KANAKE! Türke sein in Österreich

08. März 2009

Türke, Mensch, sein in Österreich – „Kanake“

 

„Herst Oida, am Sportplatz gibt es mehr Kanaken als Menschen!“

 

Welcher Türke musste nicht einmal das abwertende Schimpfwort „Kanake“ einstecken. So wie ich viele male in meinem Leben. Nach einem Fußballspiel war es wieder einmal soweit. Ich wurde liebevoll von meinem Gegenspieler als „Kanake“ beschimpft. Worauf ich ihm voller Stolz zugelächelt habe. Wieso werden Sie sich fragen?

 

Es hat mir gefallen als Mensch beschimpft zu werden, denn ich bin einer. Nämlich das Wort entstammt von kanaka maoli, einer hawaiianischen Bezeichnung für Mensch. Es wird Sie wundern, denn es gibt ebenfalls ein Volk, das sich ehrenvoll als Kanaken bezeichnen. Kanaken sind melanesische Eingeborene in Neukaledonien im Südwestpazifik. Einen berühmten Kanaken werden alle Fußballliebhaber kennen: Christian Karembeu.

 

Zurück zu meinem österreichischen Freund. In Wirklichkeit hat mich mein Gegenspieler als Mensch beschimpft, damit hat er eigentlich sich selbst abgewertet. Denn anscheinend, ist er selbst keiner.

 

Eigentlich wollte ich über die Türken in Österreich schreiben, jedoch musste dieses Thema klargestellt werden.

 

Jetzt zu meinem eigentlichen Thema. Türke sein in Österreich

 

Die Geschichte der Türken 2. Republik beginnt in den 60er Jahren. Alles was vorher geschah ist in den Geschichtsbücher zu lesen. Im Zusammenhang mit der Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte wanderten seit Beginn der 60er Jahre türkische Staatsbürger nach Österreich zu. Es war also nicht die 3. Türkenbelagerung, wie manche behaupten, weil die Zuwanderung durch zwischenstaatliche Abkommen geregelt wurde.

 

So begann alles. Nur wenige hatten die Absicht, sich in Österreich niederzulassen. Der eine wollte für die Hochzeit, der andere für ein eigenes Haus und ein anderer für ein Vieh das nötige Geld verdienen und heimkehren. Für viele war Österreich ein Zwischenstopp für die Reise nach Deutschland. Jedoch kam es anders. Mittlerweile sind 50 Jahre vergangen und Türken sind in Österreich zu einem wesentlichen Bestandteil der Bevölkerung geworden – sie sind vom Gastarbeiter zum österreichischen Staatsbürger aufgestiegen. Nach aktuellen Zahlen haben bereits mehr als 120.000 die Staatsbürgerschaft. Die Zahl aller in Österreich lebenden Türken können auf gut gesamt 230.000 geschätzt werden. Am Rande kann gesagt werden, dass wohlauf „türkische“ Wähler die letzten Bundespräsidentswahlen zu Gunsten Dr. Heinz Fischer entschieden haben. Wieder stehen Wahlen vor der Tür und es ist wohl sicher, dass türkische Stimmen sehr mitentscheidend für den Wahlausgang sein werden. Soviel Politik ist genug, jetzt zum Menschlichen.

 

Ich selbst fühle mich in Österreich sehr wohl und bestimmt auch meine Landsleute. Natürlich gibt es Probleme im Alltag, aber diese sind nicht unlösbar. Das wohl größte Problem der Türken in Österreich ist das Problem, nirgendwo hinzugehören. Man lebt zwischen zwei Welten und man hat das Gefühl, in keiner dieser als ehrwürdiger Mensch akzeptiert zu werden. In der Türkei ist man der „Deutschländer“, in Österreich der „Ausländer“, aber wo wird der Türke zum Menschen? Der Türke ist in seinen eigenen vier Wänden, Mensch. Daheim ist man mit der Familie unter sich und niemand wird hier als Deutschländer oder Ausländer angesehen. Ganz nach Goethes Motto: Hier bin ich Mensch, hier kann ich sein. Wir wollen aber überall, auf jedem Millimeter Boden Österreichs daheim sein und uns wohl fühlen. Ich glaube, das ist nicht viel verlangt. Dialog, Fairness und Toleranz, diese sollten die Grundlagen für ein menschliches Zusammenleben sein.

 

Ich möchte hier nicht groß alle Probleme aufzählen, weil alle lösbar sind. Jedoch das Gefühl nirgendwo hinzugehören und nicht ganz akzeptiert zu werden, schmerzt sehr. In der Verschiedenheit liegt das Schöne. Unsere Vielfalt ist unser größtes Hab und Gut. Bauen wir Vorurteile ab: Kommt uns einen Schritt entgegen und wir laufen euch in die Arme.

 
Verfasser: Teoman T.

Kommentare

 

boaaaa..dm hat goethes weisheiten umgeschrieben. gedankenraub...pfui dm. :)

du schreibst über die türken, weil du einer bist. aber sprichst vielen anderen "ausländern" und in der heimat "deutschländern" aus der seele.

ich hatte lettzens nach einer interessanten doku..wieder mal interessanten doku vor, über die auslandsstämmigen, mittlerweile schweizer staatsbürger zu schreiben. stress hat mich davor abgehalten...und jetzt erinnert mich dein blog wieder daran.

es ging um den fremdklingenden namen der menschen. bei der lehrstellensuche, bei der jobsuche...egal. die absagen häufen sich, wo das gespräch meistens über das telefonat nicht hinauskommt.
manche haben sich entschieden zu drastischen identitätsmaßnahmen zu greifen und den namen zu ändern.

und in der schweiz is des goarnet so einfach...gesetze hindern die menschen daran, wo sie über schwere hürden laufen müssen, um sich, trotz des schweizer dialekts und akzentfreiem sprechen, durch den namen verraten.

tatsiki tariki papiki bla bla...sollte in riefenegger umgetauft werden, so ein betroffener, weil er so schön schweizerstämmig ist.

ich hab zwar auch erfahrungen damit gemacht, dass mich für manche leute mein IC am ende des nachnamens verraten hat udn ich darauf gefragt wurde, woher ich komme. aber ich könnte das nicht ..."meinen namen ablegen"..um irgendeinen verdeutschten anzunehmen, nur weil ich dann mehr akzeptiert werde. (ausnahme wäre eine heirat. da nimmt man den namen des mannes aus praktischen gründen und aus liebe an)...

aber aufeinmal einen wildfremden namen,ohne bezug und ohne vergangenheit anzunehmen, sommeregger, schmidt, schneider oder mayer zu heißen...nur weil man sich die dämlichen fragen, vorurteilslastigen bemerkungen erspart....
scheiß drauf.

 

Ich habe mir vor 3 Jahren einfach einen neuen 2ten Vornamen genommen.
Bei meinem Nachnamen habe ich "Glück".

Ich verstehe genau was du meinst.

 

Kommt uns einen Schritt entgegen und wir laufen euch in die Arme. uuuuur schön gesagt :)

 

Teoman, feiner Blog.

 

heute ist nicht alle tage ich komm wieder das ist kein frage:)

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