Eine Betrachtung von Bogumil Balkansky

Ich kann mich noch genau erinnern. Der TV Apparat hatte ein Gehäuse aus Holz, eine Glasscheibe vor dem Bildschirm und große Drehknöpfe aus Bakelit. Und es war Juli. 1969, im Jahr nach dem Sommer der Liebe. Ein Kerl aus Amerika, ein Soldat, kletterte aus der Mondfähre und sagte jenen Satz der seitdem in die Hagiographie der Phrasen eingegangen ist. Nein, nicht: "Der Adler ist gelandet!" - das war vorher, sondern: "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein gigantischer Sprung für die Menschheit."

Ich war 6.

Das ist nun 39 Jahre her und heute leben Menschen dauerhaft außerhalb unseres Planeten. Sie sind auch keine Soldaten mehr, sondern Frauen und Männer der Wissenschaft.

Dazwischen ist ein langer Weg zurückgelegt worden. Die Stationen auf diesem Weg waren mit Opfern nur so Gepflastert. Damit der Mann im Mond Realität werden konnte, mußten erst unzählige Opfer der Nazis ihr Leben lassen und nach ihnen dutzende Haustiere und, ach wie Gerecht, am Ende auch eine Handvoll der Soldatenastronauten. Bei "den Russen" hießen sie übrigens Kosmonauten. Nun verbrennen hie und da noch Wissenschafter, wahlweise beim Start oder dem Wiedereintritt in die Atmosphäre.

Harter Job, das...

Aber die Kohle stimmt und der Flirtfaktor ist unerreicht.

Apropos. Es gab inzwischen in der bemannen Raumfahrt - wie originell - die erste Liebestragödie mit Beinahemord aus Eifersucht.

So ist es, wenn es draußen im kalten All, weit vor der Schulter des Orion, menschelt.

Den letzten Akt im Menscheln erleben wir erst dieser Tage. Auf der Internationalen Raumstation ist das Klo kaputt. Ein Eiltransport schafft Ersatz herbei. Inzwischen? Hm...

Dieser Aspekt der Raumfahrt ist gleich nach der Nahrungsaufnahme im All schon oft Thematisiert worden. Die Scheiße der Raumfahrer kam im Ranking noch vor dem Thema Tod im All durch Verbrennen, Erfrieren, Ersticken und/oder Platzen.

Die ersten Menschen Im All - der allererste war übrigens ein sowjetischer Soldat, der Testpilot Juri Gagarin - mußten/durften/konnten/sollten in ihren Raumanzug pissen und kacken. Dann, für Saljut 1, die erste Raumstation, wurde eine Art Staubsauger für Scheißtrümmerln entwickelt und dieses Prinzip ist bis heute state of the art.

Während ich diesen Text schreibe, hat die Eilpost ins All die Raumstation erreicht und die erste Klomontage im All ist vollbracht. Wehr wohl als erster aufs Topferl durfte?

Ich warte mit Spannung auf weitere Facetten des Menschseins im All. Nach der Raumbestattung der Asche von "Scotty"-Darsteller James Doohan aus "Raumschiff Enterprise" ist nun wohl die Zeugung und Geburt von Menschen im All dran.

Wann kommt der erste Porno?