur Weiterentwicklung in der Region beitragen können.

Dabei ist das Erlernen der Sprache das wichtigste, meinte Ali Rahimi, ein Wiener Unternehmer und Mitbegründer des Vereins.

Ali Rahimi äußerte gestern klar und deutlich, dass für ihn die Aussagen von Migranten, dass diese mit ihren Unternehmen nicht weiterkommen und Schwierigkeiten haben Fuß zu fassen, weil sie Migranten sind, für ihn nicht akzeptabel sind. Das wäre nur eine Ausrede. Wo ein Wille, da auch ein Weg!

Dr. Georg Kraft-Kinz, Raiffeisenbank-Vorstandschefe, der ebenfalls Obmann im Verein "Wirtschaft für Integration" ist und zusammen mit seinem langjährigen Freund Rahimi die Idee für diesen Verein entwickelte, meint, dass seine Ziele die Abschaffung von Vorurteilen und das Ankurbeln der Wirtschaft sind.

Jedoch ging er charmant auf die Zukunftsziele der Raiffeisenbank ein und betonte, dass er bis zum Jahr 2015 mehr als 10.000 türkische Kunden gewinnen möchte. Dies wäre möglich, indem sich die Menschen mit dieser Bank identifizieren können und man niergendwo in Österreich in einer Filiale erleben müsse, dass eine Frau mit Kopftuch mit Unbehagen angeschaut werden würde.

Auf die Frage, ob Kopftücher am Beraterschalter der Bank möglich wären, meinte Kraft-Kinz, dass dazu noch keine Regelung besprochen wurde. Er lässt es uns wissen, wenn es so weit ist.

Unsere hübsche Chefica und gestrige Moderatorin Ivana bat einen weiteren Experten in die Runde, der das Problem etwas konkreter ansprach.
Der Meinungsforscher Peter Hajek gibt der Politik die Schuld. Die Migranten als Negativbilder für die Bevölkerung wurden jahrzehntelang von der Politik geprägt. Die Leute hätten Angst und Vorteile in sich lange Zeit getragen, die durch Aufklärungsarbeit und Integrationsprojekte nur schwer wegzulöschen sind.

Auf einmal entdeckt die Wirtschaft dem Migranten als den SÜPER-Kunden. Markenbewusst, Stylisch etc.

Problem dabei: Man weiß zwar, dass die Kaufkraft existiert, kennt aber den Hintergrund dieser Menschen nicht und beschäftigt sich nicht mit deren Emotionen, die Impulse für den Konsum freisetzen.

Werbung soll sich also auch auf Migranten konzentrieren? Werbung in der Muttersprache? Werden die Ösis verärgert ? Entstehen da nicht neue Stereotypen? ...wollte unsere Ivana C. wissen:

Und bat Rudi Kobza auf die Bühne.
Rudi ist Werbefachmann und meinte, dass ein guter Werbefritzi in der Lage sein sollte Informationen über die Zielgruppe gut aufzuarbeiten. Dies könnten Befragungen in der Community sein, um sich in die Lebenswelten der Menschen hinein zu versetzen.

Wortmeldung aus dem Publikum folgte: "Werbung über Migranten schön und gut. Auf dem Plakat zwei Frauen mit Kopftuch. Auch schön und gut. ABER! Wie wäre es, wenn Migranten in der Werbebranche Fuß fassen würden. Das wäre doch effektiver und wünschenswerter für Intergration. Oder etwa nicht?

Die Diskussion sorgte für Wirbel und interessante Einwände des Publikums. Wer dabei war, kann hier seinen Senf zum Abend mit scharf abgeben.

 

 

Kommentare

 

ich fands gut, auch wenn offenbar nicht wenige im publikum es verdächtig finden, wenn sich firmen nun der migranten als kunden annehmen.
so als ob das was unmoralisches wär, wenn ich jemand etwas verkaufen will. aber bitte, so gabs wenigstens nicht nur harmonie - das wär ja auch fad.

 

ich habe gestern Abend die Frage gestellt, ob es nach der Definition der Zielgruppe und Identifizierung der Adressierungsstrategie nur darum geht der Zielgruppe das Geld aus der Tasche zu ziehen oder ob man sich auch der integrativen bzw. integrationsschädigenden Wirkung solch gezielter Maßnahmen bewusst ist.

Gebe zu, dass die Frage etwas ketzerisch formuliert war aber hätte nicht damit gerechnet, dass die Frage als Angriff gedeutet wird.

Ich begrüße die Iniative des Vereins und glaube, dass die Ergebnisse langfristig auch positiv sein werden, jedoch sollte sich der Verein vielleicht noch mal überlegen welches der Wörter im Namen "Wirtschaft für Integration" groß geschrieben werden sollte (siehe Logo).

Auch finde ich es nicht ganz optimal wenn der Obmann eines Vereins der sich mit Integration beschäftigt zugibt erst vor Kurzem den Integrationsbericht gelesen zu haben oder sich erst seit Kurzem mit dem Thema beschäftigt bzw. die Wichtigkeit des Themas erkennt. Solche Aussagen könnten durchaus dem Ansehen und der Glaubwürdigkeit des Vereins schaden, von dem ich sehr wohl glaube die Vorbild- bzw Wegbereiterrolle in der österreichischen Wirtschaft einnehmen zu können.

 

wie gesagt: kritische fragen sind immer gut. sonst wäre alles nur eitel wonne gewesen.

wenn jemand ehrlich sagt, er beschäftigt sich mit einem thema erst seit kurzem ist mir das übrigens lieber, als wenn immer alle gleich die großen integrations-experten sind, die dann unter sich ihre expertisen austauschen.

wesentlich scheint mir, dass sich durch den verein eben auch entscheidungsträger mit dem thema beschäftigen, die das bisher

 

mit integrationshintergrund

 

wenn die chefica dort war, wieso war'S dann hier nicht angekündigt ? oder hab ich das nur nicht gelesen?

ganz abgesehen davon hätte ich eh leider selber keine zeit gehabt ...

 

unser fehler: wir wollten die sache aber sicher nicht geheim halten.

 

fands schade, hätte auch vorbeigeschaut

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