FRAGEN ZU HUNDEN, JUNKIES UND UNS SELBST

07. Juli 2008

In manche U-Bahnstationen, ohne sie beim Namen zu nennen, wissen wir alle, sammeln sich die Junkies von Wien. Heute habe ich in einer von ihnen auf meinen Zug gewartet.

Ein Mann sitzt am Bahnsteig auf einer Bank, vorn übergekippt, vollkommen zugedröhnt, weggetreten, vielleicht auch ohnmächtig, man weiß es nicht so genau. Neben ihm ein Hund. Vorschriftlich und vorbildlich, mit angelegtem Beißkorb, an der Leine, steht er neben seinem Drogenherrchen. Der Griff der Leine liegt auf dem Boden, der Hund steht ganz still neben seinem Herrchen, unruhig sieht er die vorbeilaufenden Menschen an, dann setzt er sich ganz langsam auf seine Hinterbeine, er glubscht aus seiner Hundefresse heraus, fast könnte man meinen einen bekümmerten Blick zu erkennen. Schlussendlich legt er sich auf den Boden und wartet. Worauf? Diese und noch mehr Fragen geistern mir in den Kopf. Der Hund, sagt man, ist ein treuer Freund des Menschen, in diesem Fall der einzige, wie mir scheint. Oft hört man den Vorwurf, hierzulande behandle man die Tiere besser als die Kinder. Wie behandelt unsere Gesellschaft tatsächlich ihre „Kinder“, ihre Kinder die vom Weg abgekommen sind? Wieso sitzt neben einem bewusstlosen Mann bloß ein Hund? Ist der Hundebesitzer bzw. Junkie selbst schuld und was kann sein Hund dafür? Oder sind wir nun den Hunden unterlegen, denn sie übernehmen immer noch die Verantwortung vor der wir uns drücken, mit dem Argument, selber schuld? Und wie steht es mit der Schuld überhaupt?

Kommentare

 

eine sucht ist eine krankheit. jede sucht. angefangen bei nikotin. niemad kann mir erzählen, er raucht weil er "geniesser" ist und es ihm schmeckt. zigaretten schmecken nicht gut, sie schmeckrn ekelig, sorgen für mundgeruch und stinkige klamotten. genau so, raucht niemand um sich besser zu komzentrieren oder um sich zu beruhigen. die ersten 2-3 züge wirken nur beruhigend, weil sie den nikotinspiegel im körper heben, der rest ist pure einbildung. es raucht auch niemand gern, sonder weil er muss. niemand ist mit einem glimstängel im mund auf die welt gekommen. jeder raucher weiß, wenn er an seine erste tschik zurück denkt, dass es harte arbeit war, nicht an ihr zu ersticken und sie schussendlich "genießen zu lernen". ich rauche weil ich nikotin abhängig bin. ich werde nervös wenn meine zigaretten im päckchen knapp werden. ich laufe um 2 uhr nachts zum automaten um mir ein neues packerl zu besorgen. ich öffne es meist gar nicht, mich beruhigt schon die gewissheit, dass ich welche habe. das ist kein normales verhalten.
ich kann mir vorstellen, dass es drogensüchtigen ähnlich geht. abgesehen davon, dass sich ihre entzugserscheinungen nicht "nur" durch nervosität äusern sondern durch hölliche schmerzen. sie gewöhnen ihren körper, so zu sagen, an die jeweilige substanz und können nicht mehr ohne ihr funktionieren. diese menschen brauchen hilfe in form von liebe und zuneigung. sie brauchen niemanden der sie verurteilt weil sie jemeils zu drogen geriffen haben. man verurteilt auch keinen raucher weil er zu zigearette jemals griff.
wegschauchen, gehört bekanntilich zur etikette der "normalen" gesellschaft.

 

Bin voll dabei, Vesna! Jeder der irgendwann, irgendeine Abhängigkeit gehabt hat, oder immer noch hat, kann nachempfinden wie hart es ist. Und vielleicht ist immer wieder hinschauen ein möglicher Weg in unserem Verhalten nachhaltig etwas zu ändern.

 

mit sicherheit, dazu fehlt es leider vielen an mut.
ich kenne eine geschichte einer jungen frau die heroinabhängig war. als ihre eltern wind davon bekamen, schmissen sie sie aus der wohnung und erklärten ihr, dass sie nicht mehr ihre tochter sei. sie brauche nicht mehr nach hause zu kommen ehe sie nicht wieder "normal" ist.
sie lebte sprichwörtlich auf der straße, finanzierte ihre sucht durch prostitution und setzte sich auf einer U-Bahn toilette den goldernen schuss.

ich frage mich oft, ob sie nicht noch leben würde wenn man sie damals nicht sich selbst überlassen hätte?

 

Wow! Arge Geschichte!

 

leider eine von vielen.

 

...fühlen wahrscheinlich mehr als sie denken, nicht so wie wir menschen. das könnte der grund sein warum der hund noch immer da saß, auch als der leinengriff und sein herrchen am boden waren.

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